Vom 19. bis 28. Mai findet in Brühl das 2. Theaterfestival Rhein-Erft statt. Acht ausgesuchte Produktionen von Theatergruppen aus dem Rhein-Erft-Kreis, die dem ausrichtenden Verein "Theaterkonferenz" angehören, stehen auf dem Spielplan. Veranstaltungsort ist die Galerie am Schloss. Wir haben uns mit Axel Gehring (Bild 3. v.r.), dem Vorsitzenden der Theaterkonferenz, unterhalten.
BBB: Was macht den Reiz des Theaterfestivals aus?
Axel Gehring: Die Theaterkonferenz Rhein-Erft gründete sich im September 2004, und ihre Mitglieder haben es seitdem geschafft, sich gegenseitig zu unterstützen, indem sie sich untereinander Schauspieler "ausleihen", sich mit Requisiten oder Technik aushelfen, vor allem aber miteinander eng kommunizieren was die Stückauswahl und das jeweilige Programm der Gruppen angeht. Diese gegenseitige Unterstützung ist Befruchtung für alle Gruppen, denn nicht nur durch gemeinsame Fortbildungen, auch durch gegenseitige Besuche und den Austausch von Personen und Material versuchen die Gruppen, eine gemeinsame Theaterszene darzustellen, in der aber jeder auch seine eigenen Akzente setzt. Dies ist der Reiz des Festivals: Viele unterschiedliche Produktionen zu sehen von unterschiedlichen Gruppen. Und die Theaterleute auch nach den Aufführungen noch erleben zu können - wie sie interessiert und offen für Anregungen miteinander umgehen.
BBB: Worauf können sich die Besucher besonders freuen?
Gehring: Das 2. Theaterfestival Rhein-Erft zeigt einen repräsentativen Querschnitt der freien Theaterszene im Kreis. Erst vor wenigen Jahren gegründete Theatergruppen sind ebenso beteiligt wie solche, die schon seit 20 oder 30 Jahren im Rhein-Erft-Kreis ansässig sind. Die Galerie am Schloss, von der Stadt Brühl großzügig zur Verfügung gestellt, ist ein idealer Spielort für ein Festival. Der Saal bietet angenehme Theateratmosphäre.
BBB: Mit welchen Stücken ist die Brühler Theaterszene vertreten, und was ist das Besondere an ihnen?
Gehring: Die Brühler Theaterszene ist vertreten mit den beiden Figurentheatern "traumobil" und "Drei-T-Theater", die jeweils ein Stück für Kinder anbieten und vor allem zeigen, wie sich Figurentheater heute darstellen kann: moderne Märchen für Kinder, mit Tempo und wunderschönen Figuren. Das "Kleine Theater Brühl" ist vertreten mit einer Produktion aus dem vergangenen Jahr; es ist die entstaubte, modernisierte Fassung einer Komödie aus den siebziger Jahren, die Klamauk, intelligenten Witz und Tiefgang miteinander vereinbart.
BBB: Nach welchen Kriterien wird am Ende die beste Produktion ausgezeichnet?
Gehring: Die ausgewählten Stücke werden während des Festivals von einer dreiköpfigen Jury begutachtet. Die Jury wird dann einen "Rhein-Erft-Theaterpreis" für die beste Produktion ausloben, der mit 1.000 Euro dotiert ist. Dies wurde, wie auch das Festival insgesamt, ermöglicht durch die großzügige Förderung der Kulturstiftung der Kreissparkasse Köln. Aber auch durch sieben Städte des Kreises, die das Festival finanziell unterstützten. Und nicht zuletzt wurde dies ermöglicht durch die Stadt Brühl, die neben einer finanziellen Unterstützung vor allem logistisch und personell das Festival äußerst großzügig fördert.
Die Jury wird auf der Grundlage durchaus professioneller Kriterien ihre Preis-Entscheidung treffen: Ensembleleistung, Umsetzung des Stückes in Verbindung mit der Vorlage, schauspielerische Leistungen der Einzeldarsteller, Bühnenbild, Kostüme, technische Umsetzung, Regie, Dramaturgie. Als zusätzliches "Schmankerl" wird ein "Erftlandring" an jeweils die beste Schauspielerin und den besten Schauspieler verliehen: Eine Plakette verbunden mit einem Wanderpokal.
BBB: Was erhoffen Sie sich für Auswirkungen des Festivals auf den Stellenwert des Theaters für Brühl?
Gehring: Brühl hat eine äußerst vielfältige Theaterlandschaft und nicht weniger als sechs Theatergruppen - Das Brühler Theater Team, Das Kleine Theater Brühl, Die Moskitos, Die Ringelstrümpfe, Das Figurentheater traumobil, das Figurentheater Drei-T-Theater -, die in der Kernstadt ansässig sind. Es zeigt sich gerade auch während des Festivals, dass eine enge Zusammenarbeit der Gruppen neue kreative Kräfte freisetzt. Damit kann die Stadt Brühl, kann das Brühler Publikum nur gewinnen. Denn neben der Vielfalt und der Unterschiedlichkeit der Gruppen sind viele zukünftige abwechslungsreiche und entspannende und spannende Theaterabende garantiert. Hinzukommt die Wahrnehmung der freien Theatergruppen auch durch die politisch Verantwortlichen. Die Kulturämter des Kreises horchen auf, wenn "ihre" freien Theatergruppen Auftrittsmöglichkeiten vor Ort suchen. Und diese kreisweite Anerkennung und Bedeutung spiegelt sich in Brühl: Von vielen etwas wehmütig als "Kulturhauptstadt des Kreises" bezeichnet, erweist sich hier Brühl als wahre Unterstützerin der Kulturszene. Und dies kann sich nur positiv auf zukünftige Veranstaltungen auswirken. Eine Theateraufführung in Brühl ist immer einen Besuch wert.
Das Festivalprogramm im Überblick:
19. Mai: 19 Uhr: Eröffnungsveranstaltung mit Landrat Werner Stump und Bürgermeister Michael Kreuzberg, anschließend um 20 Uhr: Bühne Aktiv, Erftstadt: "Was ist schon normal?"
20. Mai: 19 Uhr: Kleines Theater Brühl: "Fisch zu Viert"
21. Mai: 19 Uhr: Klosterspieler von Brauweiler: "Yvonne, die Burgunderprinzessin"
23. Mai: 10 Uhr: Figurentheater traumobil, Brühl: "Bauz und Filou - Die Kobolde vom Aprikosental"
24. Mai: 10 Uhr: Drei-T-Theater, Brühl: "Kasper in der Teufelsfalle"
25. Mai: 19 Uhr: Theaterensemble dell'arte, Kerpen: "Zwischenräume"
26. Mai: 19 Uhr: Theaterensemble Harlekin, Frechen: "Amadeus"
27. Mai: 19 Uhr: Junges Theater Hürth: "Frere Diabolo"
28. Mai: 19 Uhr: Abschlussveranstaltung, Preisverleihung, anschließend um 20 Uhr: Theater-AG Städtisches St. Michael-Gymnasium, Bad Münstereifel: "Shakespeare's Greatest Hits"