Seit fünf Jahren gehören in Brühl Ausstellungen der Werke von Will Küpper zur lieb gewordenen Tradition. Der 1893 in Brühl geborene Maler zählt neben Max Ernst zu den bedeutendsten Künstlern der Stadt. In seiner Kindheit war er mit dem zwei Jahre älteren Max Ernst befreundet. Küppers Vater Wilhelm war wie Philipp Ernst - der Vater von Max Ernst - Taubstummenlehrer. Die Familien wohnten sogar zeitweise im gleichen Haus in der Pastoratstraße 15.
Beide lernten bei Philipp Ernst wichtige Grundlagen der Malerei. Es existieren auch Beispiele von Arbeiten der beiden Jugendlichen aus dem Jahre 1906, als sie eine von Philipp Ernst gestellte "Malaufgabe" ausführten: sie malten eine dörfliche Idylle, den Jägerhof in Pingsdorf. Bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs blieben die beiden Künstler einander freundschaftlich verbunden, dann trennten sich ihre Wege.
Während Max Ernst zu den Mitbegründern der Kölner Dadaszene gehörte und dann zu einem der führenden Mitglieder des Pariser Surrealistenkreises um André Breton und Paul Eluard wurde, blieb Will Küpper im Rheinland. "Will Küpper findet, auf einer akademischen Ausbildung aufbauend, seinen eigenen Weg in einer spätexpressionis-tischen Darstellung der Wirklichkeit, die sich später zu einer - durch Kunstrichtungen wie die "Neue Sachlichkeit" und den "Magischen Realismus" - beeinflussten Sicht seiner Zeit entwickelt", schreibt die Kunsthistorikerin Dr. Beate Müller in dem anlässlich des 100. Geburtstags des 1972 verstorbenen Künstlers erschienenen Buch "Will Küpper - Maler aus innerer Notwendigkeit", das von der Stadt Brühl herausgegeben wurde.
Brigitte Freericks betreut Werk Küppers
Käte Küpper, die Witwe des Künstlers, hat der Stadt Brühl das gesamte in ihrem Besitz befindliche Werk ihres Mannes (etwa 100 Ölgemälde und 1.000 Graphiken) vermacht, verbunden mit der Auflage, dass die Bilder restauriert und regelmäßig ausgestellt werden. Ab dem 25. Oktober wird in der Rathausgalerie der Stadt Brühl, Uhlstraße 2, die Ausstellung "Will Küpper 1933-1945" gezeigt. Die bei der Stadt Brühl angestellte Kunsthistorikerin Brigitte Freericks betreut das Werk Will Küppers und konzipiert seit 2000 in chronologischer Reihenfolge eine Ausstellung pro Jahr. "Die Kunst von Will Küpper sagt mir sehr zu", meint Brigitte Freericks. "Er hat eine ganz große Meisterschaft im Zeichnen und Malen erreicht. Er war ein großer Könner und hat auch unorthodoxe Dinge gemacht, seine Bilder etwa immer wieder übermalt." In einem der kommenden Jahre plant Brigitte Freericks eine ausschließlich aus Leihgaben bestehende Ausstellung. "Ich würde gerne zeigen, was z.B. die Brühler an Will Küpper geschätzt haben. In etlichen Brühler Wohnzimmern hängen noch Bilder von Will Küpper." Wer dafür leihweise seine Bilder zur Verfügung stellen möchte, kann sich gerne bei Brigitte Freericks unter Telefon 02232/507922 melden.
In diesem Jahr widmet sich die Ausstellung Will Küppers Schaffen in den Jahren 1933 bis 1945. Mit Anbruch des nationalsozialistischen Regimes verändert sich Will Küppers Werk durch die äußeren Einflüsse stark. Noch 1932 waren in magisch realistischen Werken Phantasiewelten entstanden, die von zerstückelten und amorphen Wesen bevölkert waren. Nun bricht die raue Wirklich-keit sich Bahn. Der einsame, melancholische Mensch wird von Küpper als Bildinhalt neu interpretiert. Der expressive Duktus und die Fragmentierungen der zwanziger Jahre weichen einer vereinfachenden, weicheren Malweise. Der arbeitende Mensch, in klarer Abgrenzung zum kraftstrotzenden, fröhlichen Typus des Arbeiters in der NS-Propaganda, erscheint bei Küpper selbstbezogen und nachdenklich, oft auch müde und erschöpft. Der bäuerliche, erdverbundene Mensch zieht sich auf seinen Acker zurück.
Küpper tut es ihm in seiner Malerei gleich, seine Kunst dient ihm als Rückzugsmöglichkeit. Kurz nach 1933 entstehen noch einige kritische Werke, wie "Clown - Seine letzte Saite" oder das melancholische Selbstbildnis mit herabgezogenen Mundwinkeln und den Augen, in denen die Erkenntnis über die Lage der Dinge lesbar ist. Nach 1937 erfolgt der Rückzug Küppers auf neutrale, wenig angreifbare Bildinhalte. Die bis zum Ende des Krieges entstehenden Grafiken sind fast ausschließlich Kohle- und Bleistiftzeichnungen mit einigen seltenen, geschickt gesetzten Farbakzenten. Die Ausstellung läuft bis zum 25. November in der Rathausgalerie.