Jahrgang 2007
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„Wir fühlen uns nicht gut behandelt“

Am 21. März wurde Erich Schlottky zum neuen 1. Vorsitzenden des Fußballvereins SC Renault Brühl gewählt. Auf seine neue Aufgabe hat sich der 67-Jährige gewissenhaft vorbereitet. Bereits seit einigen Monaten hat er sich mit der Arbeit des Vorstands vertraut gemacht, der bis auf den Wechsel auf der Position des 1. Vorsitzenden der gleiche geblieben ist. Schon in den nächsten Wochen muss er eine Reihe von Problemen anpacken. Welche das sind, das verriet Erich Schlottky dem Brühler Bilderbogen im exklusiven Gespräch.
 

„Mein Vorgänger Georg Bäumer hat mich behutsam und gleichermaßen schonungslos auf die Aufgaben vorbereitet und ein bestelltes Haus übergeben“, sagte Erich Schlottky in seiner Antrittsrede direkt nach seiner Wahl in sein neues Amt, um das er sich aus freien Stücken niemals beworben hätte. „Der alte Vorstand hatte eine Initiative gestartet und ist an mich herangetreten. Ich sei prädestiniert für das Amt. Ihren Argumenten konnte ich mich schließlich nicht entziehen“, erzählt Erich Schlottky, der seit 1981 in Brühl lebt. Was für den verheirateten zweifachen Familienvater sprach, lag auf der Hand.
 
Seit 25 Jahren gehört er dem SC Renault Brühl an, viele Jahre lang war er im Vorstand von zwei Kölner Karnevalsvereinen erfolgreich tätig. Erich Schlottky kennt also den Club, er weiß, was es heißt, verantwortlich in einem Verein Vorstandsarbeit zu leisten, und er kann es zeitlich einrichten. Nach einem intensiven und abwechslungsreichen Berufsleben (vier Jahre als Anwaltsgehilfe, 31 Jahre als Berufssoldat und elf Jahre als Vertriebscenter-Leiter) trat er vor knapp fünf Jahren in den wohlverdienten Ruhestand.
 
Beim SC Renault Brühl warten in den kommenden Monaten vor allem zwei größere Baustellen auf ihn. Zum einen gilt es, den nach dem Abstieg aus der Verbandsliga im vergangenen Jahr eingeschlagenen sportlichen Konsolidierungskurs fortzusetzen. Und zum anderen müssen Erich Schlottky und seine Vorstandskollegen einen Ersatz für den Sportplatz an der Bonnstraße finden, der dem Verein und vor allem seinen Jugendabteilungen ab der kommenden Saison nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Denn der traditionelle Rasenplatz, auf dem Generationen von Brühlern in den letzten achtzig Jahren Fußball gespielt, soll nach einem Ratsbeschluss in Kürze verkauft und in eine Siedlung umgewandelt werden.
 
Suche nach neuem Sportplatz
 
„Als Ersatz für den Sportplatz Bonnstraße hat uns die Stadt Brühl zwei Alternativen vorgeschlagen“, sagt Erich Schlottky. „Entweder sollen wir den Platz in der Schildgesstraße in Brühl-Ost benutzen oder auf den ehemaligen Hockeyplatz nach Brühl-Süd ausweichen.“ Beides hat Nachteile. In Brühl-Ost würde man auf den Lokalrivalen Blau-Weiß Brühl treffen, der dort sein Domizil hat. In Brühl-Süd fehlt es noch an den nötigen sanitären Einrichtungen.
 
„Auch wenn wir traurig sind, dass mit der Bonnstraße ein Stück Heimat verloren geht, ist der Hockeyplatz im Prinzip okay“, erläutert der 1. Vorsitzende des SC Renault. „Er müsste aber saniert und vergrößert werden, um die erforderlichen Maße eines Fußballplatzes zu erreichen. Auch eine Flutlichtanlage gibt es dort nicht. Problematischer ist das Fehlen geeigneter sanitärer Anlagen in der Nähe des Platzes.“ Die gebe es zwar im nahegelegenen Schulkomplex, doch sei die Entfernung von rund 300 Metern zu groß. „Wir können es 8-jährigen Kindern nicht zumuten bei Dunkelheit diesen langen Weg alleine zurück zu legen. Ich sehe da einen Riesennachteil und möchte die Kinder nicht möglichen Gefahren auf diesen jedermann zugänglichen Wegen über einen Park-and-Ride-Parkplatz aussetzen“, erklärt Erich Schlottky. „Ich fürchte, dass da die Eltern nicht mitmachen werden und wir Kinder und Jugendliche verlieren. Wir haben diese Bedenken der Stadt bereits im vergangenen November vorgetragen und einen Ortstermin mit dem Fachbereichsleiter Dieter Nahlik gehabt.“
 
Wie könnte das Problem gelöst werden? „Ideal wäre der Bau einer Umkleide mit den entsprechenden Sanitäranlagen in direkter Nähe. Sollte das bis zum Sommer nicht möglich sein, schlagen wir ersatzweise den Einsatz von Containern vor. Wir haben darüber mit dem Bürgermeister Michael Kreuzberg gesprochen, der uns signalisiert hat, dass die Stadt uns helfen wolle“, sagt der Fußballboss. „Im Vergleich zu anderen Vereinen fühlen wir uns nicht gut behandelt. Alle anderen haben ihre Plätze am Ort, nur wir müssen ausweichen.“ Außerdem kommen auch weitere Kosten auf den SC Renault zu, da in Zukunft kein städtischer Platzwart für den derzeitigen Hockeyplatz zuständig wäre. „Wir müssen uns selbst um die Sauberkeit kümmern, das Abkreiden des Platzes übernehmen. Unsere finanziellen Möglichkeiten sind aber nur begrenzt“, versichert Erich Schlottky. Deshalb kann der Verein auch den Bau der Umkleide keinesfalls aus eigenen Mitteln bestreiten.
 
Konsolidierung in Landesliga
 
Was den sportlichen Bereich betrifft, befinde sich der SC Renault wieder auf einem guten Weg. Die radikal neuformierte Mannschaft findet sich unter dem neuen Trainer Bert Zeleken und spielt in der Landesliga eine ordentliche Rolle. „Wir spielen einen ansehnlichen Fußball, der Spaß macht“, sagt Erich Schlottky, der selbst bis 1993 bei den Alten Herren als Abwehrrecke mitkickte. „Der Großteil der Mannschaft besteht aus jungen Spielern im Alter zwischen 20 und 23 Jahren. Die Jungs sind mit großem Eifer bei der Sache. Bei fast jedem Training ist der Kader komplett, einige Spieler sind auch schon früher da und trainieren für sich. Diese Entwicklung sehe ich mit großer Freude.“
 
Gesucht wird jetzt noch ein Sportlicher Leiter, der in Zusammenarbeit mit dem hauptamtlichen Trainer die gesamte Trainingsarbeit und Fußballphilosophie im Verein bis hinunter in die Jugendabteilungen koordiniert. „Was mich auch bewogen hat, den Vorsitz zu übernehmen, ist die Tatsache, dass wir eine sehr starke Jugendabteilung haben“, sagt Erich Schlottky abschließend. „Von den Bambinos bis zu den A-Jugendlichen kicken rund 250 Kinder und Jugendliche beim SC Renault. Es ist die reine Freude, ihnen beim Spielen zuzuschauen und zu sehen, wie sie zusammenströmen, Sport treiben und sich in einen Mannschaftssport einbringen. Sie lernen dabei ein soziales Verhalten, und es entstehen viele soziale Kontakte. Bei uns engagieren sich viele ehrenamtliche Helfer. Besonders freue ich mich darüber, dass jetzt gerade wieder fünf Helfer eine Jugendtrainerlizenz beim Fußballverband Mittelrhein erworben haben.“ Denn ohne die ehrenamtlichen Helfer kann der SC Renault Brühl nicht in dem Maße aktiv sein und wieder mittelfristig den Aufstieg in die Verbandsliga anstreben. Trotz eines Jahresetats in Höhe von rund 110.000 Euro, von dem alleine der Spielbetrieb der beiden Seniorenmannschaften rund 75.000 Euro ausmacht.
 
Tobias Gonscherowski
 

 

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