Jahrgang 2007
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Von Juli bis Anfang November 1915 wurde das Feldartillerie-Regiment Nr. 23 südlich vor Soissons eingesetzt; danach erfolgte die Verlegung auf die zwanzig Kilometer entfernte, nordwestlich gelegene Hochfläche von Nouvron, wo die einzelnen Abteilungen der 16. Infanterie-Division fast ein Jahr lang bis zum Oktober 1916 stationiert blieben. Gegenüber den Stellungen vor Soissons wurde der Artillerie- und Minenkrieg in diesem Bereich der Front stärker und seit längerem sehr lebhaft geführt, so dass die Grabenanlagen zum großen Teil in Beton ausgebaut waren.

Der Stab des Feldartillerie-Regiments Nr. 23 war hier in der Mont du Croq Ferme untergebracht. Max Ernst, der inzwischen von der 2. Batterie der 1. Abteilung zum Stab des Regimentskommandeurs Oberstleutnant Graßhoff abkommandiert war, sandte von diesem Bauernhof eine Fotopostkarte an die Familie: „Diese schöne Winterlandschaft ist die Kroekbergferme. Zwischen dem schlanken Giebel links und dem stumpfen Turm in der Mitte seht Ihr ein schräges Dach. Unter diesem führe ich Krieg. Das Haus auf halber Höhe ist die Funkerstation. Links die romantische Felsgrotte ist der Eingang zu einem tiefen unterirdischen Labyrinth, unserer Tapferkeitshöhle für den Fall einer Beschießung. Dort kann uns keiner nich. Herzl. Grüße u. Küsse Euer Max“

Hier fand Max Ernst wieder genügend Zeit zum Malen und Lesen. Zwei erhaltene Briefe an Herwarth Walden dokumentieren die Vorbereitungen zu einer Ausstellung in dessen Galerie „Der Sturm” in Berlin. Bereits 1913 hatte der Galerist Werke der Bonner „Ausstellung rheinischer Expressionisten” übernommen – darunter zwei Gemälde von Max Ernst – und in seine große Gruppenausstellung „Erster Deutscher Herbstsalon” integriert. In die geplante Einzelausstellung des Künstlers wollte Walden auch weitere ältere Arbeiten aufnehmen, die im Mai 1914 in der Düsseldorfer Galerie Alfred Flechtheim und anschließend in der Neuen Galerie von Otto Feldmann in Berlin gezeigt worden waren. Am 9. Dezember 1915 schrieb Max Ernst von der Mont du Crocq Ferme an Walden: „[…] Die Bilder welche bei Feldmann waren, sind für die Ausstellung nicht mehr zu bekommen. Sie werden von einer Düsseldorfer Firma unter dem Vorwand zurückbehalten, daß die Bilder an den einzelnen Künstler nur dann herausgegeben würden, wenn dieser die Transportkosten für die ganze Ausstellung der Rheinischen Expressionisten bezahle. Feldmann hatte von mir 3 Bilder u. eine Holzplastik. Wenn bei der letzten Bildersendung kein Rahmen für das ungerahmte Bild war, bitte ich Sie, einem Rahmen auf meine Rechnung zu besorgen. Daß die Zeichnungen noch gerahmt werden, habe ich veranlaßt. Ich bitte Sie, eine von den Zeichnungen 18 – 25 als Geschenk für Ihre Privatsammlung anzunehmen. Verbindlichst Ihr Max Ernst“

Zehn Tage später griff Max Ernst in einem zweiten Brief das Thema nochmals auf: „[…] Bemühungen um die Bilder bei Feldmann sind vorderhand aussichtslos: die Adresse der D’dorfer Speditionsfirma weiß ich nicht (die anderen Künstler wissen sie auch nicht); Feldmann gibt andauernd keine Antwort; Seehaus sagt, ihm liege nichts an seinen Bildern; Campendonks Adresse kenne ich nicht; die größten und übelsten Sachen der Ausstellung waren von einem C. Lau, der in irgendeinem mir unbekannten Dorf in Holland wohnt. Meine Schwester ist vergeblich in Köln bei Feldmann gewesen. Übrigens waren die Bilder ohne Zustimmung od. auch nur Vorwissen der Künstler von dem Kunstsalon Flechtheim an Feldmann weitergegeben worden. Fräulein Straus wird Ihnen einige Adressen für die Vorbesichtigung der Ausstellung mitteilen. Ich werde sehr wahrscheinlich Mitte Januar nach Berlin kommen. […]“ Max Ernst erhielt aber schon früher Fronturlaub; am 4. Januar 1916 trug er sich in das Gästebuch von Nell und Herwarth Walden ein. Seine erste Einzelausstellung, die gleichzeitig mit Werken von Georg Muche als 37. Ausstellung der Galerie „Der Sturm” gezeigt wurde und zu der die gleichnamige Halbmonatsschrift von Walden eine Tuschezeichnung von Max Ernst auf der Titelseite veröffentlichte, umfasste neben dieser Illustration 31 weitere, teils farbige Zeichnungen sowie 19 Gemälde, darunter mehrere Glasbilder.


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