Jahrgang 2005
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"Es gibt im Glück der Erwartung viel zu entdecken"
 
Der Tag X, der 3. September rückt immer näher. An diesem Samstag wird das mit Spannung erwartete Max Ernst Museum in Brühl mit einem Festakt in Anwesenheit des Bundespräsidenten Horst Köhler offiziell eingeweiht. Bis dahin ist noch viel Arbeit zu leisten. Der Brühler Bilderbogen sprach vorab mit Professor Werner Spies, dem Kurator der Gründungsausstellung und einem der bedeutendsten Kenner der Kunst von Max Ernst.
 
"Ich freue mich sehr auf dieses große internationale Museum", sagt der renommierte Professor. "Dieser wunderbare Bau genießt bereits jetzt eine große Aufmerksamkeit und wird von der ganzen Welt beobachtet. Das Gebäude gehört zu den geglücktesten, die Sammlung ist einzigartig." Werner Spies gerät schnell ins Schwärmen, wenn er vom Max Ernst Museum spricht. Zusammen mit der Direktorin Dr. Gabriele Uelsberg und sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist der ehemalige Direktor des Centre Pompidou in Paris damit beschäftigt, den Aufbau der Ausstellung zu gestalten.
 
Jetzt zeigt sich, ob sich die Theorie in der Praxis umsetzen lässt. Denn Werner Spies und sein Team hatten ein klares Konzept entwickelt, wie die Anordnung der Kunst sein sollte. Er hatte genaue Vorstellungen, wie und wo welches Bild hängen soll, welche Skulptur ihren Platz findet und welche Fotografien gezeigt werden. Es gilt nun, die nach und nach eintreffenden Leihgaben so zu integrieren, dass ein harmonisches Ganzes entsteht. So müssen manche Kunstwerke vertauscht und in einen neuen Zusammenhang gebracht werden. "Der Gang durch die Ausstellung folgt der Chronologie von Leben und Werk von Max Ernst", erläutert der Kurator.
 
Die Sammlung des Max Ernst Museums ist einzigartig. Sie umfasst das plastische Werk mit über 70 Skulpturen, eine Dauerleihgabe der Kreissparkasse Köln. Weiterhin die Sammlung Schneppenheim mit fast dem gesamten grafischen Werk des Künstlers sowie über 700 Fotografien und andere Bilddokumente, D-Paintings, Mappenwerke und Künstlerbücher und vieles mehr. "Hinzu kommen herausragende Leihgaben von Museen in Paris, Stuttgart und Berlin sowie von einigen Privatpersonen", verspricht Werner Spies. Die meisten Werke werden zumindest ein halbes Jahr lang in Brühl zu sehen sein, manche auch länger.
 

 
Spektakuläre Leihgaben
 
"Zum Glück konnte die Eröffnung des Museums verschoben werden. So ist es uns nun möglich, erstrangige, spektakuläre, wenig gezeigte Bilder in Brühl zu präsentieren, von denen einige noch kürzlich bei einer Ausstellung im Metropolitan Museum in New York ausgestellt waren", betont Werner Spies. "Wir verraten noch nicht, um welche Werke es sich handelt. Aber es gibt im Glück der Erwartung viel zu entdecken." Für die bis zum 5. März 2006 dauernde Gründungsausstellung hat der Professor seine guten persönlichen Kontakte in der internationalen Kunstszene spielen lassen. "In diesem Metier läuft alles über private und persönliche Beziehungen. Da helfen einem Freundschaften mit den Besitzern oder Museumsdirektoren. Und man muss sich intensiv bemühen. Die Leute sind dann irgendwann beeindruckt, wenn man hartnäckig bleibt."
 
Schon bald können sich die Besucher aus nah und fern der Kunst von Max Ernst im architektonisch ansprechenden Museumsbau nähern. "Das Haus muss eine Realität und Sinnlichkeit entfalten", hofft Werner Spies. "Das Werk von Max Ernst gehört zu den schwierigsten überhaupt. Sein Werk und die Resonanz darauf gehört zu den stärksten des 20. Jahrhunderts. Es ist sehr subtil und fordert in vielfältiger Weise heraus. Denn Max Ernst war ein Weltbürger. Er drückte sich in verschiedenen Kunstformen aus, in verschiedenen Sprachen. Er lebte in Deutschland, Frankreich und den USA. Er hat viel für die deutsch-französischen Beziehungen getan, vergleichbar in der Kunst nur noch mit Heinrich Heine."
 
Professor Werner Spies gehört zu den bekanntesten Kunsthistorikern der Gegenwart. Der 1937 in Tübingen geborene Wissenschaftler begann Ende der fünfziger Jahre als Volontär beim "Schwarzwälder Volksfreund". "Literatur und Kunst haben mich schon immer interessiert", erzählt Werner Spies, dem zahlreiche Ehrendoktorwürden (u.a. der Freien Universität Berlin und der Universität Tübingen) verliehen wurden. Er leitete Museen, war Kurator vieler bedeutender Ausstellungen. Er gilt zudem als Freund der Künstler und ihrer Werke. Wie kaum ein anderer hat er dazu beigetragen, die klassische Moderne in Deutschland durchzusetzen: als Wissenschaftler, als Kurator und als Journalist (u.a. für die Frankfurter Allgemeine Zeitung). Werner Spies hatte auch einen Lehrstuhl für die Kunst des 20. Jahrhunderts an der Kunstakademie in Düsseldorf. Er lebt in der Nähe von Paris. Als Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung Max Ernst ist er seit vielen Jahren regelmäßiger Gast in der Schlossstadt.
 
Zu der feierlichen Eröffnung des Max Ernst Museums werden am 3. September rund 300 geladene, hochrangige Gäste aus dem In- und Ausland erwartet, darunter Jürgen Rüttgers, der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Anne Picasso, eine Enkelin des großen Künstlers sowie Mitglieder aus der Familie des 1891 in Brühl geborenen Max Ernst. Der Bundespräsident Horst Köhler wird die Eröffnungsrede halten.
 
Viele neue Publikationen

Auch eine Vielzahl von Publikationen wird anlässlich der Museumseröffnung erscheinen. Sie werden im Museumsshop erhältlich sein, der vom bekannten Kölner Kunstbuchhändler Walther König betrieben wird. Darunter befindet sich ein Katalog über das Skulpturenwerk des Künstlers aus der Feder von Dr. Jürgen Pech, ein großformatiger Bildband, ein ausführlicher Museumsführer, der von den Mitarbeitern des Max Ernst Kabinetts erstellt wurde, ein Büchlein, das von der Max Ernst Gesellschaft herausgegeben wird sowie auch das Buch über das Museum mit dem Titel "Von der Kunst, mit den Augen zu trinken", herausgegeben von Werner Spies und Jürgen Wilhelm.
 

 
Ab dem 4. September wird das Max Ernst Museum auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein, am Eröffnungstag zu einem symbolischen Eintrittspreis von 1 Euro. Es wird eine Vielzahl von Führungen geben, ansonsten aber wird die Eröffnung relativ geräuschlos und ohne große Sonderveranstaltungen über die Bühne gehen. Die Kunst wird für sich selbst sprechen.
 
Im regulären Programm finden sich eine Reihe von Mitmachprogrammen für Kinder im Alter von 4 bis 12 Jahren (z.B. plastisches Gestalten mit Holz und Ton) und Jugendliche im Alter zwischen 13 und 16 Jahren (wie etwa "Experimentelle Techniken"). Die teilweise auf mehrere Wochen angelegten Kurse beginnen ab dem 13. September. Ausführliche Informationen sind dem Veranstaltungsführer des Museums zu entnehmen oder auf der Homepage (www.maxernstmuseum.de) abzurufen.
 
Außerdem werden samstags und sonntags regelmäßig öffentliche Führungen angeboten, viele davon kostenlos wie z.B. die Führung "Ein Museum stellt sich vor", eine Einführung zu den Lebensstationen und zu ausgewählten Werken des Künstlers (jeden Sonntag um 11 Uhr) oder die Familienführung "Auf Loplops Spuren", Familien mit Kindern erkunden spielerisch das Museum (jeden Sonntag um 15 Uhr). Weiterhin gibt es Themenführungen (alleine drei im September), einen Seniorennachmittag (jeden Mittwoch um 15 Uhr) und private Führungen.
 
Das Max Ernst Museum im Benediktusheim in der Nähe des Bahnhofs Brühl hat von Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet, am ersten Donnerstag im Monat bis 21 Uhr. Montags bleibt das Museum geschlossen. Die Eintrittspreise sind moderat gestaltet. Erwachsene zahlen 5 Euro, ermäßigte Tickets kosten 3 Euro, Kinder von 6 bis 14 Jahren müssen 2 Euro entrichten, für Kinder unter 6 Jahren ist der Eintritt frei.
 
Tobias Gonscherowski

 

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