Jahrgang 2012
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„Die schulische Bildung der Kinder ist uns sehr wichtig“

Im vergangenen Jahr wurde die „Sportschule Kahramanlar“ von Stadtsportverband für die beste Jugendarbeit in Brühl ausgezeichnet. Mit Stolz nahm Fatih Türk, der 1. Vorsitzende des Vereins, den Wanderpokal entgegen. Denn damit wurde das bemerkenswerte Engagement des Vereins gewürdigt, der es sich zur wesentlichen Aufgabe gemacht hat, in Brühl einen wichtigen Beitrag zur Integration ausländischer Jugendlicher beizutragen.

Durch ein attraktives Angebot in den Sportarten Taekwondo, Schwimmen und Basketball ausschließ-lich für Jugendliche und vor allem auch dadurch, das Training ausschließlich deutschsprachig durchzuführen. Der Brühler Bilderbogen hat sich mit Fatih Türk und Furkan Altun, dem für die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins zuständigen Vorstandsmitglied, getroffen.

Der Vereinsname ist nicht gerade einfach zu merken und auszusprechen. „Wir haben den türkischen Namen bewusst gewählt“, sagt Fatih Türk. „Wir sind da dem Beispiel des Kölner Fußballvereins Yurdumspor gefolgt, in dem auch viele Deutsche mitgespielt haben. In Brühl fehlte so etwas. Deshalb haben wir uns bei der Vereinsgründung vor gut sieben Jahren für einen türkischen Namen entschieden.“ Übersetzt bedeutet „Kahramanlar“ so viel wie „Die Helden“. „Weil die Kinder die Helden sind“, wie Fatih Türk findet. „Unsere Mentalität ist südländisch, unsere Strukturen sind deutsch“, ergänzt Furkan Altun. Die rund 130 Vereinsmitglieder stammen vor allem aus der Türkei, aber auch aus Deutschland, zahlreichen Balkanstaaten und auch aus Griechenland.

Angefangen hat alles mit einer Idee im Jahr 2005. Aus eigener Erfahrung weiß Fatih Türk, wie wichtig für ein Migrantenkind die Beherrschung der deutschen Sprache ist. „Unser Ziel war, die Integration durch den Sport zu fördern und dabei auch die deutsche Sprache zu lernen. Alle unsere Kurse werden auf deutsch gehalten. Das ist eine Grundvoraussetzung“, sagt der 26-jährige 1. Vorsitzende des Vereins. „Wir wollen die Bildungsintegration von Migrantenkindern durch Sport erreichen. Damit übernehmen wir eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Unsere freiwillige und ehrenamtliche Arbeit gestalten wir nach dem Prinzip der Nachwuchsförderung.“ Da der Verein noch kein eigenes Vereinsheim besitzt, finden die Kurse in verschiedenen Hallen statt.

„Taekwondo ist Kampfkunst”

Die Taekwondo-Abteilung der Sportschule Kahramanlar besteht am längsten. Rund 40 aktive Mitglieder zählt sie. Die jüngsten Mitglieder sind drei Jahre alt, die ältesten 16. Der Verein, der in der Halle der Berufsschule in Brühl-Süd trainiert, nimmt auch regelmäßig an Turnieren teil und erkämpfte sich kürzlich bei einem größeren Event in Duisburg den 1. Platz in der Teamwertung. „Taekwondo ist Kampfkunst, eine olympische Sportart“, klärt Fatih Türk auf. „Zu 90 Prozent werden die Beine eingesetzt, nur zu 10 Prozent die Arme und die nur zur Abwehr.“ Der Vorsitzende und übrigens zugleich auch Taekwondo-Trainer betreibt die Sportart mit großer Begeisterung selbst von Kindesbeinen an.

„Mein Bruder Murat und ich wurden von unserem Vater immer unterstützt“, erinnert sich Fatih Türk. „Wir haben Taekwondo in Brühl in der Schule des Meister Yoo seit dem 5. Lebensjahr gelernt und eine strenge Ausbildung genossen. Wir haben den Schwarzgurt bei ihm gemacht. Dann schloss die Schule leider. Wir haben danach bei den Kölner Taekwondo Sternen weitergemacht und uns immer weiter verbessert, bis hin zum 3. Dan. In diesem Sommer will ich den 4. Dan bestehen.“

Neben dem Taekwondo ist Fatih Türk auch jahrelang im Brühler Schwimmblub aktiv gewesen, im Jahr 1998 war er in der Gesamtwertung der Disziplinen Brust, Rücken und Kraul der Beste in Brühl. Im Jahr 2008 nahm die Sportschule Kahramanlar dann nicht von ungefähr Schwimmen als zweite Sportart in der Angebotspalette des Vereins auf. Im Schwimmbecken des Studio 53 sollen die Kinder erst einmal Schwimmen lernen. „Besonders den Kindern im Kleinkindalter soll die Freude an der Bewegung im Wasser nähergebracht werden“, berichtet Furkan Altun. „Durch die Vergabe von Schwimmabzeichen und die Teilnahme an Schwimmturnieren wollen wir die Kinder für diese Sportart gewinnen und motivieren.“ Auch hier blieben die Erfolge nicht aus, wie gute Platzierungen bei Wettkämpfen in Brühl zeigen. Da Schwimmen auch ein Schulfach ist, kommt das Training auch den schulischen Leistungen zugute. Gecoacht werden die Kinder u.a. auch von Murat Türk.

Basketball kam schließlich vor zwei Jahren als inzwischen dritte Sportart dazu. „Wir haben uns das Ziel gesetzt, die Mädchen für diese Ballsportart zu begeistern“, erläutert Fatih Türk. „Durch diese Sportart werden Teamfähigkeit und das Selbstbewusstsein der Mädchen gefördert. Die U13- und U15-Basketballteams nehmen an Liga- und Turnierspielen teil.“ In der vergangenen Saison hat die U15 zweimal die Konkurrenz des Brühler Turnvereins geschlagen. Trainiert werden die Mädchen von der für Bensberg in der Oberliga spielenden 20-jährigen Arzu Bayraktar.

Die Geschicke des Gesamtvereins, der politische oder religiöse Themen vollkommen außen vor lässt, lenkt ein Vorstand, der aus jungen, ehrgeizigen und qualifizierten Leuten besteht. Der 1. Vorsitzende Fatih Türk absolvierte nach seinem Realschulabschluss eine Lehre zum Energieelektroniker, machte danach paralell sein Abitur und seine Meisterprüfung, studiert inzwischen Technische Betriebswirtschaftslehre und arbeitet als Projektleiter bei den Stadtwerken Pulheim. Der gebürtige Brühler besitzt die deutsche Staatsangehörigkeit. Er ist noch heute seinem Vater für die großartige Unterstützung dankbar. Sein Vater Mustafa Türk war einst Geschichtslehrer in der Türkei und hatte dort bereits deutsch gelernt. Er kam nach Deutschland, um als Übersetzer zu arbeiten, landete dann jedoch bei DOM-Sicherheitstechnik, wo er auch heute noch angestellt ist. Fatih Türk war in Deutschland immer integriert. Er besuchte die Taekwondo-Schule, schwamm im BSK und spielte für eine Reihe von Vereinen Fußball, u.a für das Verbandsliga-Team des damaligen SC Renault Brühl. Seine Vorstandskollegen sind Studenten, Kaufleute und Steuerfachangestellte.

Schulische Nachhilfeangebote geplant

Das Team hat sich das Ziel gesetzt, für Kinder mit Migrationshintergrund oder von Zuwandern Angebote zu schaffen, um sie über den Sport zu integrieren. „Es bestehen Ängste und Unsicherheiten der Eltern“, weiß Furkan Altun, der von seiner Schwester für die Sportschule Kahramanlar begeistert wurde. „Sie freuen sich dann über unsere Unterstützung.“ Schon bald soll diese Unterstützung auch über die Sportangebote hinausgehen. Geplant sind schulische Nachhilfeangebote. „Die schulische Bildung der Kinder ist uns sehr wichtig“, betont Fatih Türk. „Nach der Rücksprache mit den Eltern gucken wir uns auch gerne die Schulzeugnisse der Kinder an und führen dann Gespräche mit den Kindern.“ Stimmen die Noten nicht, greifen erzieherische Maßnahmen des Vereins.

„Wir können sie dann auch etwas kitzeln, indem wir sie nicht mit zu Turnieren nehmen oder wir eine Trainingspause verhängen, wenn die schulischen Leistungen schlecht sind. Damit haben wir schon positive Effekte erzielt“, sagt Fatih Türk. „Wir haben uns bei der Stadt Brühl u.a. bei Alois Rampe, dem Abteilungsleiter Soziales, oder bei der Vochemer Stadtteilmanagerin Isabel Vela Sanchez erkundigt, die etwaige Nachhilfeangebote von uns positiv sehen.“ Über die Zustimmung und Anerkennung der Stadt freut sich der Verein. Die Unterstützung und das Interesse der lokalen Medien hält sich dagegen in Grenzen. Selbst große Vereinserfolge werden kaum erwähnt.

So weist der Brühler Bilderbogen abschließend gerne auf einige Termine im Juni hin: Am 16. Juni nimmt der Verein an einem Taekwondo-Turnier in Köln teil, am 24. Juni steigt ab 12 Uhr das große Grillfest auf der Maiglerwiese und am 30. Juni spielen die Freizeitkicker des Vereins bei einem Brühler Fußballturnier mit.

Weitere Information gibt es auch im Internet auf der überarbeiteten Homepage der Sportaschule Kahramanlar unter:

http://kahramanlar-tkd.de.

Tobias Gonscherowski

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