Bilderbogen
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„Neues Projekt zur Integration und gegen Einsamkeit“

(tg) Nach wie vor kommen viele Flüchtlinge aus den Krisenregionen dieser Welt nach Deutschland und nach Brühl, vor allem aus Ländern wie Syrien und der Ukraine. In Brühl-Heide leben 40 Geflüchtete überwiegend aus Syrien auf engem Raum in der dortigen Turnhalle zusammen. Sie werden schon seit einem Jahr ehrenamtlich von Monika Schulte betreut.
Die positiven Erfahrungen, die Monika Schulte im täglichen Umgang mit den Geflüchteten gemacht hat, ließen in ihr die Idee reifen, ein weiteres gesellschaftliches Problem gemeinsam mit Daniela Kilian, der Integrationsbeauftragten der Stadt Brühl, anzugehen. Das Problem der Einsamkeit vieler Menschen. Wie das miteinander verknüpft werden kann, schilderten sie im Gespräch mit dem Bilderbogen.



BBB: Frau Schulte, wie kam es dazu, dass Sie sich ehrenamtlich für die Belange von Flüchtlingen einsetzen?
Monika Schulte: Ich bin seit drei Jahren in Frührente und habe ein Projekt gesucht, in das ich mich einbringen konnte. Eigentlich wollte ich mich für die Bedürfnisse von Senioren engagieren. Ich habe mich dann im vergangenen Jahr im Ehrenamtsportal der Stadt Brühl registriert. Daraufhin kam Charlotte von Eynern, die Ehrenamtskoordinatorin für Neuzugewanderte, auf mich zu. Die Idee des Engagements für Geflüchtete gefiel mir auch. Denn ich wohne in Brühl-Heide nicht weit entfernt von der Turnhalle, in der aktuell rund 40 Geflüchtete leben. Es sind alles junge Männer ganz überwiegend aus Syrien, aber auch aus der Türkei oder dem Iran.

BBB: Und Sie hatten keine Bedenken, ob dieses Umfeld zu Ihnen passt?


Schulte: Ich hatte überhaupt keine Angst, Vorbehalte oder Bedenken, mich auf die Menschen einzulassen. Inzwischen sind das auch alles „meine Jungs“. Manche reden mich sogar mit „Mama“ an. Ich helfe bei allen Angelegenheiten. Ich unterstütze sie unter anderem bei der Organisation der Integrationskurse, Arztterminen, Behördengängen oder beim Ausfüllen von vielen Anträgen. Es ist sogar gelungen, einem jungen Mann eine Arbeitsstelle im Phantasialand zu vermitteln. Vor allem will ich helfen, bestehende Vorurteile abzubauen. Die Jungs sind herzensgut, die würden aus Dankbarkeit alles für mich tun. Nur um Ihnen ein Beispiel zu geben: Nach dem Tag des Sports auf dem Clemens August Campus fehlten Leute, die beim Abbau helfen. In wenigen Minuten hatte ich sechs Jungs organisiert. Die Geflüchteten helfen gerne, sie wollen etwas zurückgeben. Sie wollen auch die Sprache lernen. Die vielen Begegnungen haben mein Leben total bereichert und mich glücklich gemacht.

BBB: Jetzt kamen Sie auf die Idee, den Antrag auf Fördermittel im Rahmen des Förderprogramm des Landes NRW „2.000 mal 1.000 Euro für das Engagement“ zu stellen und die Integration junger Geflüchteter mit der Initiative gegen Einsamkeit zu verbinden.
Schulte: Genau. Ich hatte von dem Programm mit dem Thema „Miteinander engagiert - Du+Wir=1. Nordrhein-Westfalen gegen Einsamkeit“ gehört und habe Ende Oktober einen Antrag gestellt. Der wurde bewilligt, das Geld war dann schnell da. Es gibt in unserer Gesellschaft ganz allgemein gesprochen viel Einsamkeit. Das betrifft nicht nur ältere Menschen, sondern auch jüngere. Einige Menschen finden keinen Anschluss. Mein Wunsch ist es, viele Menschen zu motivieren, sich zu melden und gemeinsame Aktionen zum gegenseitigen Kennenlernen, zum Verstehen und zum Abbau von Vorurteilen zu starten. Das können ein gemeinsames Plätzchenbacken zu Weihnachten sein, Gespräche bei einer Tasse Tee. Unser Motto ist: „Neuzugewanderte laden ein.“ Aus solchen Begegnungen können Freundschaften entstehen. Dank der 1.000 Euro ist ein Etat für Essen, Trinken, für Vorträge oder Infoflyer vorhanden. Im Dezember werden wir das Projekt gegen Einsamkeit starten. Es sollen auch mehrere Kulturen zusammen kommen. Auch Menschen aus der Ukraine sind herzlich eingeladen und können sich per Email unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! melden.

BBB: Frau Kilian, jetzt kommen Sie ins Spiel, denn wo könnten solche Treffen besser stattfinden als im KOMM-MIT?
Daniela Kilian: So ist es. Das Begegnungszentrum KOMM-MIT ist ein Ort der Begegnung. Hier wollen wir die Integration besonders fördern. Hier befindet sich auch das Büro der Stabstelle Integration der Stadt Brühl. Die Räumlichkeiten sind bestens ausgestattet. Wir haben eine Küche mit Backofen, Herd und der nötigen Ausstattung. Wir haben Platz. Das alles kann genutzt werden. Dafür sind wir ja ein Begegnungsort. Wir wollen die Menschen, die Ehrenamtler und die Geflüchteten dazu motivieren, die Möglichkeiten zu nutzen. Daraus kann etwas Nachhaltiges entstehen.

BBB: Wie erfolgversprechend sind solche Projekte?
Kilian: Wir haben sehr gute Erfahrungen mit Projekten dieser Art gemacht. Es gab etwa ein Musikprojekt aus dem später eine Band mit zwei Ukrainern entstanden ist. Wir sind dafür da, den Menschen die Integration zu erleichtern. Jeden Mittwoch gibt es von 9:30 bis 12 Uhr eine Ehrenamtssprechstunde im KOMM-MIT. Da findet ein reger Austausch statt. Wir freuen uns, dass wir inzwischen einen großen Pool an Dolmetschern haben. Viele von ihnen sind 2016 selbst als Geflüchtete nach Deutschland gekommen, haben sich integriert und wollen helfen. Es ist häufig eine Kraftanstrengung, aber es ist die Mühe wert. Alle motivieren sich gegenseitig. Ich freue mich schon auf die Adventszeit und einige von Monika Schulte mitorganisierten Veranstaltungen im Hause, bei denen gebacken wird, und bei denen wir gemeinsam Weihnachtslieder anhören und singen. Auch so kann man eine Sprache erlernen. Wir begrüßen das außergewöhnliche Engagement von vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern wie Frau Schulte sehr.

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