Umfrage: Sprachtest, Fragenkatalog oder Freifahrtschein – Ihre Meinung zu den geplanten Einbürgerungstests?
Das Thema kam kürzlich im Rahmen des Wahlkampfs zu den ersten Landtagswahlen in diesem Jahr auf und wurde sogar innerhalb der Parteien kontrovers diskutiert. Hessens CDU-Ministerpräsident Koch war beispielsweise dafür, der Bundestagspräsident Lammert (ebenfalls CDU) dagegen. Die Rede ist von Einbürgerungstests mit bis zu 100 Fragen u.a. aus den Bereichen Politik, Kultur und Wissenschaft. Inwieweit sind sie geeignet oder sogar erforderlich, um die Gesinnung und die Tauglichkeit” von einwanderungswilligen Menschen zu beurteilen? Wir haben uns zu diesem Thema in der Brühler Innenstadt einmal umgehört.
Renate Vorndran mit Ehemann Otto:
Ich finde es nicht verkehrt. Wer in einem Land leben möchte, sollte sich über die Gepflogenheiten informieren und danach leben. Wer z.B. nach Neuseeland auswandern will, muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Die nehmen dort nur Leute auf, die Berufe ausüben, die im Land benötigt werden. Auch die Grundkenntnisse der Sprache sollten schon da sein.
Jahangir Alaeddin:
Ich glaube, es ist kein Problem. Wenn jemand unbedingt Deutscher werden will, sollte er auch über Kenntnisse wie ein Realschüler verfügen. Ich finde das legitim. Auch ein Sprachtest gehört dazu. Ich habe meine iranische Staatsbürgerschaft nicht aufgegeben und bin kein Deutscher. Die Iraner entlassen einen nicht so einfach aus der Staatsbürgerschaft. Wenn ich Deutscher geworden wäre, hätte ich kein Visum mehr für den Iran bekommen und könnte keine Verwandten mehr besuchen.
Ernst-Alfred Baumeister:
Ich denke, dass sollte gemacht werden. Es gibt ja Leute, die sind seit zehn Jahren hier und können immer noch kein deutsch. Sprachtests sollten gemacht werden. Wenn man hier leben möchte, sollte man die Sitten respektieren und sich ein bisschen anpassen. Erst recht, wenn man den deutschen Pass haben will.
Rosemarie und Dieter Jansen:
Sprachtests sollte es auf jeden Fall geben. Die Sprache ist das wichtigste Kommunikationsmittel. Die muss man können, wenn man eingebürgert werden möchte. Bei diesem Fragebogen sind wir skeptisch. Der ist nicht so wichtig. Viele Deutsche könnten ihn wahrscheinlich selbst nicht beantworten. Wenn man so etwas will, müsste man es vorher fördern und einen Kurs Staatsbürgerkunde geben. Wichtig wäre noch, dass sich die Menschen, die eingebürgert werden wollen, zum Grundgesetz bekennen und vor allem die Gleichstellung von Mann und Frau respektieren. Außerdem wäre eine bundesweit einheitliche Regelung wünschenswert.
Alexander von Hopffgarten mit Ehefrau Sandra:
Ich halte gar nichts von einem Katalog mit 100 Fragen. Das ist ja schon alleine ein riesiger bürokratischer Aufwand. Die Leute, die man im Land haben möchte, bestehen ihn nicht, die anderen schaffen es garantiert. Ich verstehe nicht, was der Zweck dieses Tests sein soll. Die Zahl der Asylbewerber geht zurück, ich kann da kein Problem erkennen. Es ist wohl nur ein Wahlkampfthema. Wer schon lange hier lebt und Arbeit hat, hat nachgewiesen, dass er es kann.
Bernd Kranz:
Der 100 Fragen umfassende Einbürgerungsantrag des Landes Hessens liegt mir vor. Aus persönlichem Interesse heraus habe ich mir den ausdrucken lassen. Ich muss sagen, dass die gesamten Testfragen bis auf die ersten acht eher zur Abschreckung dienen und die Einbürgerungswilligen von ihrem Ansinnen abbringen. Ich persönlich wäre ohne intensive Recherche nicht in der Lage, viel mehr als etwa 20 Fragen zu beantworten. Es fängt schon bei den Grundrechten an. Einbürgerungswillige sollen durchaus von Politik und Landeskunde einen gewissen Umfang von Kenntnissen haben. Dieser Fragebogen ist jedoch meiner Meinung nach ein völlig untaugliches Instrument für die im Grunde sinnvolle Zielsetzung.
Ingrid und Helmut Krüger:
Bei diesen Fragen wären wir nicht dafür. Die sind unsinnig und die muss man nicht unbedingt wissen. Da muss man ehrlich sagen, dass man viele selbst nicht weiß. Dennoch sollte man etwas vom Land wissen, in das man eingebürgert werden möchte. Grundlegende Dinge über die Geschichte oder das Grundgesetz. Es sollte mehr in Richtung Eignungstest in Form einer Unterhaltung gehen. Die Leute sollten die Sprache einigermaßen gut sprechen, lesen und schreiben können.
Eine Umfrage von Tobias Gonscherowski (Text) und Bernhard Münch (Fotos)