Als zur Blütezeit des Einzelhandels Mitte der 60er Jahre in der Brühler Innenstadt Platzmangel für Expansion herrschte, wurde mit der Planung eines zusätzlichen Stadtzentrums, dem heutigen Balthasar Neumann Platz, begonnen. Brühl wuchs als Stadt in dieser Zeit besonders im Westen, und so gab es auch Bedarf für die Nahversorgung der Menschen. Das Konzept und die Architektur des Balthasar Neumann Platzes entsprach dem damaligen bundesrepublikanischen Trend, Wohnen und Einkaufen am gleichen Ort zu kombinieren.
In den „alten Innenstädten“ dieser Zeit herrschte ein lautes Verkehrschaos, und die Zeit abgasarmer Autos und beruhigter Fußgängerzonen war noch nicht gekommen. So kam mit dem Bau des Balthasar Neumann Platzes im Jahr 1969 auch eine Goldgräber-Stimmung in der Brühler Geschäftswelt auf. Einige Fachgeschäfte zogen aus alten Brühler Stadtteilen mit Filialen an den Platz, andere eröffneten dort im Jahr 1971/72 neu. Weiterhin siedelten sich Ärzte an, und selbst ein Kino war dort vertreten. 1973 wurde der Wochenmarkt aus der Innenstadt auf den Balthasar Neumann Platz verlegt, 1974 wurde das Amtsgericht und 1977 die Post eröffnet. So galt der Platz bald als neues Brühl-Mitte, auf dem sich die Brühler Bevölkerung tummelte und einkaufte.
Doch wie jeder Trend erfolgreich startet, so wird er von einem neuen dann schließlich überholt. Mit der Eröffnung des Hürth-Parks im Jahr 1977 und dem Bau des Hit-Marktes wanderte die erste Kaufkraft mitsamt Publikum ab. Der Konsument verlangte nach immer größeren Einkaufsflächen und immer günstigeren Produkten. Weiterhin stellte sich die Tunnelunterführung der Linie 18 als sehr unglückliche Baulösung dar, die den Balthasar Neumann Platz von der alten Innenstadt abschnitt. Menschen gehen eben nicht gern „unter der Erde lang“.
In den Jahren danach zeichneten sich die Brühler Politiker auch wenig damit aus, ein städtischen Masterplan für die Einkaufsstadt Brühl zu entwickeln. Auch der Balthasar Neumann Platz wurde neben anderen Brühler Einkaufstraßen zum Stiefkind städteplanerischer Visionen. Das Projekt Giesler-Galerie ist nun der jüngste Versuch, dem bald komplett neugestalteten Hürth-Park Kaufkraft wieder abzutrotzen. Mit üblen Nebenwirkungen für andere Brühler Standorte. Das war bekannt, wurde aber in Kauf genommen.