Jahrgang 2008
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Die Bilder waren in allen Nachrichtensendungen und Zeitungen zu sehen. Die chinesische Armee ging in Tibet gewaltsam und mit großer Brutalität gegen die Bevölkerung und die dort lebenden Mönche vor. Die Weltöffentlichkeit reagierte geschockt, aber auch weitgehend hilflos. Das Vorgehen Chinas wurde verurteilt, doch konkrete Maßnahmen blieben bislang aus.

Viele fordern einen Boykott der in der chinesischen Hauptstadt Peking stattfindenden Olympischen Sommerspiele. Andere bezweifeln dessen Wirksamkeit und verweisen auf das Jahr 1980, als viele westliche Staaten– allen voran die USA und die Bundesrepublik Deutschland –  die Olympischen Sommerspiele in Moskau boykottierten, nachdem die Sowjets in Afghanistan einmarschiert waren. Soll der Sport zum Spielball der Politik werden? Oder sollte strikt zwischen Politik und Sport getrennt werden? Wie beurteilen die Brühler die brisante Situation?


Burkhard Junker:

Für die freie Welt ist es schon zu spät, um noch zu reagieren. Das hätten sie schon vor Jahrzehnten machen müssen. Auch ein Olympia-Boykott hilft meiner Meinung nach nicht weiter. Es gibt kein Patentrezept. Wenn man moderat auf die Chinesen zugeht, sind sie vielleicht einsichtig. Man muss versuchen, mit ihnen zu reden. Die Olympischen Spiele sind dafür eine gute Gelegenheit.

 

Uli Wehrhahn:

Privat kann jeder Einzelne chinesische Waren boykottieren. Regierungspolitisch ist die Frage, ob man den Dialog aufrecht erhalten soll, wie das Willy Brandt mit der Ost-West-Annäherung gemacht hat, oder nicht. Ich finde, man sollte den Dialog aufrecht erhalten. Ich zitiere aus einem SPD-Parteilied aus den achtziger Jahren: „Das weiche Wasser bricht den Stein“ von Heinz-Rudolf Kunze. Man sollte an den Olympischen Spielen teilnehmen und auf dieser Schiene versuchen, Einfluss zu nehmen.


Norbert Münch:

Nicht wegschauen. Man darf nicht vergessen, dass China eine andere Kultur und Tradition hat. Was für uns verwerflich ist, ist für Chinesen völlig normal. Wir setzen andere Maßstäbe an. Ein Boykott ist nicht richtig und würde nichts ändern. Sie würden es nicht verstehen. Sich verweigern und auf Konfrontation gehen, führt nicht zu den erhofften Lösungen. Dennoch muss muss aber Zeichen setzen. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, nicht an der Eröffnungsfeier der Spiele teilnehmen.


 

Dirk Rühlicke mit Ehefrau Peggy:

Ich fände es schade, wenn die Spiele ausfallen würden. Einen Boykott fände ich blöd. China sollte Tibet freigeben. Aber es lässt sich nicht so einfach umstimmen. Gottseidank bin ich kein Politiker. Jeder Bürger sollte Druck auf die Politiker ausüben, ihnen Briefe schreiben, dass sie den Dialog mit China suchen.


 

Udo Frommer:

Die freie Welt sollte heftig und bestimmt ihren Unmut äußern. Dann sollten auch Wirtschaftssanktionen gegen China verhängt werden und vor allem keine neuen Technologien geliefert werden. Speziell die gewaltsame Annektion Tibets finde ich völkerrechtlich rechtswidrig und grausam. Den gewaltlosen Widerstand des Dalai Lamas halte ich für richtig, weil Tibet bei der Anwendung von Gewalt den Chinesen ohnehin unterlegen ist. Ich bin für einen Boykott der Olympischen Spiele, weil ich denke, dass der die Chinesen empfindlich trifft. Wenn es möglich wäre, würde ich die Spiele an ein freiheitliches Land vergeben, das kurzfristig einspringen könnte. Unter einem Ausfall würden ja vor allem die Sportler leiden, die das auch nicht verdient haben.


 

Wolfgang Rohmann:

So, wie sich die Politiker verhalten haben. Ich finde die Ankündigung gut, nicht an der Eröffnungsfeier der Spiele teilzunehmen. Ich würde sogar weitergehen und einen völligen Boykott der Spiele befürworten. Unter Umständen wäre es aber vielleicht auch sinnvoll, daran teilzunehmen. Eben weil dann gerade viele Journalisten im Land sind, die darüber berichten können, was dort passiert. Es ist so oder so eine schwierige Entscheidung.


 

Rolf-Werner Jeckel:

Auf jeden Fall sollte die freie Welt reagieren in Bezug auf die Olympischen Sommerspiele in Peking. Ich halte es für falsch, daran teilzunehmen, ohne zu reagieren. Ob ein Boykott der Spiele die richtige Antwort ist, weiß ich nicht. Man sollte vor allem bei der wirtschaftlichen Zusammenarbeit ein Zeichen setzen und nicht zur Tagesordnung übergehen. Man muss im Dialog bleiben. Ohne Sanktionen bleibt der aber wirkungslos.


 

Eine Umfrage von

Tobias Gonscherowski (Text)

und Bernhard Münch (Fotos)

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