Jahrgang 2006
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"Wir werden eine positive Lösung finden"

Seit 39 Jahren genießt die Kunst- und Musikschule (KuMS) der Stadt Brühl einen ausgezeichneten Ruf. Generationen von Schülern wurden und werden von hochqualifizierten und engagierten Dozenten unterrichtet, gefordert und gefördert. Doch diese hohe Qualität gibt es nicht zum Nulltarif. Sie kostet Geld und sie ist unter einer rein betriebswirtschaftlichen Betrachtungsweise defizitär.


 
Das ergab eine Analyse der vom Rat der Stadt Brühl beauftragten Unternehmensberatung "Krups Consultants". Die Berater empfahlen radikale Maßnahmen: Änderungskündigungen zum Nachteil eines Großteils der Dozenten und Verkauf des Hauses an der Liblarer Straße, in dem die KuMS untergebracht ist, verbunden mit der Verteilung des Unterrichts auf Räume in den anderen städtischen Schulen.
 
Aufgeschreckt von dieser Hiobsbotschaft demonstrierten fast 2.000 Schüler, Eltern und Dozenten vor dem Brühler Rathaus für den Erhalt der KuMS. Bernhard F. Schoch leitet die KuMS seit inzwischen 21 Jahren. Er versteht die Sparzwänge, mahnt jedoch dazu, dass man die KuMS "nicht ausschließlich durch die betriebswirtschaftliche Brille betrachten" dürfe.
 
BBB: Herr Schoch, die KuMS hat massiv die Bevölkerung mobilisiert, um für ihren Erhalt zu kämpfen. Haben Sie mit einer solchen Unterstützung gerechnet?
Bernhard F. Schoch: Zunächst einmal muss ich darauf hinweisen, dass nicht die KuMS dies bewirkt hat, sondern der Förderkreis der Musikschule Brühl e.V. in Gestalt seines Vorsitzenden Dr. Frank Hübner. Er hat in Verbindung mit den Schülern und deren Eltern die Initiative ergriffen. Das wurde dann ein absoluter Selbstläufer. Ich habe bei dem Zug vom Balthasar-Neumann-Platz zum Rathaus rund 2.000 Menschen gezählt. Es hat mich gefreut, dass der Zuspruch für die KuMS so deutlich wurde. Es hat gezeigt, wie präsent die KuMS in der Stadt Brühl ist. Immerhin verzeichneten wir im Jahr 2005 genau 174 Veranstaltungen mit knapp 24.000 Zuhörern und Zuschauern. Statistisch gesehen hat also die Hälfte der Einwohner der Stadt Brühl unsere Veranstaltungen besucht, die vielen Konzerte und Kunstausstellungen.


 
BBB: Welche Hoffnungen konnte Ihnen der Bürgermeister machen, dass die KuMS in ihrer derzeitigen Form erhalten bleiben wird?
Schoch: Ich muss vorausschicken, dass ich volles Verständnis für die Sorgen und Nöte der Ratsmitglieder vor dem Hintergrund der desolaten Finanzlage habe. Ich wäre blauäugig, wenn ich die Zwänge nicht sehen würde. Ich habe aus einer Vielzahl an Gesprächen mit Ratsmitgliedern aller Fraktionen den Eindruck, dass gemeinschaftliche Lösungen gesucht werden. Der Geist des konstruktiven Suchens wurde deutlich durch den Tenor des Umzuges, der in keinster Weise konfrontativ war. Gerade der jetzige Bürgermeister hat sich, so lange ich ihn kenne, besonders für die Belange der Kultur und für die der KuMS im Speziellen eingesetzt. Ich gehe davon aus, dass der Bürgermeister, der Rat und wir eine konstruktive und positive Lösung finden werden.
 
BBB: Sind personelle Einschnitte zu befürchten?
Schoch: Es ist eine heikle arbeitsrechtliche Angelegenheit die bestehenden Verträge der Dozenten in Honorarverträge umzuwandeln. So einfach wie es sich die Krups Consultants in dem Punkt vorstellt, wird es nicht umzusetzen sein.
 
BBB: Müssen die Gebühren der KuMS angehoben werden?
Schoch: Wir haben ja gerade erst im August eine durchschnittlich zehnprozentige Gebührenerhöhung gehabt. Es ist noch ein bisschen früh, darüber zu diskutieren. Ich kann das aber nicht ausschließen. Das muss jetzt in Ruhe durchdacht und durchgerechnet werden.
 
BBB: Können die Angebote in gleichem Umfang und gleicher Qualität weiter angeboten werden?
Schoch: Das war für mich immer der extrem wichtigste Punkt. Es geht mir nicht um vordergründigen Spaß. Die Qualität der pädagogischen und musikalischen Ausbildung und der Veranstaltungen muss Vorrang haben. Die kurzfristig hochgestylte Spaßgesellschaft empfinde ich als absolut leichtfertig und haltlos. Eine Ernsthaftigkeit muss dabei sein. Auf Dauer kann man nur bestehen, wenn man Qualität zeigt. Die Freude und der Spaß der Schüler stellt sich dann auch ein, wenn sie etwas erreicht haben. Eine Einrichtung wie die KuMS darf man nicht ausschließlich durch die betriebswirtschaftliche Brille betrachten. Wir leisten pädagogisch in den Kleingruppen sowie in der Einzel- und Ensemblearbeit eine großartige Arbeit und haben nicht umsonst eine Reihe bedeutender Preise gewonnen. Das ist Qualität. Und dafür werde ich mich auch weiterhin massiv einsetzen.

 
Die Kunst- und Musikschule
 
Im Jahr 2005 organisierte die KuMS 174 Konzerte und Veranstaltungen, an denen 3.127 Schüler mitwirkten und die von 23.785 Zuschauern besucht wurden. Derzeit erteilen 35 Dozenten und 24 freie Mitarbeiter Woche für Woche 680 Unterrichtsstunden. In den vergangenen vier Jahren leitete die KuMS bereits Sparmaßnahmen ein. Fünf Dozentenstellen wurden abgebaut, die Zahl der freien Mitarbeiter stieg von 14 auf 24.
 

 

 

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