Jahrgang 2011
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Täglich erreichen uns neue Horrormeldungen aus Japan. Erst ein schweres Erdbeben, dann ein schrecklicher Tsunami und anschließend offenbar außer Kontrolle geratene Reaktoren von Atomkraftwerken halten die Welt in Atem. Dass selbst die hochangesehenen, scheinbar perfekt organisierten Japaner nicht Herr der Situation werden, erschüttert das Vertrauen in die ohnehin umstrittene Kernenergie. Die Bundesregierung reagiert hektisch, verfällt in Aktionismus und bekommt für die schwer nachvollziehbare Kehrtwende in ihrer Atompolitik die Quittung der Wähler in Baden-Württemberg, wo ein Grüner bald zum Ministerpräsidenten gewählt wird. Soll Deutschland aus der Kernenergie aussteigen?


Kohen Shaik min:
Auf jeden Fall. Die Katastrophe in Japan betrifft nicht nur Japan, sondern die ganze Welt. Die Kernenergie ist zu gefährlich. Es gibt keine Lösung dafür, wo der Atommüll hinkommt. Wir dürfen dieses Problem nicht unseren Kindern hinterlassen, nach dem Motto: Ihr findet schon eine Lösung. Das ist unverantwortlich. Im Grunde ist doch außer der RWE niemand dafür.



Uli Wehrhahn mit Sohn Jonathan:
So lange das Problem der Endlagerung nicht gelöst ist, ist das alles Wahnsinn. Keiner weiß doch, was aus dem Atommüll wird. Der strahlt 10.000 Jahre vor sich hin. Das war meine Einstellung, schon lange bevor die Katastrophe in Japan passierte.



Sandra Graf mit Sohn Sven:
Nicht von heute auf morgen, aber langfristig muss man aussteigen. Aber das wussten wir schon vor 25 Jahren als es die Katastrophe von Tschernobyl gab. Es ist wieder die Bestätigung, dass man die Technologie nicht zu 100 Prozent unter Kontrolle hat. Dafür ist sie zu komplex.


Alexander Trimborn:
Ich fände es nicht schlecht, aus der Kernenergie auszusteigen. Aber erst einmal ist wichtig, dass genug erneuerbare Energie da ist. Es sollten mehr Windräder, Solarzellen, Wasserkraftwerke gebaut werden. Wenn die alle gebaut sind, sollte man aussteigen.

Susanne Trimborn:
Es sollten auch mehr Gezeitenkraftwerke gebaut werden.

Christian Trimborn:
Ich finde den Ausstieg gut. Vielleicht sollte man mehr Häuser mit Solarzellen ausstatten und mehr Geld für Windräder ausgeben.

Die Eltern Gabriele und Michael Trimborn:
Außerdem kann jeder selbst Strom sparen, indem er die elektrischen Geräte richtig ausschaltet und nicht nur in den Stand-by-Modus wechselt.


Richard Wiese:
Ja, das hätten wir schon vorher tun sollen. Die Laufzeit der Atomkraftwerke hätte nicht verlängert werden dürfen. Die Technologie ist nach dem derzeitigen Stand der Technik nicht beherrschbar. Außerdem gibt es immer noch kein Endlager. Das Zwischenlager in Assen muss wohl auf Kosten der Steuerzahler saniert werden. Es gibt keine seriöse Schätzung, was die Lagerung an Problemen und Kosten verursacht.


Silke Nauber:
Ja, weil man an der Katastrophe gesehen hat, wie gefährlich die Kernenergie ist. Es kann immer etwas passieren, egal wie vermeintlich sicher sie ist. Viele Reaktoren sind relativ alt. Und es gibt viele andere Atomkraftwerke in unserer Nähe. Deutschland könnte eine Vorbildfunktion übernehmen, wenn es mit Ausstieg anfangen würde.


Ivonne Steffens mit Tochter Hannah:
Ja. Inzwischen sieht es bei den erneuerbaren Energien ja gut aus. Wir sind auf einem guten Weg. Aber es geht nicht von jetzt auf gleich. Die neueren AKWs sollten noch am Netz bleiben, die älteren nicht.


Eine Umfrage von
Tobias Gonscherowski (Text) und Bernhard Münch (Fotos).

 

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