Jahrgang 2012
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„Ich fühle mich in Brühl sicher”

Einbruch in ein Autohaus, Einbruch bei einem Juwelier auf der Uhlstraße, Einbruch in der Giesler-Galerie, Überfall auf eine Tankstelle. Die Meldungen der letzten Wochen ließen aufhorchen. Dazu kommen die vielen kleineren und garößeren Delikte, gegenwärtig vor allem auch Fahrraddiebstähle. Täuscht der Eindruck oder häufen sich in letzter Zeit die Negativschlagzeilen? Ist es in Brühl eigentlich noch sicher?

 

Immerhin weist die Polizeiliche Kriminalstatistik für Brühl mehr Straftaten aus als in einwohnermäßig größeren Nachbarstädten wie Erftstadt oder Frechen. Ist die Polizei trotz einiger Erfolgsmeldungen wie der Überführung einer in Brühl ansässigen Bande, die gewerbsmäßig Fahrräder stahl, überfordert? Der Brühler Bilderbogen hat mit Polizeihauptkommissar Anton Hamacher gesprochen. Der 57-jährige, verheiratete Brühler ist im 41. Dienstjahr wie er sagt „mit Leib und Seele Polizeibeamter“.

 

 


 

BBB: Der Brühler Bilderbogen wird öfter von seinen Lesern auf das Thema „Sicherheit in Brühl“ angesprochen. Zuletzt wurde in mehrere Geschäfte der Innenstadt eingebrochen, als problematisch werden auch randalierende Jugendliche vor allem zu später Stunde genannt. Herr Hamacher, ist diese subjektive Wahrnehmung vieler Bürger unserer Stadt objektiv durch Zahlen zu belegen? Oder widerspricht dem die Kriminalstatistik der Polizei?

Anton Hamacher: Wir hatten im Jahr 2011 in Brühl nach der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik insgesamt 4.395 Straftaten zu verzeichnen gegenüber 4.215 im Jahr zuvor. Das ist ein Zuwachs von knapp 4,3 Prozent. Die Aufklärungsquote liegt bei fast 46 Prozent. Wir haben in Brühl 1.540 Tatverdächtige ermittelt, etwa jeder Vierte von ihnen war unter 21 Jahren und 475 (rund 30 Prozent) waren ausländische Tatverdächtige. Erfreulicherweise sind die Zahlen für Sexualdelikte, bei schwerem Diebstahl und bei der Straßenkriminalität rückläufig. Erheblich zugenommen haben dagegen leider die Fälle von Betrug und Rauschgiftdelikten. Auch bei Raub, Körperverletzung und Wohnungseinbrüchen haben wir in Brühl Zuwachsraten zwischen 10 und 15 Prozent. Insofern ist die subjektive Wahrnehmung vieler Brühler Bürger nicht falsch. Aber ich lebe selbst sehr gerne in Brühl und fühle mich hier auch sicher.

 

BBB: Was kann die Polizei eventuell auch in Zusammenarbeit mit der Stadt dafür tun, dem Bürger wieder ein Gefühl von mehr Sicherheit zu geben? Welche Maßnahmen werden ergriffen? Reicht das Personal der Polizei aus?

Hamacher: Wer hätte nicht gerne mehr Personal? Jeder. Aber zur Personalsituation der Polizei in Brühl, die zum Wachbereich der Polizeiwache Süd gehört, gilt auch Folgendes: Anhand der Zahlen der Polizeiliche Kriminalitätsstatistik und der Verkehrsunfallstatistik wird jährlich die Verteilung der Polizeibeamtinnen und -beamten vom Ministerium für Inneres und Kommunales berechnet und landesweit verteilt. Insoweit befinden wir uns auf Landesebene alle in einem Boot. Nach unserer Meinung können wir bei zielgerichtetem Personaleinsatz unseren Aufgaben nachkommen. Übrigens, das Land sucht in diesem Jahr wieder 1.400 Berufseinsteiger!

 

BBB: Wie viel Wahrheit steckt in einer alten Weisheit wie „Gelegenheit macht Diebe“? Wie können sich die Bürger besser vor Einbrüchen schützen?

Hamacher: Die Sicherung von Wohnungen und Gebäuden ist eine ständige Aufgabe. Unser Kommissariat Kriminalprävention/Opferschutz berät Bürger oder Geschäftsleute, wie sie ihr Hab und Gut sichern können. Dazu sollten sie einfach nur Kontakt aufnehmen, die Telefonnummer 02233-52-4816 oder -4817 anrufen und einen Termin vereinbaren.

 

BBB: Wie verhalte ich mich als Bürger richtig, wenn ich ein Delikt wie einen Einbruch oder Diebstahl beobachte?

Hamacher: Die Grundregel lautet: Bringen Sie sich nicht selbst in Gefahr. Rufen sich aus der Deckung den Notruf der Polizei 110 an. Merken Sie sich Autokennzeichen. Verdächtiges können sie immer mitteilen, auch wenn es noch nicht zu einer Straftat kam. Fremde Autokennzeichen in Wohngebieten, die Polizei ist dankbar, wenn Sie Verdächtiges melden. Unsere vordringliches Problem ist, dass die Täter es tunlichst vermeiden, Spuren zu hinterlassen. Die beste Spurensuche und Auswertung hilft nichts, wenn keine Spuren vorhanden sind. Die beste Methode den Einbrecher oder Dieb habhaft zu werden, ist deshalb immer noch, ihn auf frischer Tat zu fassen. Da aber bekanntlich nicht an jeder Ecke ein Polizist stehen kann, brauchen wir andere Hinweise. Hilfe von Zeugen, Nachbarn. Schlösserknacken und Scheibeneinschlagen, auch an Kraftfahrzeugen, ist immer mit Lärm verbunden. Wenn wir informiert werden, setzen wir zielgerichtet unsere Streifenfahrzeuge ein. Über Notruf 110 ist die Leitstelle Ville der Polizei sofort zu erreichen. Von dort können Streifenfahrzeuge eingesetzt, Fluchtwege versperrt, Fahndungen organisiert und Verstärkungskräfte angefordert werden. Das ist aber nur dann erfolgreich, wenn wir sofort alarmiert werden!

 

BBB: Wie groß ist der Frust der Polizei, wenn sie überführte Täter, die häufig minderjährig sind, wieder laufen lassen muss? Fühlt sich die Polizei in ihrer Arbeit ausreichend von der Politik unterstützt?

Hamacher: Das haben wir nicht zu beurteilen. Wir haben als Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte allen einen Eid auf die Verfassung des Landes NRW und der Bundesrepublik Deutschland abgelegt. Rechtsstaatlichkeit, Bürgerorientierung und Professionalität wird von uns gefordert, und wir stehen dazu! Zu unserem Beruf gehört es auch wie bei einem Profifußballer, verlieren zu können. Im Umgang mit der „Niederlage“ ist die Professionalität der Polizeibeamten erkennbar, sie bleiben bürgerorientiert und achten die Rechtsstaatlichkeit mit allen ihren Facetten.

 

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