Jahrgang 2008
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„Wir haben uns am Markt erfolgreich behauptet”

Die Kunst- und Musikschule der Stadt Brühl (kurz KuMS) feiert in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen. Denn seit dem 1. Januar 1968 wird die KuMS in städtischer Trägerschaft geführt, erst als Jugendmusikschule, dann als Musikschule und nach der Zusammenlegung mit der Malschule im Jahr 2002 unter ihrem heutigen Namen. Grund genug für den Brühler Bilderbogen, sich mit dem Leiter der KuMS, Bernhard F. Schoch, und Sylvianna Scholtyssek, der Leiterin des Fachbereichs Kunst, an einen Tisch zu setzen und über die bewegte Geschichte und die bevorstehenden Jubiläumsfeierlichkeiten zu sprechen.

„Die KuMS ist ein wichtiger kultureller Faktor für die Stadt Brühl mit jährlich zwischen 160 und 180 Veranstaltungen. Im Jahr 2007 verzeichneten wir dabei knapp 23.000 Besucher“, freut sich Bernhard Schoch, der seit 1979 dabei ist. Als Klavierlehrer fing er damals an, eingestellt von Stadtdirektor Wilhelm Schumacher. Leiter der Musikschule war seinerzeit Albert Elbert. „Ich hatte damals noch neben meiner Tätigkeit in Brühl mein eigenes Tourneetheater und rund 200 Auftritte im Jahr“, erinnert sich Bernhard Schoch. „Manchmal bin ich nach einem Auftritt in der Nacht noch von München nach Brühl gedüst, um am nächsten Tag Unterricht zu geben.“ Nach einigen anstrengenden Jahren gab er 1985 sein Tourneetheater schließlich auf, als sich ihm die Möglichkeit bot, die Leitung der Musikschule zu übernehmen.

Sylvianna Scholtyssek hatte sich 1995 erfolgreich bei der Malschule beworben. Sechs Jahre lang war sie Stellvertreterin der Leiterin Birgit Brandt-Siefart, 2001 wurde sie ihre Nachfolgerin. Nach der Zusammenlegung der zuvor unabhängigen Einrichtungen Musikschule und Malschule zur KuMS blieb sie Leiterin des Fachbereichs Kunst.

In den vergangenen vierzig Jahren hat sich in der KuMS selbstverständlich sehr viel verändert und weiterentwickelt. Was einmal in den sechziger Jahren mit einigen wenigen Kursen im Rahmen der Volkshochschule begann, hat sich zu einer Institution entwickelt, die in Brühl nicht mehr wegzudenken ist. Die Malschule, die 1977 eine offizielle städtische Einrichtung wurde, war ursprünglich als Kinder-Malschule konzipiert. Erst später kamen auch Angebote für Erwachsene hinzu.

 

Heimat in der Liblarer Straße

Seit 1990 ist die KuMS in einem repräsentativen Haus in der Liblarer Straße untergebracht. „Im Nachhinein muss ich dem damaligen Stadtdirektor Wilhelm Schumacher ein großes Kompliment machen“, sagt Bernhard Schoch. „Er hat sich 1990 sehr bemüht, dass das Gebäude für die bereits damals enorme Summe von drei Millionen Mark umgebaut wurde. Mehr noch. Er kam zu uns und fragte uns: Wie wollt Ihr das Haus haben. Wir konnten dann unsere Wünsche äußern, die weitgehend umgesetzt wurden. Als ich dann aber noch vorschlug, im Dachgeschoss eine Klimaanlage einzubauen, die 100.000 Mark kosten sollte, hieß es: Jetzt ist der Schoch verrückt geworden.“

Das Haus ist der zentrale Identifikationspunkt, es ist die Heimat der KuMS. Deshalb war vor 18 Monaten der Aufschrei in Brühl groß, als bekannt wurde, dass externe Gutachter der Stadtverwaltung zum Verkauf des Gebäudes geraten hatten, um die klamme Stadtkasse zu entlasten. Die Brühler liefen im wahrsten Sinne des Wortes Sturm und belagerten das Rathaus mit einer Großdemonstration für den Erhalt der KuMS. „Trotz aller Turbulenzen hatte ich nie wirkliche Bedenken“, verrät Bernhard Schoch heute. „Das war die beste Werbung, die wir haben konnten. Wir waren auf zwei Kanälen im Fernsehen.“

 

Veränderte Rahmenbedingungen

Die KuMS stellt sich den veränderten Rahmenbedingungen und Herausforderungen, die eine sich verändernde Schullandschaft mit sich bringt. Denn immer mehr Schulen werden in Brühl zu offenen Ganztagesschulen ausgebaut mit Betreuungsangeboten für die Schüler bis in den späten Nachmittag hinein. Die KuMS unterstützt die Ganztagesschulen und konstatiert unter dem Strich eine Erhöhung der Unterrichtsstunden und eine Ausweitung der Schülerzahlen. „Früher wurde mehr zentral im Haus gearbeitet“, hat Sylvianna Scholtyssek registriert. „Man bekommt gar nicht mehr so gut mit, was alles in den Schulen geleistet wird. Früher gab es immer eine große Ausstellung, in der die Früchte der Arbeit eines Jahres gezeigt wurden. Heute ist es alles ein bisschen weniger transparent. Positiv ist: Wir geben mehr Unterricht als früher. Dafür verzeichnen wir aber weniger Schülerzahlen in unseren eigenen Kursen.“

„Wir haben uns am Markt erfolgreich behauptet und sind am Ball geblieben“, freut sich Bernhard Schoch dennoch. Zur Zeit werden mehr als 1.400 Schüler von rund 65 Lehrkräften betreut. Die Unterrichtsangebote umfassen einen Musikspielkurs für 3-Jährige, musikalische Früherziehungskurse auch in Kombination mit Kunst und Musik für die 4- bis 6-Jährigen, ein Fächerkarussell für 5- bis 10-jährige Kinder für die richtige Wahl eines Kunstkurses oder Musikinstrumentes, Unterricht in allen Orchesterinstrumenten sowie Gesang und Musiktheorie, gemeinsames Musizieren in über 30 Ensembles, Angebote von allen künstlerischen Techniken (Malen, Zeichnen, Drucken, Radierung, Basteln, plastisches Gestalten mit Holz, Ton, Stein und Pappmaché), Mappenvorbereitungskurse sowie Musiktherapie und Musik für Menschen mit Behinderungen. Diese umfangreichen Angebote haben ihren Preis. Doch der Zuschussbedarf in Höhe von 477.000 Euro im vergangenen Jahr ist bestens angelegtes Geld, wie man sich bald überzeugen kann.

 

Das große Jubiläumswochenende

Am 24. und 25. Mai findet das große Jubiläumswochenende statt. Die Verantwortlichen haben ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, das am Samstag, den 24. Mai ab 15 Uhr im Innenhof der KuMS startet. Geboten werden Livemusik mit der Bigband und dem Orchester, Kammermusik, die Kunstausstellung „Wir feiern Geburtstag“ mit zahlreichen außergewöhnlichen Exponaten, die in den Kursen der früheren Malschule angefertigt wurden, Workshops im Jonglieren, Töpfern und Malen, Instrumente werden vorgestellt. Weiterhin gibt es einen Musikalien-Flohmarkt, im Café wird Kulinarisches offeriert.

Ein besonderer Gag beginnt um 20.24 Uhr in Raum 108. Dann wird das Klavierstück „Vexation“, eine eigentlich wenig ansprechende Endlosschleife von Erik Satie, die 18 Stunden und 36 Minuten dauert und 840 Mal wiederholt wird, aufgeführt. Nach weiteren Darbietungen in der KuMS erfolgt am Sonntag der musikalische Umzug und „Transport“ des Vexation in die Brühler Innenstadt auf die Bühne am Markt, entlang einer Bilderstrecke mit 700 Geburtstagsbildern. „Wir werden eine lange Leine spannen und daran die vielen Bilder aufhängen, die teilweise erst kurz vorher noch entstehen“, sagt Sylvianna Scholtyssek.

Auf dem Markt wird dann gegen 15 Uhr das Blasorchester „The Lope“ die 840. Wiederholung von Vexation aufführen und das Stück damit beenden. Ab 15.30 Uhr spielt „The Lope“ dann als besonderen Höhepunkt und Abschluss der Feierlichkeiten das „Phantom der Oper“.

Den 40. Geburtstag der KuMS wird auch zum Anlass genommen, ein ehrgeiziges Projekt zu starten. Es geht um „JeKI“. Diese Abkürzung steht für das Pilotprojekt „Jedem Kind ein Instrument“, das an der Katholischen Grundschule Barbara-Schule erprobt wird. „Alle Kinder der Eingangsklassen des 1. und 2. Schuljahres, insgesamt 90 Kinder, werden durch Lehrkräfte der KuMS in acht Gruppen mit den elementaren Grundlagen praktischer Musik- und Kunstausbildung vertraut gemacht“, erklärt Bernhard Schoch. „Wir ermöglichen jedem Kind im ersten Jahr gebührenfrei den Zugang zu einem Instrument, sei es ein Musikinstrument oder ein Zeichengerät. Wir wollen einen Anschub für kulturelle Bildung und Integration leisten, weil durch den Unterricht sichergestellt wird, dass auch Kinder mit Migrationshintergrund oder aus bildungsfernen Schichten gemeinschaftlich in einer großen Gruppe an die Musik und die bildende Kunst herangeführt werden.“ Die veranschlagten Kosten betragen 16.500 Euro und sollen über Sponsoren wieder refinanziert werden.

Weitere Informationen über die KuMS, die kommenden Veranstaltungen und das JeKI-Projekt finden Sie im Internet unter www.kums-bruehl.de

Tobias Gonscherowski

 

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