Jahrgang 2008
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Nach dem Ersten Weltkrieg gründeten Kölner Intellektuelle, Schriftsteller und Künstler einen Interessenverband, der den Namen „Gesellschaft der Künste” erhielt. Bereits Anfang 1919 war in einer Notiz im „Kölner Stadt-Anzeiger” zu lesen: „Die Gesellschaft teilt mit, daß auch Nichtkünstler als Mitglieder willkommen sind. – Die kunstpolitischen Forderungen der Gesellschaft erhalten stärkeren Nachdruck dadurch, daß der Arbeitsrat für Kunst in Berlin sich mit ihnen einverstanden erklärt hat und mit allen Mitteln für ihre Durchführung eintreten wird. Er hat die Gesellschaft der Künste beauftragt, in seinem Sinne als „Gruppe Rheinland” des Arbeitsrats für Kunst von Köln aus tätig zu sein. Mit anderen Kunstvereinigungen in den großen Städten Deutschlands ist eine Verständigung zu gemeinsamer Arbeit in die Wege geleitet. Näheres über die Ziele der Gesellschaft durch das Bureau, Kaiser-Wilhelm-Ring 14.“

 

Mit derselben Adresse von Luise Straus und Max Ernst wurde auch das Programm der Vereinigung in der ersten Nummer der Zeitschrift „Der Strom” veröffentlicht. Die einleitenden Worte lauten: „Die Gesellschaft der Künste in Köln will der Kunst ihre sozial-ethische Macht, der Gemeinschaft der Menschen ihre Rechte auf die Kunst als den sichtbar gewordenen Ausdruck des Volkswillens wiedergeben. Sie erstrebt Verbindung aller Kunstwilligen zu gemeinsamer Arbeit an der Durchführung eines radikalen kunstpolitischen Programms, dessen Ziele heißen: lebendige Gemeinschaft der Kunstmacht mit dem Volke; künstlerische Freiheit der Schaffenden.“

Sowohl die Zeitschrift „Der Strom” als auch der Gedichtband „Consolamini” von Johannes Theodor Kuhlemann, der zur Jahreswende erschienen war und die Hymne enthielt, die der expressionistische Dichter auf der Hochzeit von Luise Straus und Max Ernst gesprochen hatte, wurden im Kairos-Verlag veröffentlicht. Das griechische Wort bezeichnet den schöpferischen Augenblick, die Schicksals- oder Sternstunde. Der spätere Kunsthändler Karl Nierendorf warb in einer Anzeige für seinen Verlag: „Der Kairos-Verlag, Köln-Ehrenfeld, stellt sich in den Dienst des geistigen Wiederaufbaus. Er ist der erste rheinische Verlag, der es sich zur Aufgabe setzt, die kulturellen und künstlerischen Bestrebungen, die durch den Krieg so unheilvoll in ihrer Entfaltung gehemmt wurden, zu fördern und so an der Neugestaltung der Gesamtkultur tätigen Anteil zu nehmen. Allen starken, selbständigen Wesensäußerungen des erkennenden, des schöpferischen, des gütigen Menschen soll der Weg zu lebendiger Wirksamkeit geschaffen werden.“

Die utopischen Vorstellungen von einer neuen Menschengemeinschaft und die von der „Gesellschaft der Künste” geforderte Demokratisierung des Kunstbetriebs entsprachen den Zielen, die auch der „Arbeitsrat für Kunst” vertrat, der sich nach der Novemberrevolution in Berlin gebildet hatte. In einen Brief an John Schikowski, Gründungsmitglied der Berliner Gruppe und Feuilletonredakteur der nozialdemokratischen Zeitung „Vorwärts”, distanzierte sich Max Ernst am 7. Januar 1919 vom expressionistischen Sturm-Kreis um Herwarth Walden: „Aus beiliegendem Programm der ,Gesellschaft der Künste’ ersehen Sie, daß ich mit einer Organisation nicht einverstanden bin, welche sich wieder an das Bürgertum wendet (was unter Waldens Leitung von vornherein feststünde). Die ,Gesellschaft der Künste’ richtet sich ausschließlich an das Proletariat. Wir arbeiten in Gemeinschaft mit den Gewerkschaften u. den sozialistischen Parteiorganisationen.“

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