Jahrgang 2014
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„Wenn es gut läuft, schaffe ich drei Seiten im Monat“

In Fankreisen hat er sich schon einen Namen gemacht. Die Comicliebhaber mögen die Geschichten von Christian Zanotelli, der momentan an seinem dritten Band arbeitet. Unter dem Kürzel „Zano“ hat er seinen Helden Jean-Paul Porneaux schon die ersten viel beachteten Abenteuer bestehen lassen. Bald geht es weiter. Zwischendurch nahm sich der Comiczeichner Zeit für ein Gespräch mit dem „Brühler Bilderbogen“.

Christian Zanotelli sieht jünger aus, als er ist. 32 Jahre ist er alt, verheiratet, Vater einer kleinen Tochter. Der gebürtige Bonner hat sein ganzes Leben in Brühl verbracht, wo er auch mitten in der Stadt mit seiner Familie lebt. Schon als Kind hat er viel gezeichnet und Comics verschlungen. „Meine Favoriten waren Tim und Struppi, Lucky Luke, Dick Tracy, Robocop und andere Superhelden“, lacht der sympathische junge Mann. Inspiriert durch diese bunt gemischten Vorbilder hat er sich schon frühzeitig seine eigenen Geschichten ausgedacht und zeichnerisch zu Papier gebracht. „Alte Sachen haben mich fasziniert“, sagt Christian Zanotelli. „Gangstergeschichten aus den Zeiten der Prohibition, dunkle Gestalten in Trenchcoats. Das Styling war cool. Ich mochte auch Gentleman-Abenteuer kombiniert mit Musik. Am besten Rock n Roll. Dazu Science-Fiction-Elemente ähnlich denen von Jules Verne.“
Viele dieser Facetten hat er in seine eigenen Werke einfließen lassen. 2008 veröffentlichte er in Eigenregie sein Erstlingswerk, an dem er drei Jahre gearbeitet hatte. 32 Seiten umfasste die Geschichte des „Gun Crusader“, Untertitel „Freitag der 13.“ „Bei dem Band habe ich alles selbst gemacht“, erinnert sich „Zano“. „Ich habe ihn selbst drucken lassen und vertrieben. Es war eine gute Referenz, um in der Szene bekannter zu werden.“
Im Juni 2012 kam „Jean-Paul Porneaux und der Appetit des Löwen“ auf den Markt. 72 Seiten stark war die Geschichte diesmal bereits, die vom seit mehr als 20 Jahren etablierten Underground-Verlag Gringo Comics in Esslingen herausgebracht wurde. „Die Story geht schon tiefer als beim ersten Band. Sie ist ausgefeilter und verschnörkelter. Aber auch ein bisschen Ironie und Klamauk dürfen nicht fehlen.“ Bei den Lesern kam diese Mischung prima an. So konnte Christian Zanotelli auch schon Online-Wettbewerbe gewinnen, etwa für den besten Comic des Monats. Seine Comics können auch teilweise auf www.mycomics.de online gelesen werden.

Begeisterte Kritiken
Der „Appetit des Löwen“ ist auch bei Amazon erhältlich und wurde dort von einigen Lesern geradezu euphorisch rezensiert, Höchstwertung inklusive. Ein gewisser Karsten Breitung aus Annaberg-Buchholz schreibt beispielsweise:
„Ein Meisterwerk! Völlig neben Mainstream, Underground pur! Und Details, Details, Details! Das ganze Ding ist einfach nur fettester Rock n Roll! Das sind so die absoluten Highlights in der privaten Comicsammlung. Relativ hobbymäßig und ohne Zeitdruck erstellt – sprich: Wahre Qualität! Empfehlung pur für Freunde nebengleisiger Comic-Unterhaltung.“
Solches Lob der Community freut den Autoren natürlich sehr. Und apropos Details: Bei genauer Betrachtung seiner Comics finden sich hier und da auch Brühler Gebäude in seinen Storys wieder. Ein altes Haus aus der Gartenstraße taucht darin ebenso auf wie ein Gebäude aus Brühl-Vochem.
Christian Zanotelli zeichnet seine Geschichten noch ganz klassisch. „Ich zeichne per Hand, mache so auch die Schattierungen“, berichtet er. Die Coloration erfolgt dann später am Computer, auch für verschiedene Effekte wie etwa Kaffeeflecken nimmt er die Hilfe des PCs in Anspruch. „Ich mache aber so viel wie möglich analog. Ich sitze bei mir Zuhause an meinem alten Ikea-Zeichentisch und bringe die Geschichten voran“, sagt Christian Zanotelli.
Die Erstellung eines Comics ist eine zeitaufwändige Sache. Pro Monat schafft der Comiczeichner zwischen zwei und drei Seiten. „Wenn es gut läuft“, wie er hinzufügt. Schon immer hat er nebenher gezeichnet und den Traum gehabt, später mal einen eigenen Comic herauszubringen. Seine Frau Andrea unterstützt ihn dabei, sie liest die Geschichten, gibt Feedback und ist eine „große Hilfe“. Christian Zanotelli liebt Comics und hat auch eine beträchtliche eigene Sammlung. Er besucht regelmäßig die großen Messen in Deutschland, die in Essen und in Erlangen stattfinden. Dort tauscht er sich mit Gleichgesinnten aus. Später wird im Chat weiter diskutiert, sich gegenseitig unterstützt. „Man ist immer gespannt, was die anderen gerade machen und begutachtet ihre Arbeiten“, sagt der 32-Jährige.

Leben kann Christian Zanotelli von seinen Comics nicht. Für ihn ist es ein wunderbares Hobby, eine künstlerische Nebenbeschäftigung. „Ich habe einen seriösen Job“, schmunzelt er. Im Hauptberuf ist er Graphiker in einem Kölner Verlag. Dort gestaltet er die Buchcover für die verschiedenen Titel des Hauses.
Aktuell arbeitet Christian Zanotelli am zweiten Abenteuer seines Helden Jean-Paul Porneaux und dessen Gegenspieler, dem Citizien Noir. Arbeitstitel ist „Jean-Paul Porneaux und das blutrote Venyl“. Der Band soll ein „bisschen düsterer“ werden als der erste, wird aber übrigens genau wie seine Vorgänger jugendfrei sein. Der zweideutige Name des Helden ist keine Anspielung auf gewagte Inhalte. Das kam für Christian Zanotelli nie in Frage. Bis zur nächsten führenden Messe, dem „Internationalen Comic-Salon“ in Erlangen, die vom 19. bis 22. Juni stattfindet, wird der Band nicht mehr fertig werden. Aber das ist nicht weiter schlimm. Denn die Fangemeinde will schließlich wieder eine Toparbeit abgeliefert bekommen. Und Qualität braucht eben seine Zeit.
Tobias Gonscherowski

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