Die ganze Republik staunt über den Wahlerfolg der Piraten bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus. Sensationelle 8,9 Prozent fuhren die Piraten dabei ein und düpierten die etablierten Parteien. Es spricht einiges dafür, dass das Ergebnis keine Eintagsfliege ist, das nur mit regionalen Berliner Begebenheiten zu erklären ist. Denn die Piraten sitzen auch in Nordrhein-Westfalen bereits in den Räten der Städte Aachen und Münster. Mit ihren Schwerpunkten Datenschutz, Schutz der Privatsphäre, Internet oder Grundeinkommen konnte die selbsternannte Bürgerrechts- und Modernisierungspartei vor allem viele Nichtwähler mobilisieren.
„Die Piratenpartei will einen Paradigmenwechsel in der Politik: Weg von starren, autoritären Hierarchien und Hinterzimmerpolitik, hin zu einer agilen Vernetzung kleiner politischer Einheiten, die offen arbeiten“, schreiben sie auf ihrer Facebookseite. Beim Terminus „Hinterzimmerpolitik“ könnten sich auch einige Brühler Parteien angesprochen fühlen, deren Ratsbeschluss für einen Abriss des Rathausanbaues für eine ungeahnte Protestwelle in der Stadt sorgte.
Stefanie Gecks:
Abwechslung ist immer gut, auch in der Politik. Das ist manchmal besser als das, was die etablierten Parteien machen. Ich habe auch gegen den Abriss des alten Rathausanbaus und den Neubau auf einer Liste unterschrieben. Es gibt einiges, was mich stört, zum Beispiel, dass jetzt alle Straßen aufgerissen werden und überall gebaut wird. Man sollte lieber etwas für die Jugend und die Kinder tun. Es gibt keine vernünftigen Spielplätze für Kinder. Man sollte das Geld lieber für sinnvolle Dinge ausgeben.
Michael Hillmann:
Als die Grünen in den achtziger Jahren die politische Bühne betraten, hat das die etablierten Parteien genötigt, im ökologischen Sinn einen neuen Politikstil zu fahren. Die selben Impulse brauchen wir jetzt auch. Wir haben demokratische Defizite. Als Stichworte nenne ich nur den Euro-Rettungsschirm oder den geplanten Rathausneubau. Die Mehrheitsmeinung der Bevölkerung wird oftmals von den regierenden Parteien ignoriert.
Karin Sonnenhol:
Wir brauchen die Piraten, damit sie die Politiker auf Trab halten und die nicht einschlafen. Vielleicht läuft es dann wie damals mit den Grünen. Die sind ja inzwischen längst etabliert und leider auch schon relativ angepasst. Ich finde es gut, wenn die Piraten so etwas wie ein Dorn sind und die anderen Parteien etwas ärgern. Das muss sein.
Margit Hartung und Manfred Maubach:
Der Name Piraten hört sich erst einmal etwas aggressiv an. Aber wir wissen nicht, was die wollen und kennen auch ihr Programm nicht. Bei den Grünen war ja zum Beispiel der Name auch fast schon Programm. Das stand für den Umweltschutz. Aber wofür stehen die Piraten? Wir können deshalb nicht einschätzen, ob Brühl die Piraten braucht.
Axel Gehring:
Selbstverständlich bin ich der Meinung, dass eine neue Partei wie die Piraten, frisches Leben in die Parteienlandschaft bringt. Ich glaube auch, dass sie eine bundesweite Bedeutung erhalten werden und damit auch in Brühl einmal eine Rolle spielen werden. Ich finde das gut. Abgesehen davon bin ich auch gegen den Abriss des alten Rathausanbaus.
Monika Wilk:
Die ködern die Leute doch mit der Mindestrente. Ich finde, die sorgen für frischen Wind in der deutschen Politik. Das ist gut.
Ingo Rudolph:
Ich glaube, sie tun der politischen Kultur gut und rütteln viele Leute wach. Sie haben ja in Berlin viele Nichtwähler mobilisiert. Da haben die anderen Parteien erst einmal gestaunt, als sie gesehen haben, was möglich ist. Was ich so mitbekommen habe, sind die Kandidaten der Piraten alles Leute mit einem höheren Bildungsniveau. Ich bezweifle aber, dass sie etwas selbständig bewegen können. Und wenn sie etwas bewegen, wird es Jahre dauern.
Hans-Jörg Blondiau:
Da Brühl abgesehen vom Heider-Bergsee nicht direkt am Wasser liegt, wird es wohl noch etwas dauern, und wenn dann aber nur, wenn die auch die Frauenquote an Bord haben. Ohne geht gar nicht.