Jahrgang 2009
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Keine Motivationsprobleme mit tollen Rampensäuen”

Seit 30 Jahren unterrichtet Freimut Eschner am Brühler Max Ernst Gymnasium. Der 1948 in Braunschweig geborene und in Erlangen aufgewachsene Pädagoge gründete 1980 die Theater-AG des MEG, die vom 8. bis 10. Juni ihre neue Produktion präsentiert. Freimut Eschner ist verheiratet, Vater von zwei Kindern und lebt in Köln-Deutz. Wir haben mit ihm über die Theater-AG und das neue Stück gesprochen.

BBB: Herr Eschner, die Theater des Max Ernst Gymnasiums gibt es bald seit 30 Jahren. Erzählen Sie uns etwas von den Anfängen.

Freimut Eschner: Die Theater-AG habe ich am Max Ernst Gymnasium bereits 1980 gegründet. Ich habe damals in einer 9. Klasse Deutsch unterrichtet und mit den Schülern mit einigen Hörspielen gearbeitet. Dann kam aus der Klasse der Wunsch, eine Theater-AG zu gründen. Wir hatten damals mit Mühe und Not auch zwei Mädchen dabei und haben dann das Stück „Romulus der Große“ von Friedrich Dürrenmatt gespielt. Mit diesen Schülern habe ich bis zu deren Abitur 1984 und mit manchen auch später zusammengearbeitet. Bis heute gibt es die Theater-AG, an der alle Mitwirkenden freiwillig teilnehmen. Wir haben meistens eine Aufführung pro Jahr gegeben. Wir haben in der Zeit auch öfter mit Christina Kröhne oder Stefanie Jezewski gemeinsame Veranstaltungen mit musikalischen Elementen oder unter Beteiligung von Kindern auf die Beine gestellt. Und später wurde der Differenzierungskurs Deutsch-Kunst als Unterrichtsfach eingeführt, den Schüler der 9. Klasse anstelle der dritten Fremdsprache belegen können und an dem sie teilnehmen müssen. Unterrichtsinhalte sind etwa Dramaturgie, Programmgestaltung, Plakat. Es werden ganz normal Klassenarbeiten geschrieben und es wird auch ein Stück einstudiert. Übrigens gibt es auch im Rahmen der Nachmittagsgestaltung für Schüler ab der 5. Klasse Angebote kreativer Kurse. Wir will, kann an unserer Schule ab der 5. Klasse durchgehend bis zum Abitur in Schauspielgruppen oder Theater-AGs mitwirken.


BBB: Im Juni stehen zwei Aufführungen auf dem Programm.

Eschner: Genau. Vom 8. bis 10. Juni zeigt die Theater-AG in der Aula jeweils um 19.30 Uhr das sozialkritische Stück „Die heilige Johanna“ der Schlachthöfe. Angeregt durch das Verhalten einiger Vorstände von Banken und einiger „Wirtschaftskapitäne“ in der augenblicklichen Finanzkrise haben wir das Stück ausgesucht, das zur Zeit der großen Depression in den USA 1929/30 spielt und verblüffende Parallelen zur augenblicklichen Situation aufweist. Das Schöne an dem Stück ist auch, dass es Stück für viele Personen ist. Wir haben 28 Leute in unserer Gruppe, und die wollen alle spielen. Seit den Herbstferien arbeiten wir an dem Stück, seit Karneval mit Vollgas. Wir proben ein- bis zweimal pro Woche, manchmal auch am Wochenende. Und wir gehen auch einmal ein Wochenende nach Nettersheim in die Eifel in „Klausur“. Die Schüler machen das alles freiwillig, da sind viele tolle Rampensäue dabei, die sogar noch zusätzliche Proben machen wollen. Ich habe überhaupt keine Motivationsprobleme. Wir haben ja auch den Ruf, das wir gute Ergebnisse zustande bringen und im Gegensatz zu anderen Schulen auch einen akzeptablen Jungenanteil haben. Ein Drittel der Gruppe sind Jungs, daher haben wir keine Probleme bei der Besetzung von Stücken.


BBB: Und dann wird im Rathaus-Innenhof im Rahmen des brühlermarkt auch noch Shakespeares „Sommernachtstraum“ augeführt.

Eschner: Dabei handelt es sich um eine Wiederholungsaufführung. Wir haben mit dem eben von mir beschriebenen Differenzierungskurs Deutsch-Kunst der Jahrgangsstufe 10 den Sommernachtstraum einstudiert und werden das Stück am 18. Juni noch einmal aufführen. Wir haben das Stück im Januar in der Aula gezeigt. Es hat wohl den Leuten so gut gefallen, dass wir eine Anfrage aus dem Rathaus bekamen, ob wir es nicht noch einmal spielen wollen. Der Kurs ist keine freiwillige Angelegenheit, sondern ein Unterrichtsfach, das auch benotet wird. Wir haben also neben Theaterinteressierten auch Leute auf der Bühne, die müssen da stehen.


BBB: Wie sehr engagieren sich die Schüler heute auch im Gegensatz zu ihren Vorgängergenerationen in der Theater-AG?

Eschner: Ich habe festgestellt, dass die Schüler heute anspruchsvoller sind als noch vor zehn oder 15 Jahren. Damals musste man sie zum Training zwingen, sie haben den Sinn nicht eingesehen und wollten sofort durchspielen. Heute erkennen die Schüler den Sinn der Übungen. Sie gehen mit einem professionelleren Anspruch an die Sache heran und wollen so viel üben wie möglich. Einige Schüler spielen auch noch in anderen Theatergruppen wie den „Rheinsichen Rebellen“ des Schauspielhaus Köln. Ich bin froh, dass auch viele Ehemalige dabei geblieben sind und beim Bühnenbild oder beim Schminken helfen. Unsere Aufführungen können sich sehen lassen. Letztes Jahr haben wir „Peer Gynt“ gespielt, das war absolut gut und ein Niveau wie selten bei einer Schüleraufführung.


BBB: Wie sieht’s mit Ihren eigenen Erfahrungen beim Theater aus?

Eschner: Ich habe als Kind oft mit einem inzwischen über 100 Jahre alten Haustheater meines Urgroßvaters gespielt und mit den Papierfiguren kleine Aufführungen gemacht. Da gab es noch keine Fernseher. Den Wilhelm Tell habe ich in 15 Minuten gespielt. Als Referendar habe ich in einer sehr kreativen Gruppe in Leichlingen mitgewirkt. Unsere erste Aufführung ging aber in die Hose. Ich habe dann vier Jahre beim Kölner Werkstatt-Theater gelernt, Kurse belegt, Probentechnik gelernt. Es gab sehr körperbetonte Proben, einmal habe ich mir sogar einen Muskelfaserriss zugezogen. Das Theater ist eine große Leidenschaft von mir.



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