Jahrgang 2006
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Liebe Leser,
 
es gibt Sachen, die können sich so wohl nur im Rheinland abspielen. Pünktlich zum Sessionsbeginn am 11.11. wurde im Kölner St.-Elisabeth-Krankenhaus eine karnevalsreife Posse aufgeführt. Christoph Daum spielte dabei die Hauptrolle. Er erteilte dem Ansinnen des größten Kölner Karnevalsverein (1. FC Köln) eine Absage, den vakanten Trainerposten dort zu übernehmen. Umringt von einer riesigen Medienschar, umgeben von Bademantel tragenden Patienten und noch dazu eine schunkelnde Abordnung der Blauen Funken vor dem Krankenhaustore, erklärte der frühere Meistertrainer seine schnellstmögliche Genesung zum obersten Ziel. Dessen ungeachtet versucht die Kölner Prominenz, allen voran Oberbürgermeister Fritz Schramma, den Heilsbringer doch noch umzustimmen.
 
Den Brühler Bürgermeister Michael Kreuzberg plagen derweil weit wichtigere Probleme. Es geht um den defizitären Brühler Haushalt und die höchst umstrittenen Maßnahmen, die die von der Stadt beauftragte Beratungsfirma Krups vorgeschlagen hat. Laut der "Organisations- und Effizienzuntersuchung" sollen zur Sanierung der Finanzen weit über 100 Stellen in Stadtverwaltung, Friedhof und Betriebshof gestrichen werden und städtische Gebäude wie u.a. die Kunst- und Musikschule verkauft werden.
 
Das Echo auf diese Organisations- und Effizienzuntersuchung, die auf rein betriebswirtschaftlichen Berechnungen basiert, war enorm. Es gab Demonstrationen, das Fernsehen sendete aus Brühl und der Bürgermeister war auf einmal Besitzer von Brühls vermutlich größter Autogrammsammlung, die er in Form von tausenden Unterschriften empörter Bürger überreicht bekam. Sicher, die Umsetzung der einschneidenden Maßnahmen ist noch nicht beschlossen. Doch immerhin wurde ein Lenkungsausschuss des Stadtrats installiert, der "ergebnisoffen" mit der Prüfung der Umsetzung der durch Krups vorgeschlagenen Einsparmaßnahmen unter Einbeziehung der Ergebnisse der Untersuchung durch die Gemeindeprüfungsanstalt vom Frühjahr beginnen soll.
 
Bleibt nur zu hoffen, dass sich unsere Ratsvertreter dabei gewissenhafter über die Konsequenzen ihres Handelns informieren, als vor der Wahl Dieter Freytags zum Stadtkämmerer. Denn diese Rathausposse trug schon fast Daumsche Züge.
 
Ihr Team vom Brühler Bilderbogen
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