„Ich habe mir mit der Galerie Brühl einen Wunschtraum erfüllt“
Seit Anfang August hat die frühere Rathausgalerie in der Uhlstraße wieder geöffnet. Sie wurde privatisiert, heißt jetzt Galerie Brühl und wird von Nicole Ritter in Eigenregie geleitet. Nicht nur der Name ist neu, sondern auch das Konzept. Denn die langjährige Mitarbeiterin der Brühler Kulturverwaltung wird in der Galerie in Zukunft ausschließlich Kunst präsentieren. Ausstellungen anlässlich von Vereinsjubiläen werden nicht mehr berücksichtigt.
Die Eröffnungsausstellung in der Galerie Brühl ist dem in Frankfurt lebenden Künstler Klaus Lomnitzer gewidmet, der sich in den vergangenen Jahren bereits mehrfach um ein Max-Ernst-Stipendium beworben hatte. In seiner Ausstellung „remembrane“ werden noch bis zum 31. August groß- und kleinformatige Bilder zu sehen sein. Welche Ansprüche die 40-jährige Galeristin an ihre Galerie stellt und wie sie ihre Vorstellungen umsetzen will, verriet uns Nicole Ritter kurz vor der Eröffnung im exklusiven Gespräch.
BBB: Wochenlang waren die Fenster der Rathausgalerie zugehängt, innen wurde fleißig gearbeitet. Die Menschen in Brühl sind schon ganz neugierig, was jetzt aus den Ausstellungsräumen in Zukunft wird.
Nicole Ritter: Die Rathausgalerie gibt es nicht mehr. Sie heißt jetzt Galerie Brühl und wird von mir als Inhaberin unternehmerisch geführt. Sie wurde in den letzten Wochen umfangreich saniert und umgebaut. Es wird eine Galerie für zeitgenössische Kunst und jüngere Künstler werden, die in den siebziger und achtziger Jahren geboren wurden. Mittelfristig werden auch sicher einige Brühler Künstler vertreten sein.
BBB: Wie kamen Sie auf die Idee, die Galerie zu übernehmen?
Ritter: Ich habe mir einen Wunschtraum erfüllt. Ich komme ja ursprünglich aus dem Kunsthandel. Die Idee, eine eigene Galerie zu eröffnen, schwebte mir schon immer im Hinterkopf. Als ich dann mitbekommen habe, dass die Verwaltung intern Überlegungen über die Zukunft der Rathausgalerie anstellte, habe ich mich gemeldet. Es gab Pläne, die Galerie an Künstler zu vermieten. Aber das geht in meinen Augen gar nicht. Künstler haben kein Geld übrig und brauchen ganz im Gegenteil Förderung.
BBB: Wie viele Ausstellungen sind geplant?
Ritter: Ich möchte zehn Ausstellungen pro Jahr zeigen. Geplant sind Ausstellungszyklen von vier Wochen mit einer anschließenden einwöchigen Umbauphase. Zwei Ausstellungen sind nach wie vor für die Stadt Brühl reserviert: die jährliche Will-Küpper-Ausstellung sowie die Ausstellung des Joseph-und-Anna-Faßbender-Preisträgers. Das mache ich sehr gerne, weil die Jury immer sehr gute Entscheidungen trifft. Ich freue mich schon darauf. Es ist ein glücklicher Schulterschluss mit der Stadt Brühl gelungen.
BBB: Nach welchen Kriterien werden Sie die Künstler auswählen?
Ritter: Ich werde Atelierbesuche bei Künstlern machen und junge und unabhängige Kunstmessen besuchen. Außerdem plane ich Akademie-Rundgänge u.a. in Düsseldorf oder Münster. Eine sehr gute Quelle sind natürlich auch die Bewerbungen für das Max-Ernst-Stipendium. Ich habe den Anspruch, dass ich meinen Kunden Investitionssicherheit und eine Wertstabilität bieten kann. Die Künstler, die bei mir ausstellen, müssen eine seriöse Kunstausbildung und schon Einzelausstellungen nachweisen können. Ich werde sehr gute Künstler auswählen. Damit möchte ich den künstlerischen Anspruch dokumentieren. Es ist auch eine Verneigung vor der Stadt Brühl und deren Kunstförderung für junge Künstler. Die jungen Künstler, die sich etwa um das Max-Ernst-Stipendium bewerben, reichen hochkarätige Arbeiten ein.
BBB: Jetzt haben Sie sich für die erste Ausstellung Klaus Lomnitzer ausgesucht. Warum fiel Ihre Wahl auf diesen Künstler?
Ritter: Klaus Lomnitzer ist die Eröffnungsausstellung gewidmet. Er hat eine Dozentur in Frankfurt und hat sich früher öfter um das Max-Ernst-Stipendium beworben und war oft in der engeren Auswahl. Da er schon oft ausgestellt hat und schon einige Preise und Stipendien bekommen hat, hat sich die Brühler Jury auch sicher gefragt, ob er die Förderung überhaupt noch braucht. Denn das Stipendium ist ja ein Förderpreis. Er hat eine spannende Entwicklung mitgemacht. Er arbeitet assoziativ. Er benutzt für seine Bilder als Untergrund eine PVC-Folie wie sie für den Bau von Gartenteichen benutzt wird. Dann bemalt und übermalt er sie. So entstehen vielfältige Schichten. Es erinnert an eine Hinter-Glas-Malerei. Als ich ihn angerufen habe, musste er erst schmunzeln. Aber er freut sich sehr darauf, die Galerie am Kunstort Brühl zu eröffnen.
BBB: Wie finaziert sich die Galerie Brühl?
Ritter: So wie jede andere seriös geführte Galerie auch. Als Galeristin muss ich sämtliche Kosten tragen. Eine Galeristin hat die Aufgabe, die Räumlichkeiten zu stellen, die Transportkosten und die Öffentlichkeitsarbeit zu übernehmen. Dafür bekommt sie dann Provisionen aus den Verkäufen.
BBB: Sie haben gesagt, dass Sie zehn Ausstellungen pro Jahr zeigen wollen. Inwieweit steht das Programm bereits?
Ritter: Das Programm steht in etwa bis März 2008. Aber ich werde jetzt noch nicht verraten, wer alles zu sehen sein wird. Sicher ist, dass im Oktober 14 Tage lang Werke von Will Küpper gezeigt werden. Im Dezember wird es eine Accrocgarge geben. Und wie bereits gesagt, habe ich auch schon mit Brühler Künstlern gesprochen. Lassen Sie sich überraschen.
BBB: Es gab ja nicht nur Zustimmung, als bekannt wurde, dass sich die Stadt Brühl aus der Galerie zurückzieht. Es wurde vor allem kritisiert, dass nun die Brühler Vereine eine Möglichkeit weniger haben, anlässlich von Vereinsjubiläen die Geschichte des Vereins in Form einer Ausstellung zu präsentieren.
Ritter: Die Entscheidung, aus der Rathausgalerie eine „richtige“ Galerie zu machen, in der dann keine Ausstellungen mehr anlässlich von Vereinsjubiläen gezeigt werden, wurde kontrovers diskutiert. Wobei die Einwände weniger von den Vereinen selbst kamen. Außerdem gab es zuletzt auch z. B. begleitende Ausstellungen, während der Verein einen Festakt im Dorothea-Tanning-Saal veranstaltete. In letzter Zeit wurden die Jubiläen auch fast schon inflationär gefeiert. Ein 10-jährige Bestehen ist aber eigentlich noch kein Jubiläum. Und es ist auch nicht der Sinn einer Galerie, so etwas zu zeigen. Außerdem weiß ich sicher, dass bei herausragenden Vereinsjubiläen der Bürgermeister und die Kulturverwaltung immer ein offenes Ohr haben und den Vereinen andere Ausstellungsmöglichkeiten anbieten werden.
Nicole Ritter wurde 1967 in Köln geboren. Sie studierte in Köln Musikwissenschaften und Germanistik und schloss anschließend auch den Studiengang Kunstmanagement erfolgreich ab. Schon während des Studiums arbeitete sie mehrere Jahre in einer Kölner Galerie und auch als freie Mitarbeiterin für den Kölner Stadtanzeiger. Seit Oktober 1998 ist sie in der Kulturverwaltung der Stadt Brühl angestellt. Viele Jahre lang arbeitete sie im Max-Ernst-Kabinett. Sie betreut seit Jahren die Ausschreibungen für das Max-Ernst-Stipendium und den Joseph-und-Anna-Fassbender-Preis. Auch nach Eröffnung der Galerie Brühl arbeitet die Brühlerin nach wie vor auch bei der Stadt Brühl, allerdings zu einer deutlich reduzierten Stundenzahl.
Die Galerie Brühl wird dienstags bis freitags von 14 bis 19 Uhr und samstags von 11 bis 16 Uhr geöffnet sein.
Weitere Informationen gibt es unter www.galeriebruehl.de.