Jahrgang 2017
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„Ich bin ganz sicher keine One-Man-Show”
Mit Wirkung zum 1. August ist Holger Köllejan einstimmig zum neuen Fraktionsvorsitzenden der Brühler CDU gewählt worden. Damit tritt er die Nachfolge von Hans-Theo Klug an. Der 45-Jährige Ur-Brühler ist verheiratet und Vater von vier Kindern. Er ist Diplom-Kaufmann und leitet in Köln die Niederlassung eines schwedischen Personalberatungsunternehmens.
 

Zu seinen Hobbies zählt als Mitglied der Fidelen Bröhler der Karneval, außerdem kocht er sehr gerne und verfolgt interessiert die Ergebnisse des 1. FC Köln. Seit 1999 ist Holger Köllejan CDU-Mitglied. Im Jahr 2009 wurde er erstmals in den Rat der Stadt Brühl gewählt, 2014 gewann er seinen Wahlkreis 4 mit starken 47 Prozent. Im gleichen Jahr wurde er auch in den Fraktionsvorstand gewählt. Der Brühler Bilderbogen hat mit Holger Köllejan gesprochen und setzt damit nach den Gesprächen mit Michael Weitz (SPD) und Eckhard Riedel (Linke) die Reihe der Interviews mit wichtigen Politikern im Brühler Stadtrat fort.
 
BBB: Herr Köllejan, nach dem Ratsbürgerentscheid zum Rathausanbau im letzten Jahr gibt es nun viele Brühler Wähler, die politikverdrossen sind, da die 7.083 „Nein”-Stimmen und damit die Zwei-Drittel-Mehrheit der abgegebenen Stimmen gegen den Neubau vom Rat ignoriert wurden, weil das rechtsverbindliche Quorum um 105 Stimmen verfehlt wurde. Wie wollen Sie diese Wähler als CDU- Fraktionsvorsitzender zukünftig für CDU-Politik abseits einer basisdemokratische Grundeinstellung begeistern?
Holger Köllejan: Fakt ist, dass das Quo-rum nicht erreicht wurde. Man muss akzeptieren, wenn man die erforderliche Anzahl nicht erreicht hat. Wir haben uns die Entscheidung damals nicht leicht gemacht, da die Nein-Stimmen aus allen politischen Lagern stammten. Aber die Vorteile eines Neubaus – wie die Barrierefreiheit, Einhaltung der ENEV, der Brandschutz, das Service-Center und eine neue, moderne Bibliothek – überwiegen in unseren Augen. Und eine Sanierung kann zu einem Millionengrab werden, wie das Beispiel der Kölner Oper zeigt. Die Kommunikation zur ganzen Thematik Rathaus ist sicher nicht glücklich gelaufen. Wir sind jetzt gespannt auf die Entwürfe zum Rathausanbau. Dies ist aber nicht alles, was uns bewegt. CDU-Politik beschränkt sich nicht auf Rathausneubau oder Phantasialand. Wir werden uns mit vielen weiteren Themen, die die Zukunft und Attraktivität unserer Stadt sichern, beschäftigen. In diesem Zusammenhang möchte ich noch etwas zu den Themen „Kommunikation und Zusammenarbeit in der Fraktion“ ausführen. Ich stehe für eine offene Kommunikation, ich bin für Transparenz. Aber ich bin auch ganz sicher keine One-Man-Show. Der Vorstand der CDU wird wie aus einem Guss als Team zusammenarbeiten.
 
BBB: Unter der neuen NRW-Landesregierung von CDU und FDP wird die Phantasialanderweiterung wieder aktuell. Sie haben sich vor zwei Jahren auch klar für die Interessen der Kleingärtner und Anwohner eingesetzt. Wie ist der aktuelle Stand Ihrer Aktivitäten?
Köllejan: Es gibt keine Aktivitäten meinerseits. Der Ball liegt im Spielfeld des Landes. Wir warten ab und hoffen, dass nach der Entschleunigungspolitik des früheren Ministers Johannes Remmel und nach einem mittlerweile 15-jährigen Verfahren eine Entscheidung getroffen wird. Die Stadt Brühl und das Phantasialand brauchen Planungssicherheit. Im Moderationsverfahren gab es gute Ansätze zu einem tragfähigen Kompromiss. Dabei fanden auch die Interessen der Nachbarschaft, aber auch des Kleingärtnervereins Beachtung. Zu welchen Ergebnissen wir am Ende kommen, ist noch offen. Als Stadt Brühl müssen wir zunächst auch die Pläne des Phantasialandes bekommen und sie bewerten. Erst dann können wir über weitere Standpunkte sprechen. Grundsätzlich begrüße ich die Erweiterung, man muss sehen, wie sie erreicht werden kann. Die Frage, die ich mir stelle, ist, ob die Natur in der westlichen Erweiterungsfläche wirklich so schützenswert ist, wie es von einigen Gruppierungen versucht wird, glaubhaft zu machen. De facto ist uns wichtig, dass das Phantasialand im Erweiterungsfall einen angemessenen ökologischen Ausgleich vornimmt.
 
BBB: In jüngster Zeit hat sich die Brühler CDU das Thema „Sauberkeit und Sicherheit” in Brühl auf die Fahnen geschrieben und beklagt Missstände. Warum ist das Thema für die CDU jetzt aktuell, obwohl sie seit 1999 maßgeblich die Geschicke von Brühl in Regierungsverantwortung lenkt?
Köllejan: Die Themen „Sicherheit und Sauberkeit“ stehen schon immer auf unserer Agenda. Früher hatten wir über den von der CDU gestellten Bürgermeister einen direkten Einfluss auf die Verwaltung. Den haben wir nicht mehr. Also müssen wir über Anträge arbeiten. So einfach ist das. Aber konkret zu Ihrer Frage: Eine Stadt ist immer nur so sauber und so gut wie die Bürger sie sauber und ordentlich halten. Wir können von Seiten der Politik aber auch von der Verwaltung nur die Rahmenbedingungen schaffen. Aufgrund z.B. des schwarz-grünen Antrags wurden vier neue Mitarbeiter im Stadtservicebetrieb eingestellt.
 
BBB: Zwischen der Mehrheitsfraktion von CDU/Grüne im Brühler Rat und der Verwaltung mit Bürgermeister Dieter Freytag scheint es viele Unstimmigkeiten zu geben. Welches ist Ihr Hauptkritikpunkt an der Arbeit des Bürgermeisters?
Köllejan: Zunächst möchte ich hervorheben, dass die Zusammenarbeit mit den Grünen als Koalitionspartner ausgesprochen gut, professionell, fair und auf Augenhöhe verläuft. Beide Parteien haben eigene Punkte in den Koalitionsvertrag eingebracht, alle Punkte wurden bereits abgearbeitet oder sind angestoßen worden. Mit der Stadtverwaltung arbeiten wir auf Dezernenten- und Abteilungsleiterebene sehr gut und zielgerichtet zusammen. Das funktioniert sehr effizient zum Wohle aller Bürgerinnen und Bürger und ist geprägt von gegenseitiger Wertschätzung. Unser Weg in die Verwaltung läuft zunächst nicht über den Bürgermeister, sondern über Anträge in den Fachbereichen. So kann man Ideen fachlich prüfen oder Lösungsansätze finden. Das wird z.B. in den Bereichen Jugendhilfe, Verkehr oder Planung hervorragend umgesetzt. Dabei überspringen wir den Bürgermeister nicht, denn er muss die ganzen Vorlagen und Anträge gegenzeichnen. Das würden wir auch nicht wollen. Zum Verhältnis Ratsmehrheit und Bürgermeister kann ich sagen, dass wir einen offenen und fairen Dialog und keinen totalen Konfrontationskurs wollten. Das muss jedoch auch umgekehrt geschehen. Wir warten etwa seit einem Jahr darauf, dass er den Ratsbeschluss umsetzt und einen Verkehrsingenieur einstellt, der händeringend gebraucht wird. Ebenso gilt das für den aktuellen Fall des Streetworkers: Als oberster Personalchef muss er erkennen, dass bei einer befristeten Personalie etwas getan werden muss. Ich erwarte, dass er auch auf die Politik zukommt. Sicher werden wir es nicht zulassen, dass der Bürgermeister die Politik ohne die Möglichkeit zur Diskussion im politischen Raum vor vollendete Tatsachen stellt. Wenn er eine Mehrheit braucht, muss er sie suchen. Wo er sie findet, weiß er. Wir haben beispielsweise den letzten beiden Haushalten zugestimmt, seine eigene Partei nicht.
 
BBB: Nicht nur der Brühler Einzelhandel, sondern der Einzelhandel insgesamt in Deutschland steht vor großen, zukünftigen Herausforderungen. Es geht hierbei auch um die Attraktivität Brühls als Einkaufsstadt. Braucht Brühl einen ausgewiesenen, städtischen City-Manager mit langjähriger Berufserfahrung?
Köllejan: Ich weiß nicht, ob das Problem durch eine Person zu lösen ist. Wir brauchen ein City-Management, das sich um die Themen Attraktivitätssteigerung, Erreichbarkeit und Erlebnisreichtum kümmert. Ein City-Management soll all diese Komponenten vereinen und muss auch ins Stadtentwicklungskonzept integriert werden können. Wichtig ist eine Kommunikation zwischen den verschiedenen Institutionen der Stadt, der Politik, der Stadtverwaltung und dem innerstädtischen Gewerbe, aber auch zwischen den Einzelhändlern. Wenn wir das gemacht haben, sind wir schon einen Schritt weiter. Mit dem neuen Einzelhandelskonzept und der Schaffung der „Lenkungsgruppe Innenstadt“ gehen wir schon recht gute Wege. Ob sie der Weisheit letzter Schluss sind, bleibt abzuwarten. Aber auch die Immobilienbesitzer dürfen wir nicht außer Acht lassen, tragen sie doch eine Verantwortung, ein abwechslungsreiches Angebot mit akzeptablem Mietzins zu schaffen. Darauf haben die Stadt und die Politik keinen Einfluss. Da liegt die Grenze. Wir sind uns mit anderen Fraktionen einig, dass die vielen Filialen die Brühler Kultur ein Stück weit kaputt machen. Brühl hat ausgezeichnet, dass sie eine Zentrumsstadt mit individuellen Geschäften und einem attraktiven Einzelhandel ist. Daran hängt das Herz des Brühlers. Aber wenn ein Eigentümer an einen Filialisten vermietet, sind uns in der Politik die Hände gebunden. Unsere Aufgabe wird es sein, für die geeigneten Rahmenbedingungen zu sorgen. Daran arbeiten wir intensiv in den verschiedenen Ausprägungen.
 

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