Jahrgang 2013
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Ausgerechnet am Rosenmontag überraschte Papst Benedikt XVI. die Weltöffentlichkeit mit der Ankündigung seines Rücktritts zum Monatsende. Das 85-jährige Weltoberhaupt der Katholiken ließ eine Erklärung veröffentlichen, in der er seinen Entschluss u.a. mit seinem hohen Alter und seinem Gesundheitszustand begründete.
Nach sechs Jahrhunderten ist er der erste Papst, der sein Amt niederlegt. 1415 war es Papst Gregor der XII., der zurücktrat. Acht Jahre nachdem die Bild-Zeitung die legendäre Überschrift druckte „Wir sind Papst“ wird nun in Kürze ein neuer Papst gewählt. Was bleibt von Benedikt? Wie beurteilen ihn die Menschen? Wie steht es um den Glauben, um die Kirche? Wir haben uns in der Brühler Innenstadt umgehört und überwiegend viel Sympathie für die Person Benedikts erfahren. Dagegen werden die Institution Kirche und deren Positionen kritisch bewertet.

 


 

Frank Milde:

Ich habe Respekt vor der Entscheidung des Rücktritts. Es ist mutig, sich einzugestehen, dass die Kräfte nachlassen. Er hat einen anderen Weg gewählt und sich erspart, am Ende tragisch und würdelos abzutreten. Der Papst ist ein Mensch. Generell würde es der Kirche gut zu Gesicht stehen, wenn sie sich so entwickeln würde, dass sie von der Bevölkerung verstanden wird. Sie müsste offener auf die Menschen zugehen und weniger bestrafen. Ich finde die Lebensleistung Jesus’ sehr gut.

 


 

 

 

Erika Rasquing:

Der Mann ist ein sehr guter Papst gewesen. Allerdings lassen die Reformen zu wünschen übrig. Ich finde es bedenklich, wenn die Realitäten des Lebens nicht wahrgenommen werden. Die Kirche sollte dazu da sein, den Menschen zu helfen, sich deren Schicksal anzunehmen und sich in sie hineinzufühlen. Ich finde aber, dass sie die armen Menschen vernachlässigt. Die Katholische Kirche hat Reichtümer angehäuft, aber die Ärmsten der Armen bleiben leider immer noch vor der Tür. Das geschieht auch in Deutschland, und das ist traurig. Die Menschen sind ärmer als vor 20 Jahren. Die Kirche müsste sich modernisieren. Ich nenne nur die Stichworte Zölibat, Missbrauch, Familie, Umgang mit Schwulen und Lesben. Alle Menschen verdienen Respekt.




 

Andrea Frommer:

Der Papst ist ein hochintelligenter Mann, der meiner Meinung nach viel bewegt hat. Seine Entscheidung ist ein sehr mutiger Schritt, auch ein guter Schritt für die Kirche. Ich wünsche mir, dass der nächste Papst in seine Fußstapfen tritt. Das Thema Verhütung sollte allerdings in den Händen der Betroffenen liegen und nicht in denen der Kirche.




 

Franz Schnelle:

Den Rücktritt kann ich nachvollziehen, das macht er richtig. Den Rummel finde ich aber übertrieben. Ich habe auch meine Probleme mit dem Papst als Stellvertreter Gottes. Das ist unglaubwürdig und nicht möglich. Gott ist Gott. Viel hat Benedikt meiner Meinung nach leider nicht bewirkt. Er war sehr konservativ und leider auch ein bisschen weltfremd.




 

Maria Blech:

Ein Papst ist ein Gottesvertreter auf Erden und sollte es auch bis zum letzten Atemzug bleiben. Nur Gott kann ihn aus dem Amt entlassen. Ich finde seinen Rücktritt ein Unding. Ich glaube nicht, dass er viel erreicht hat, wie man beim Verhalten der Kirche beim Missbrauchsskandal, beim Zölibat oder bei der Frage zur Stellung der Frau gesehen hat.




 

Natascha Erhardt:

Glaube ist für mich unabhängig von Institutionen. Die Beziehung zu Gott ist mir eine Herzenssache, die ich pflege. Das Papstamt muss man biblisch hinterfragen. Die Kirche ist die Gemeinschaft der Menschen, die an Jesus als ihren Erlöser und als Teil ihres gemeinsamen Lebens glauben.




 

Sebastian Tromm:

Ich halte den Glauben für etwas Gutes. Glaube kann zusammenschweißen und gibt den Menschen Hoffnung. Die Institution Kirche halte ich nicht mit der Heiligen Schrift für vereinbar, da sie sich in meinen Augen nicht an das Gebot der Nächstenliebe hält. Den Papst halte ich vielleicht für einen guten Menschen, allerdings in seiner klerikalen Ausrichtung für einen Fundamentalisten. Ich hoffe, dass der Nachfolger wird ein moderner Mann, der der Welt zugewandt ist.

 



Eine Umfrage von
Tobias Gonscherowski (Text)
und Bernhard Münch (Fotos)

 

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