„Mit modernen Präsentationen auch jüngere Leute erreichen“
Seit 25 Jahren dürfen die beiden weltbekannten Brühler Schlösser den Titel „UNESCO-Welterbe“ tragen. Sowohl das Schloss Augustusburg als auch das Jagdschloss Falkenlust fanden im Jahr 1984 Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes der Menschheit. Das ist ein Grund zum Feiern. Anlässlich dieses Jubiläums finden in diesem Jahr eine ganze Reihe von interessanten Veranstaltungen statt. Im persönlichen Gespräch mit dem Brühler Bilderbogen erzählt Schlossverwalter Uwe Skibbe, worauf sich die Besucher der Schlösser und der Parkanlagen besonders freuen können.
„Unsere Veranstaltungsreihe orientiert sich so ein bisschen an den vier Jahreszeiten. Wir spannen einen Bogen von Frühling bis Winter und haben dafür auch einen konkreten Anlass“, berichtet Uwe Skibbe. Am Spiegelweiher inmitten des Schlossparks werden im Laufe des Jahres vier Postamente aufgestellt, vier mannsgroße Steinfiguren, eine für jede Jahreszeit.
Die Figuren waren jahrelang in der Orangerie aufgestellt, bis sie kürzlich wieder ins Bewusstsein rückten. Jedenfalls drei der vier Figuren. Die Statuen für Frühling, Sommer und Herbst sind noch vorhanden, der Winter fehlte komplett. Über ihre Herkunft und das Fehlen der vierten Figur ist heute nichts mehr bekannt.
Wie auch immer, nach Begutachtung der vorhandenen Figuren wurde beschlossen, diese von Bildhauern und Steinmetzen fachgerecht restaurieren zu lassen und die vierte komplett neu in Auftrag zu geben. Als Vorbild für das neue Werk dienten die anderen drei Figuren und ähnliche Skulpturen in anderen Parks.
Am 21. Mai ab 16 Uhr wird nun die Frühlingsfigur feierlich auf ihren neuen Platz am Spiegelweiher aufgestellt und enthüllt. „Die Aufstellung wird vom Musiker Rochus Aust inszeniert. Es gibt ein modernes Programm mit tänzerischen und musikalischen Elementen“, sagt Uwe Skibbe. „Wir gehen bewusst neue Wege und wollen sowohl die klassische Schiene verfolgen, aber auch moderne Formen der Präsentation anbieten, um neue Zielgruppen und auch jüngere Leute anzusprechen.“
Auch die anderen Figuren werden nach und nach bereits der offiziellen Enthüllung mit buntem Programm im Park aufgestellt, wenn auch noch verhüllt. Am 15. August wird die Sommerstatue vorgestellt, es folgen die Herbstfigur am 31. Oktober und die Winterskulptur am 1. Dezember. „Die Leute sollen ruhig mitbekommen, was sich alles im Park so tut. Wir freuen uns immer, wenn die Parkbesucher unser Personal ansprechen und Fragen stellen“, erklärt der 48 Jahre alte Schlossverwalter.
Veranstaltung mit der KuMS
Am 24. Mai veranstaltet die Schlösserverwaltung in enger Zusammenarbeit mit der Kunst- und Musikschule der Stadt Brühl ein „Musikalisches Parkfest“, das an verschiedenen Orten im gesamten Park auch unter Einbeziehung von Schloss Falkenlust stattfindet. Es gibt musikalische und künstlerische Unterhaltung sowie einige Mitmachaktionen für groß und klein. Programmpunkte sind z.B. Aktionen wie „Scherenschnittaktionen“, „Blumen aus Ton“ oder Konzerte verschiedener Ensembles aus Streichern und Bläsern, die historische Musik spielen. „Wir werden einige anspruchsvolle und abwechslungsreiche Dinge machen, die man von uns nicht gewohnt ist und nicht erwartet“, verspricht Uwe Skibbe.
Historisches Falknerfest
Weiter geht es am 7. Juni, am „offiziellen“ Welterbetag. Neben einem musikalischen Programm werden an diesem Tag von 11 bis 14.30 Uhr u.a. auch die Schüler des Max-Ernst-Gymnasiums die Ergebnisse ihrer Projektarbeit „Schloss und Park – Besucher im Wandel der Zeit“ zeigen. Von 18 bis 20 Uhr findet eine musikalische Soirée statt. Am 28. Juni steht dann von 11 bis 18 Uhr Schloss Falkenlust im Mittelpunkt. Beim historischen Falknerfest präsentiert ein Falkner eine kleine Flugvorführung bei dem die Falken sich in luftige Höhen begeben. Dazu werden das Leben der höfischen Gesellschaft und einer Jagdgesellschaft in historischen Kostümen nachgestellt. Auch historische Fanfaren werden mit „Pauken und Trompeten“ erklingen.
Weitere Highlights sind am 1. August der „Entdeckertag“ anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Naturpark Rheinland, am 15./16. August eine „Lichtinstallation“ anlässlich der Aufstellung der Sommerfigur und des Geburtstages von Clemens August (am 16. August), der „Tag des offenen Denkmals“ unter dem Motto „Orte des Genusses“ am 13. September sowie die Tage der Aufstellung der Herbst- und Winterfigur (am 31. Oktober bzw. 1. Dezember). Genaue Informationen zu diesen Veranstaltungen finden sich zum einen in dem in Kürze erscheinenden Flyer der Schlösserverwaltung sowie dann zeitnah unmittelbar vor den konkreten Terminen im Bilderbogen.
Uwe Skibbe und sein kleines sechsköpfiges Team haben neben dem normalen Alltagsgeschäft also ein bemerkenswertes, vielfältiges Veranstaltungsprogramm organisiert, das überwiegend im Freien stattfinden wird. Zum Gelingen der Open-Air-Veranstaltungen fehlt jetzt nur noch das entsprechende Sommerwetter.
Jeder Tag läuft anders
Seit vier Jahren arbeitet Uwe Skibbe inzwischen bereits in Brühl. „Es wird hier nie langweilig, jeder Tag läuft anders“, sagt der Schlossverwalter, der eigentlich „Schlossmanager“ heißen müsste. „Bei einigen Leuten herrscht noch das Klischée vor, dass wir hier nur dafür da sind, morgens die Türen aufzumachen und abends abzuschließen“, schmunzelt Uwe Skibbe. „Dabei ist unser Aufgabengebiet unglaublich vielfältig.“
Denn die Schlösser und die 10 Hektar große Parkanlage sind mehr oder weniger eine ständige Baustelle. Irgendwo sind immer Handwerker bei der Arbeit. „Unser Auftrag lautet ja kurz und knapp: Bewahren und Erhalten“, sagt Uwe Skibbe, der für das Jahr 2009 mit einem vom Land NRW und der Bezirksregierung zur Verfügung gestellten Etat von 2,8 Millionen Euro planen kann. Nachdem die Renovierungsarbeiten in Schloss Falkenlust schon seit einiger Zeit abgeschlossen sind, wird nun die Schlossterrasse in Angriff genommen, für deren Sanierung eine dreijährige Bauphase eingeplant ist. „Das wird unsere nächste große Baustelle“, weiß der Schlossverwalter, der in seinem Job aufgeht.
„Das Schöne ist, dass man anders als bei normalen Verwaltungsjobs hier sofort eine Rückmeldung bekommt“, sagt der zweifache, verheiratete Familienvater. „Wir können hier direkt sehen, ob unsere Maßnahmen und Angebote erfolgreich waren oder nicht.“ Eine großer Erfolg war etwa die Ausstellung „Eine Republik rollt den Teppich aus“ im vergangenen Jahr. Viele verärgerte Zuschriften gab es dagegen als der Park zu Beginn von Skibbes Tätigkeit vor vier Jahren noch in einem schlechten Zustand war. „Es hat gedauert, bis wir das in den Griff bekommen haben“, gibt er zu.
Audio Guides und Jubiläumsfilm
Neben den Aktionen rund um das Welterbe-Jubiläumsjahr wird es auch weiter eine ganze Reihe an Neuerungen geben. Die Parkwege werden besser begehbar, neue Wasserfontänen in einigen Brunnen installiert. In Schloss Augustusburg werden ab dem Sommer so genannte „Audio Guides“ eingesetzt. Die Schlossbesucher können mit dieser elektronischen Hilfe, die zunächst in vier und später in acht Sprachen angeboten wird, durch das Schloss spazieren und auch ohne eine Führung alles Wissenswerte erfahren.
Pünktlich zum Jubiläum wird auch ein „Jubiläumsfilm“ erscheinen und auf DVD im Museumsshop erhältlich sein. Der Brühler Filmemacher Thorsten Kleinschmidt hat in den letzten zwei Jahren Motive gesammelt und alles festgehalten, was passiert ist. „Und wir hatten sogar das Glück, dass es in diesem Jahr wieder einmal einen richtigen Winter gab. So haben wir auch sehr schöne Winterimpressionen vom Schloss“, freut sich Uwe Skibbe.
Doch bis zum nächsten Winter dauert es zum Glück noch ein bisschen. Vorher gibt es noch genügend Gelegenheiten, die beiden 1761 bzw. 1737 fertig gestellten Schlösser Augustusburg und Falkenlust noch besser kennenzulernen, die im vergangenen Jahr übrigens 85.000 zahlende Besucher anlockten. Diese Zahl sollte doch in diesem Jahr sicherlich zu toppen sein oder?
Tobias Gonscherowski