Vor wenigen Tagen öffnete die „filterei“ im Jugendkulturhaus Cultra in der Schildgesstraße 112 ihre Pforten. Drei Tage lang wurde die Eröffnung mit einem tollen Programm gefeiert. Doch das war nur der Startschuss zu einem wahren Veranstaltungsmarathon in den kommenden Wochen und Monaten im Cultra, in dem sich auch optisch viel getan hat. Wir haben uns mit Noura Ammann, der Managerin der filterei, Barbara Becker vom Kommunikationsmanagement und Dirk Naumann von der Cultra-Leitung unterhalten.
Schön ist es geworden, das Café mit dem passenden Namen filterei. Noura Ammann und ihr Team haben eine gemütliche Atmosphäre geschaffen, die zum Chillen einlädt. Nicht nur die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die das Cultra hauptsächlich ansteuern, sollen sich dort wohlfühlen. Auch die Nachbarschaft aus Brühl-Ost und darüber hinaus ist herzlich willkommen. „Wir haben ein tolles, urbanes Café. Es gibt pri-ma Angebote, aber auch keinen Verzehrzwang“, sagt die 24 Jahre alte Managerin.
Noura kennt das Cultra, das unter der Trägerschaft des Arbeiter Samariter Bund Rhein-Erft/Düren e.V. steht, seit einigen Jahren. Früher jobbte sie u.a. in der Mobilen Arbeit mit Jugendlichen. Dann absolvierte sie eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau in Köln. Im Mai übernahm sie die filterei, deren Konzept sie mit-entwickelte. Das gastronomische Angebot ist klein, aber fein. Bei der Auswahl der Lieferanten wurde Wert auf Regionalität und Nachhaltigkeit gelegt. Es gibt eine Auswahl heißer und kalter Getränke, Aperitifs und Long Drinks, Cocktails, Wein & Sekt sowie Fassbier von Gaffel und Bio-Pils von Zappes. Klar gibt‘s auch eine Happy Hour mit Special Drinks.
Das Speiseangebot umfasst Snacks sowie Speisen wie das vegane „Mediterrane Sandwich“, das „Grilled Cheese Sandwich“ (für jeweils 5,90 Euro) sowie das „Liquid & Leafy Duo“ (saisonale Suppen & Salate für 11 Euro). Hoch im Kurs stehen auch ausgesuchte vegane Kuchen für 4 Euro oder das vegane Bananenbrot für 3 Euro. Die Preise sind erschwinglich, die Zulieferer kommen aus der Umgebung, es gibt Bioprodukte, die Kaffeerösterei Heilandt setzt auf fairen Direkthandel mit den Kaffeebauern. Die ersten Rückmeldungen waren sehr positiv, auch der Start des eigenen Instagram-Profils „filterei.cafe“ war vielversprechend.
Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag von 15 bis 21 Uhr, freitags und samstags auch bis 0 Uhr. Die filterei ergänzt somit das vielfältige Angebot des Cultras perfekt. Dirk Naumann vom Leiterteam hat mitge-holfen, das Jugendkulturhaus in den 15 Jahren seines Bestehens stetig weiterzuentwickeln. „Das Cultra soll sich zu einem außerschulischen Bildungsort weiterentwickeln, in dem den jugendlichen Gästen auf ganz vielfältige Art kulturelle Bildung in den verschiedensten Bereichen vermittelt wird“, berichtet Dirk Naumann.
Zertifikate bei erfolgreicher Teilnahme
Neben den „normalen“ Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung können die Jugendlichen und jungen Erwach-senen im Alter ab 13 Jahren die kulturellen Bildungsangebote kostenfrei nutzen. „Für die erfolgreiche Teil-nahme an Workshops gibt es Zertifikate, die die Nutzung weiterer Angebote ermöglichen“, sagt Dirk.
Die Ausstattung des Cultras war schon immer herausragend. Nach einer umfassenden Renovierung gibt es neben dem neuen Café eigene Räume für die Podcastangebote, für Filmschnitt und Postproduktion, einen Coworking Space sowie eine Werkstatt mit Möglichkeiten für Sieb-oder 3-D-Druck und ein Produktionsstu-dio speziell für jugendliche Bedürfnisse. Und im großen Veranstaltungsraum können sich die Tänzer austoben, die Bühne kann schnell in ein Streamingstudio umgewandelt werden. Auch ein offener Proberaum kann dort realisiert werden.
In den Monaten September und Oktober finden über 20 Veranstaltungen im Cultra statt. Es gibt einen Flyer, in dem der Veranstaltungskalender bis zum Jahresende zu finden ist. In der filterei gibt‘s jeden Freitag coole Events, angefangen am 6.9. mit einem Cuppongturnier, am 13.9. mit einem Karaokeabend, am 20.9. steigt die „Late Night Thrift“, bei der die Cultra-Gäste Kleidungsstücke tauschen können. „Für alle Fans von Vin-tage-Schätzen. Kleiderstangen zum Aufhängen und zum Stöbern stehen bereit“, sagt Noura. „Damit setzen wir ein Zeichen gegen Fast Fashion und für mehr Nachhaltigkeit.“ Und am 27.9. liefern wechselnde DJs den Soundtrack, um die Woche hinter sich zu lassen und richtig gut ins Wochenende zu starten.
Urban Circle stärkt Selbstbewusstsein
Jeden Donnerstag von 18 bis 20 Uhr (ausgenommen an Feiertagen) dreht sich im „Urban Circle“ alles um urbanen Tanz. Hier geht’s um die Community und den eigenen Ausdruck. Durch Übungen und Input werden Schritte, Freestyle und Choreos geprobt und kulturelles und musikalisches Wissen erweitert. Der Urban Circle stärkt das Selbstbewusstsein im eigenen Stil und schafft vielseitigen Zugang zur urbanen Tanzkultur, wöchentlich wechselnd angeleitet von Enting Zhang und Levin Weis, zwei urbanen Tänzern aus Köln.
Zudem hat das Cultra weitere Veranstaltungsreihen konzipiert. Das „queer.studio.lab“ versteht sich als of-fen, bunt und kritisch. Bei diesem Workshop-Event geht es um Diversität, Gender, Identität, Diskriminierung sowie Intersektionalität auch im Kontext von Social Media. Wichtige Themen sind so der Mittelpunkt von wechselnden Workshop-Formaten. Das queer.studio.lab macht für alle Interessierten ab 13 Jahren den Raum auf für Austausch, Impulse und kreatives Arbeiten.
In der Reihe „Arts & Hearts it‘s getting queer“ werden Fragen gestellt und diskutiert. Als Inspiration präsen-tieren junge Künstler ihre Arbeiten – begleitet von wechselnden DJ-Sets. Die Creative Corners laden ein, selbst kreativ zu werden. Arts & Hearts steht für gemeinsames Abhängen, eine gute Zeit haben bei Musik, Snack-Buffet und klar: Kunst. Das ist der Open Space für alle queers & friends.
Um die bereits angesprochenen Zertifikate erwerben zu können, werden in der Reihe „Level_Up & Get Your Studiopass“ in verschiedenen Workshops die Grundlagen vermittelt, mit denen die Ausstattung des Studios genutzt werden kann. Wer erfolgreich teilnimmt, bekommt den Studiopass und kann selbständig und kos-tenlos die Räumlichkeiten der Studios für kulturelle Bildung buchen und das Equipment nutzen.
Schließlich gibt es noch das spannende inklusive KI-Theaterexperiment „Teachable Machines – Das Thea-ter von Mensch und Maschine“ in Kooperation mit der Gehörlosen-Community. Die Proben finden bis Ende November unter der Regie von Anne Pretzsch und Alexander Weinstock vom „Theater an der Ruhr“ an unterschiedlichen Wochentagen statt.
All diese Angebote an die Jugendlichen sollen dazu führen, dass „sie sich begegnen“, so Dirk, „viele sind niederschwellig“. „Sie können sich inspirieren lassen, voneinander lernen, lernen wie etwas geht. Sie wer-den in verschiedenen Disziplinen besser. So entwickeln sie mehr soziale Kompetenz, sie werden selbstbe-wusster. Wir bieten ein Forum zum Netzwerken und Informieren an“, ergänzt Barbara Becker.
„Im Cultra werden Barrieren abgebaut, daraus entsteht schließlich Jugendkultur“, glaubt Dirk Naumann. Die filterei ist dafür ein weiterer wichtiger Baustein. Das Café muss schließlich keine Gewinne erwirtschaften. Einnahmen decken Unkosten ab und können in neue Projekte reinvestiert werden. Ideen dafür, gibt es genug.
Tobias Gonscherowski