Erst vor ein paar Tagen wurden in allen Brühler Schulen die Halbjahreszeugnisse verteilt. Die Schüler können nun schwarz auf weiß nachlesen, wie ihre Leistungen eingeschätzt wurden. Viele wurden gelobt, einige mussten sich Kritik anhören. Doch es bleibt ja noch ein halbes Jahr Zeit, um eventuelle Schwächen auszugleichen. Wie wichtig dann letztendlich die Schulzeugnisse für den weiteren Lebensweg waren, kann jeder Erwachsene heute nur für sich selbst beantworten. Wir haben uns zu diesem Thema in der Brühler Innenstadt umgehört.
Andrea Mohn mit Tochter Denise:
Zeugnisse spielen eine große Rolle. Bei mir war es meistens eher mittelmäßig als gut. Ich wusste vorher ungefähr, welche Noten ich bekommen würde. Meine Eltern haben aber nicht groß darauf reagiert oder sich aufgeregt. Ich habe einen Hauptschulabschluss gemacht, damit kann ich heute nicht so viel anfangen. Meine Tochter bekommt ihr erstes Zeugnis im Sommer.
Christa Weger:
Sie sind wichtig. Ich habe mich immer bemüht, gute Zeugnisse zu bekommen. Das war für mich ein Ansporn. Ich bin gerne in die Schule gegangen, habe gerne gelernt und versucht, das auch meinen drei Kindern zu vermitteln. Ich habe auch mit ihnen gelernt. Bei den Kindern in den ersten Schuljahren gibt es heute ja nur noch eine Beurteilung. Ich finde aber, dass Noten besser sind als ein paar Sätze Beurteilung.
Dominik Fuß:
Mein Halbjahres-Zeugnis war ganz okay. Ich habe einen Schnitt von 2,1. Ich besuche die 10. Klasse der Hauptschule in Merten und bewerbe mich jetzt mit diesem Zeugnis. Ich möchte gerne eine Lehre zum Kfz-Mechaniker machen und habe auch bereits ein Praktikum bei Ford in Köln absolviert.
Günter Wagner:
In meiner Jugend hatte ich vor der Zeugnisvergabe immer eine gewisse Neugier und auch ein bisschen Angst. Man weiß ja nicht genau, welche Note man bekommt. Wenn die Versetzung gefährdet war, war man darauf vorbereitet. Ich bin einmal sitzengeblieben und im Nachhinein war das gar nicht so schlecht. Mein Abiturzeugnis ist dann ganz gut ausgefallen. Es hatte aber keine so große Bedeutung, weil ich studieren konnte, was ich wollte. Meine Eltern haben in der vorpubertären Zeit einen gewissen Druck ausgeübt, danach haben sie es hingenommen.
Daniela Gierden mit Sohn Clemens:
Für mich keine mehr. Die Zeugnisse meiner Kinder sind gut ausgefallen. Bei dem Jungen, der die 7. Klassse besucht, zittern wir immer ein wenig mit, bei meiner Tochter, die in der 6. Klasse ist, weniger. Mein Sohn ist ein Wa-ckelkandidat und ein bisschen ein Saisonarbeiter. Ich selber bin gerne zur Schule gegangen und hatte einige Erfolgserlebnisse. Deshalb gab es daheim keinen Stress.
Christian Siller mit Tochter Randa:
Meine Tochter hat jetzt ihr erstes Zeugnis bekommen. Sie besucht die Melanchton-Grundschule in Brühl-Kierberg und mag am liebsten den Sportunterricht. Als Kind hatte ich selbst nicht so viel Stress wegen der Zeugnisse. Meine Eltern waren schon ein bisschen abgestumpft und gelassener geworden. Meine älteren Schwestern haben mehr Druck abbekommen. Ich habe es ein bisschen laufen lassen. Zeugnisse prägen einen schon und sind auch wichtig. Heute gibt es die ersten Zeugnisse für Kinder erst in der 3. Klasse. Und schon ein Jahr später werden die Kinder dann auf der Grundlage von nur zwei Zeugnissen eingeschätzt, welche Schule sie nach der Grundschule besuchen sollen. Ich finde das sehr wenig.
Iris Schmitz mit ihren Töchtern Hannah und Paula sowie Christine Kremer:
Wir sind da relativ gelassen. Man muss die Kinder über das Jahr beobachten, es wird so erst langsam ab der 7. oder 8. Klasse schwieriger. Ich will da nicht so viel eingreifen. Mit den Zeugnissen bin ich bisher sehr zufrieden, man guckt ja schon darauf. Und wenn die Noten einmal nicht so gut sind, muss eben mehr geübt werden.
Heidi Becker:
Bei mir ist das jetzt über dreißig Jahre her. Das war eher eine lockere Angelegenheit. Die Versetzung war nie gefährdet.
Manuel Becker:
Keine mehr, weil ich schon mit meiner Lehre zum Schornsteinfeger angefangen habe. Ich werde dann im Bezirk Erftstadt und Liblar arbeiten. Mein letztes Zeugnis war okay, ich war eher der Saisonarbeiter. Ich wusste immer, was für Noten auf mich zukommen. Demnächst muss ich dann allerdings die Berufsschule besuchen.
Eine Umfrage von Tobias Gonscherowski (Text) und Bernhard Münch (Fotos).