„Temperamentvoll, fantasievoll, experimentierfreudig“
Seit neun Jahren setzt das Internationale Konzert- und Meisterkursfestival KONTUREN innovative Impulse in der klassischen Festivallandschaft. Internationale Solisten, präsent auf den großen Konzertbühnen der Welt, sind hautnah als Solisten oder im Ensemble in der intimen Atmosphäre des Max Ernst Museum Brühl zu erleben. Die Konzerte der KONTUREN überzeugen mit ausgefallenen Programmen von Klassik bis Moderne, interessanten Kombinationen und klassischen Highlights.
Eine internationale Studentenelite lernt mit der jungen, erfolgreichen Professorengeneration von heute bei den Meisterkursen der KONTUREN. Das Festival KONTUREN – vor 10 Jahren als Experiment gestartet – ist in der vielfältigen Kulturlandschaft NRWs angekommen. Vom 17. bis 22. März findet es im Max Ernst Museum Brühl statt. Der Brühler Bilderbogen sprach mit Ralph Manno, dem Gründer und Leiter der KONTUREN.
BBB: Herr Manno, die KONTUREN feiern in diesem Jahr Ihr 10-jähriges Bestehen. Hätten Sie bei der Premiere im Jahr 2003 für möglich gehalten, dass dieses Konzert- und Meisterkursfestival eine derartige Erfolgsstory werden würde?
Ralph Manno: Am Anfang waren die KONTUREN ein Experiment. Die Verbindung von hochkarätigen Konzerten und internationalen Meisterkursen geht in Brühl wunderbar auf, das haben die zehn Jahre gezeigt. Dass die Konzerte und Kurse international allerdings so schnell und deutlich einen Namen bekommen würden, hätte ich damals nicht gedacht.
BBB: Warum sind die KONTUREN so beliebt?
Manno: Weil die Künstler unter besonderen Aspekten ausgesucht werden: temperamentvoll, fantasievoll, experimentierfreudig – nicht nur abgebrüht professionell, wie ich es leider auch oft im Konzertleben erfahren habe. Die KONTUREN sind ein kleines Fest. Tolle Musiker kommen nach Brühl, interessante Programme werden geboten. Das Publikum ist offen und neugierig. Außerdem kann man in der Musikschule die Musiker live beim Unterrichten erleben, man fühlt den Esprit der jungen Leute, die an den Meisterkursen teilnehmen.
BBB: Haben Sie schon einmal mit dem Gedanken gespielt, die Reihe in einer anderen Stadt zu veranstalten? Oder ist der Standort Brühl mit seinen Voraussetzungen einfach „unschlagbar“?
Manno: Vieles in Brühl stimmt für die KONTUREN. Im Dorothea Tanning Saal kann der Besucher Solisten hautnah erleben, die er sonst oft nur in großen Sälen hört. Mit gut 300 Plätzen hat der Saal eine optimale Größe für Kammermusik. Die Infrastruktur des Kunst- und Musikschule der Stadt Brühl ist optimal für die Durchführung der Meisterkurse. Die Zusammenarbeit in den letzten Jahren mit Bernhard Schoch, dem ehemaligen Leiter der Musikschule Brühl, war hervorragend. Die Türen der Musikschule standen für die KONTUREN weit auf. Wir setzen hier mit dem neuen Leiter Bernhard Löffler auf Kontinuität.
BBB: Sie leben als gebürtiger Brühler schon lange nicht mehr in der Stadt. Wie tief ist dennoch Ihre Verbundenheit und Beziehung zur Schlossstadt?
Manno: Verwandte und Bekannte noch aus Schulzeiten leben in Brühl, ich bin immer wieder gerne dort, Köln ist ja um die Ecke.
BBB: Welche musikalischen Schwerpunkte werden beim Festival 2013 gesetzt? Worauf können sich die Konzertbesucher freuen?
Manno: Es ist immer wieder spannend junge Streichquartette einzuladen. Das Niveau dieser Formationen ist enorm. Ich freue mich besonders auf das Brahms-Klarinettenquintett mit dem Amaryllis Quartett. Florian Uhlig macht gerade mit seinen Schumann-Klaviereinspielungen Furore, sein Konzert ist sicher spannend. Mit meinen Kollegen im Meisterkonzert freue ich mich besonders auf das Quartett von Paul Hindemith, der vor fünfzig Jahren gestorben ist. Das Werk wird viel zu selten gespielt: Traumhafte Weite und super Power-Passagen.
BBB: Wie sehen Sie die Zukunft der KONTUREN? Sind zehn weitere Jahre denkbar?
Manno: Die KONTUREN könnten immer wieder neue Impulse geben. Sie bringen internationale Kontakte und höchstes Musik-Niveau nach Brühl. Gerne möchten wir noch intensiver und regelmäßiger mit den weiterführenden Schulen zusammenarbeiten. Wenn wir entsprechende Unterstützung von außen und innen erhalten, würden wir gerne weitermachen. Programm-Ideen gibt es genug!
Die Konzerte 2013 im Max Ernst Museum im Überblick
Eröffnungskonzert (WDR 3 Kammerkonzerte in NRW) am Sonntag 17. März, 18 Uhr: Amaryllis Quartett und Ralph Manno/Klarinette
Beethoven: Streichquartett c-moll op. 18,4; Britten: Streichquartett Nr. 2; Brahms: Klarinettenquintett
Die jungen Streichquartette von heute sind spannend. Das Spiel des Amaryllis Quartetts wird so charakterisiert. „Starke Kondition und große musikalische Reife, packende Interpretation: klar und transparent, große emotionale Wärme und scharf geschnittener Kontrastreichtum“. Beim Eröffnungskonzert mit weitgefächertem Programm können die Musiker diese Qualitäten unter Beweis stellen. Am Anfang steht ein frühes Streichquartett von Beethoven, das direkt in Kontrast zu Benjamin Brittens 2. Streichquartett gesetzt wird. Von Leidenschaft und musikalischem Gestaltungswillen ist auch das Spiel des Klarinettisten Ralph Manno geprägt. Zusammen mit dem Amaryllis Quartett ergibt das eine perfekte Kombination für eine aufregende Interpretation von Johannes Brahms Klarinettenquintett.
PIANO PUR: Dienstag 19. März, 20 Uhr: Florina Uhlig/ Klavier. Schumann: Kinderszenen op. 15; Ravel: Miroirs + Menuet antique; Elgar: Enigma Variationen
Ein spektakuläres Projekt hat der in Düsseldorf gebürtige, heute in London lebende Pianist Florian Uhlig 2010 gestartet – die Gesamteinspielung sämtlicher Klavierwerke von Robert Schumann. Mittlerweile ist er bei Volume IV des auf 15 CDs angelegten Vorhabens angelangt. Im Max Ernst Museum ist Robert Schumann mit den Kinderszenen op. 15 vertreten. Mit Ravels „Miroirs“ steht außerdem ein Schlüsselwerk des französischen Impressionismus auf dem Programm. Am Ende geht es musikalisch nach London, wo Edward Elgars Enigma Variationen 1899 uraufgeführt wurden.
Meisterkonzert: Freitag 22. März, 20 Uhr: Gernot Süssmuth/ Violine, Jens Peter Maintz/Violoncello, Ralph Manno/Klarinette, Henri Sigfridsson/Klavier. Debusssy: 1ier Rhapsodie; Beethoven: Cellosonate op. 102,2; Mozart: Violinsonate KV 454; Hindemith: Quartett für Violine, Violoncello, Klarinette und Klavier
Der Zusammenklang von Bläser, Streicher und Klavier hat Paul Hindemith bei der Komposition seines Quartetts für Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier besonders gereizt. 1938 noch im Schweizer Exil beendet, ist es das letzte im „alten“ Europa komponierte Werk, ein klangsinnliches Stück weit entfernt vom „akademischen“ Hindemith der 50er/60er Jahre. 1939 erfolgte die Uraufführung des Quartetts in New York. Ralph Manno, Gernot Süßmuth, Jens Peter Maintz und Henri Sigfridsson heben diese Perle der Kammermusik. Aber auch Duos leuchten im Konzert. Mit Debussys 1ier Rhapsodie wird der musikalische Impressionismus aus dem Klaviersoloabend weitergespannt, mit Beethovens Cellosonate an das Streichquartett aus dem Eröffnungskonzert angeknüpft. Mozart darf eigentlich nie fehlen, Gernot Süßmuth glänzt mit einer Violinsonate.
Karten sind über köln:ticket erhältlich, der Vorverkauf hat begonnen. Die Einzelkarte kostet: 21,20 Euro/erm. 11,30 Euro, das 3-Karten-ABO kostet 47,10 Euro/erm. 22,50 Euro.