Jahrgang 2007
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„Wir entdecken Kunst, die später etabliert wird“.

Der Brühler Kunstverein zeigt noch bis zum 29. September in der Alten Schlosserei des Marienhospitals seine Jubiläumsausstellung „35 Jahre Brühler Kunstverein, Kunst und Dokumente von 1972-2007“.

Ausgestellt werden Dokumente und Erinnerungen sowie Arbeiten der frühen siebziger Jahre von den Gründungsmitgliedern Ruth und Willi Frommberger, Edith und Dieter Reick, Hans Günter Obermeier, Brigitte Dannehl und Margret Sander. Wir haben uns mit den Initiatoren der Ausstellung, der 1. Vorsitzenden Doris Krampf und der 2. Vorsitzenden Ute Remus, unterhalten.

BBB: Der Kunstverein feiert sein 35-jähriges Bestehen. Sie beide sind noch gar nicht so lange dabei. Was hat Sie motiviert, sich im Brühler Kunstverein zu engagieren?

Doris Krampf: Ich habe die Aktivitäten des Brühler Kunstvereins seit Jahren verfolgt. Schon als Schülerin bin ich mit unserer damaligen Kunstlehrerin einmal im Kunstverein gewesen, als er noch sein Domizil in der Kempishofstraße aufgeschlagen hatte. Mich hat das gute Programm fasziniert. Dann habe ich den damaligen Vorsitzenden Günter Wagner bei einer Ausstellungseröffnung in der Rathausgalerie kennen gelernt. Er hat mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, in den Kunstverein einzutreten. Da ich ja in dem Metier als Kuratorin und Kunsthistorikerin tätig bin, lag es dann nahe, dass ich Mitglied im Kunstverein wurde.

Ute Remus: Ich habe den Kunstverein über meine langjährige und leider inzwischen verstorbene Freundin Edith Reick kennen gelernt. Seit drei Jahren bin ich jetzt erst Mitglied, obwohl ich schon seit 14 Jahren in Brühl wohne. Aber früher war mir der Verein ein bisschen zu „sophisticated“. Ich fand dann interessant, was für Ausstellungen in der Alten Schlosserei gezeigt wurden. Nachdem ich mit Edith Reick eine gemeinsame Veranstaltung durchgeführt habe – sie zeigte Linolschnitte, ich trug Gedichte vor – habe ich mir gedacht, dass ich jetzt Mitglied werden müsste.


BBB. Jetzt gehören Sie als 1. und 2. Vorsitzende dem Vorstand an. Wo setzen Sie die Schwerpunkte Ihrer Arbeit?

Doris Krampf: Wir wollen fortführen, was Günter Wagner angefangen hat. Wir wollen jurierte Ausstellungen zeigen, wir wollen die Kunstachse NRW fortsetzen und den Kunstverein bekannter machen. Vor allem muss vor Ort die Beschilderung besser werden. Es ist ein großes Problem für uns, dass uns die Leute nicht finden. Was nützt uns die schönste Ausstellung, wenn die Leute die Alte Schlosserei nicht finden.

Ute Remus: Wir haben jetzt einige Werbebanner gestaltet. Kohen Shaikh Amin, Hans Günter Obermeier und Helga Thomas-Berke haben vier Transparente entworfen, die wir an vier markanten Kreuzungen und vor dem Eingang an der Clemens-August-Straße aufhängen wollen. Wir hoffen auch darauf, dass wir im Krankenhaus einen Schaukasten aufstellen dürfen.


BBB: Was wird in der Jubiläumsausstellung gezeigt?

Ute Remus: Seit vergangenem Dezember treffen wir uns, um die Ausstellung vorzubereiten. Das ist ein langer Prozess. Viele Gründungsmitglieder, die noch im Verein sind, waren dabei. Es werden keine aktuellen Arbeiten gezeigt, sondern Arbeiten aus den siebziger Jahren. Wir haben viel Recherchearbeit geleistet, uns durch Ordner gekämpft, Fotos und Videos angeschaut. Es gibt auch eine Festschrift, in der die Geschichte des Brühler Kunstvereins dokumentiert wird. Wir haben uns mit den früheren Vorständen Willi Frommberger oder Dieter Reick unterhalten und das Konzept erstellt. Es gibt Beiträge von Dr. Peter Hörstrup, Walter Müller, Günter Wagner und mir. Es ist eine sehr schöne Broschüre geworden.


BBB: Bei Ihren Recherchen konnten Sie noch einmal die Geschichte des Kunstvereins nachverfolgen. Was gehörte zu den Höhepunkten in den 35 Jahren?

Ute Remus: Der Brühler Kunstverein hat die junge, zeitgenössische Kunst gezeigt und dabei viele Künstler, die dann später sehr bekannt wurden, „entdeckt“. Bei uns haben Josef Beuys, Felix Droese, Inge Schmidt oder Victoria Bell ausgestellt. Wolfgang Niedecken zeigte zur Fußball-WM 1978 eine Installation. Wir entdecken Kunst, die später etabliert wird. Es gab auch kleinere „Skandale“, als der Kunstverein gegen den Widerstand und den Protest vieler Bürger an umstrittenen Ausstellungen wie „Simulationen“ von 1977 festgehalten hat. Da war der Kunstverein standhaft und beharrte auf seiner künstlerischen Freiheit. In einer Selbstverständnisdiskussion aus dem Jahre 1978 habe ich ein schönes Zitat gefunden: „Der Kunstverein darf nicht für die Elite da sein, sondern auch für ein Publikum, das noch nicht Mitglied ist. Die Aufgaben des Kunstvereins sind sowohl experimentell als auch übermittelnd. Ein Kunstverein muss soweit unterstützt werden, dass er auch den Rücken frei hat für das so wichtige künstlerische Experiment. Kunst, die neue Ideen übermitteln soll, ist immer experimentell.“ Das gilt auch heute noch.


BBB: Was plant der Kunstverein in den kommenden Monaten?

Doris Krampf: Wir wollen vier bis fünf Ausstellungen zeigen. Dazu kommen dann Veranstaltungen im Rahmen der Kunstachse NRW, Sonderthemen, die Griffelkunst oder Lesungen. Zu den Ausstellungen initiieren wir auch Vorträge. Wir haben ein sehr lebendiges Vereinsleben. Der Vorstand trifft sich regelmäßig, ebenso die Arbeitsgruppen. Viele Künstler sind bei uns Mitglied. Durch diese Ausstellung wurden auch alte Mitglieder wieder aktiviert. Darüber hinaus bekommen wir jedes Jahr bis zu 150 Bewerbungen von Künstlern. Nur vier oder fünf davon erhalten den Zuschlag, nachdem sie von unserer Jury ausgewählt wurden.



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