Jahrgang 2018
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In diesem Jahr feiert die Kunst- und Musikschule der Stadt Brühl, kurz KuMS, ihr 50-jähriges Bestehen. Am 30. September findet im Dorothea Tanning Saal des Max Ernst Museums ein Festakt mit geladen Gästen statt. Im Sommer kam es in der städtischen Einrichtung zu einigen personellen Veränderungen an der Spitze. Neuer Leiter der KuMS ist Elmar Frey, seine neue Stellvertreterin ist Sylvianna Scholtyssek, die bereits seit 2001 den Fachbereich Kunst leitet. Wir haben uns mit ihr zum persönlichen Gespräch getroffen.

Die Ferien sind vorbei, die Kurse in der KuMS haben wieder begonnen. Die jüngeren und älteren Schülerinnen und Schüler werden die neuen Zuständigkeiten der Führungskräfte eher nicht bemerken. Denn seit fünf Jahrzehnten läuft der Betrieb dank der engagierten Dozentinnen und Dozenten in der KuMS reibungslos. Sylvianna Scholtyssek aber freut sich sehr über die Beförderung, mit der auch ihre Arbeit gewürdigt wird. Seit 1994 unterrichtet sie an der KuMS, sieben Jahre später übernahm sie die Leitung des Kunstbereichs.

Es sind die vielen kleinen schönen Momente und Rückmeldungen, die Sylvianna Scholtyssek in ihrer täglichen Arbeit erfreuen und motivieren. Wenn sie beispielsweise eine frühere Schülerin wieder trifft, die sie als fünfjähriges Kind kennenlernte und bis zum Abitur unterrichtete. „Es ist schön zu erleben, wie man junge Menschen begleitet. Sie kommen als Kinder zu uns, sie bleiben oft bis zum Abitur. Und dann kommen sie wieder und sagen: Ich habe dich vermisst, Sylvianna. Das finde ich einfach toll”, freut sie sich.

Viele Schüler haben von der KuMS enorm profitiert. Das Angebot der Mappenvorbereitungskurse für eine künstlerische Ausbildung an einer Hochschule später ist wichtig. „Wir haben eine sehr gute Quote”, sagt Sylvianna Scholtyssek. „Unsere Schüler werden fast immer angenommen.” Die Angebote an der KuMS sind vielfältig und hochwertig. „Das ist nur in einem harmonischen Team möglich. Wir arbeiten gerne an der KuMS. Mein Team und ich machen das aus Überzeugung. Wir sind alle sehr engagiert. Die Kinder liegen uns am Herzen. Wir freuen uns über die Fortschritte. Auf der anderen Seite ist es aber auch ein Knochenjob, weil wir auch viele Dinge tun, die wir eigentlich nicht machen müssten.

Täglich bis zu sieben Kurse
Das Team des Kunstbereichs umfasst u.a. Homa Emani, Ulrike Hagenkort, Vivianna Meretta, Marion Schwager, Sabine Stettner und Marco Thiemann. „Ohne so ein großartiges Team geht gar nichts”, lobt die Leiterin. Im Kunstbereich gibt es täglich bis zu sieben Kurse im Haus. Dazu kommen noch Aktivitäten wie Jekits oder Projekte mit den offenen Ganztagesschulen.

Im Jubiläumsjahr war der Kunstbereich mit vielen Ausstellungen bereits sehr aktiv. Im Januar begeisterte das Projekt „Scheherazades fantastische Erzählungen” von der KumS und der Tanzwerkstatt Samantha Laudani. Im Mai beteiligte sich die KuMS am Tag des offenen Ateliers mit einer Retrospektive mit alten Plakaten, Fotos und Filmen und einem gemeinsamen Kunstprojekt. Auch die Veranstaltung „Punkt, Punkt, Komma, Strich – gib der Fantasie ein Gesicht” stieß auf sehr positive Resonanz.
Sylvianna Scholtyssek ist auch immer wieder erstaunt über eigene Vorschläge ihrer Schüler. So kamen 13- und 14-jährige Schüler mit der Idee auf sie zu, eine „Wall of Shame” mit den Porträts von Politikern zu schaffen. Dabei entstanden Bilder von Trump, Putin, Erdogan, Stalin und anderen. „Wir haben dann Drucke von ihnen angefertigt und ausgestellt. Solche Aktionen geben Anlass zur Hoffnung. Dafür liebe ich die Kinder und Jugendlichen."

Das bestärkt Sylvianna Scholtyssek, dass ihr Ansatz richtig ist. „Wir wecken die Kreativität bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Wir geben dabei viel von uns weg”, sagt sie. „Uns treibt die Kraft der sozialen Kunst an. Wir engagieren uns im sozialen Bereich. Die Kunst ist das Transformierende der Gesellschaft. Die Künstler wecken das Potenzial der Menschen, das sich so potenziert.”

Und sie geht noch weiter. „Die Gemeinschaft bringt viel hervor. Offenes Denken entsteht, Freundschaften entstehen. Es geht nicht nur um Kunst. Es ist ein geschützter Raum, in dem die Gemeinschaft gepflegt wird. Kinder entwickeln eine innere Stärke, um Zukunft zu gestalten. Man wird selbstbewusster”, glaubt die Leiterin der früheren Malschule. „Die Gesellschaft hat sich schon ein Stück weit verändert. Früher lief die Kunst periphär mit, heute ist das anders.” Sie sieht es sehr positiv, dass erkannt wurde, wie wichtig die Kunst für die Gesellschaft ist. Heute werden auch mehr Gelder für spannende Projekte bewilligt als früher.

„Wir haben Ende des vergangenen Jahres mit dem Artcontain und der Unterstützung durch Dr. Klaus Fritze eine Auszeichnung für interkulturelle Arbeit bekommen. Wir haben coole Dinge veranstaltet und etwas bewegt”, glaubt Sylvianna Scholtyssek. Die Ideen für außergewöhnliche Projekte kommen der Künstlerin meistens ganz spontan. „Ich versuche dann, sie auch schnell umzusetzen.” So wie bei einem von den Rotariern unterstützten Projekt, bei dem sie die Kunst und die Wissenschaft miteinander verband. „Das war ein Wunschtraum von mir. Wir sind dann raus in die Natur, haben Blüten gesammelt und unter einem Mikroskop angeschaut. Danach sind Bilder entstanden”, erzählt sie.

Sylvianna Scholtyssek ist auch gerne mit ihren Kursteilnehmern unterwegs. „Wir haben auch sehr gute Erwachsenenkurse und unternehmen auch häufig Exkursionen zu aktuellen Ausstellungen in die Museen. Das dient der Inspiration”, berichtet sie. „Aktuell gibt es einen Kurs zum Thema Architektur. Wir haben Modelle gebaut und später eine romanische Kirche in Köln und die Bruder Klaus Kapelle in Bad Münstereifel angeschaut.”

Weitere spannende Ausstellungen im Herbst
Auch zu den erwachsenen Kursteilnehmern verbindet Sylvianna Scholtyssek ein enges Verhältnis. „Manche Teilnehmer sind sogar länger dabei als ich”, sagt sie. Und das will etwas heißen, schließlich ist die Leiterin des Kunstbereichs selbst seit 24 Jahren fester Bestandteil der städtischen Einrichtung.

Trotz der vielen Arbeit bleibt Sylvianna Scholtyssek privat auch noch etwas Zeit für ihre eigene Kunst. „Ich arbeite auch selbst als Künstlerin und verstehe mich als Sozialkünstlerin. Ich bin gerne in der Natur. Sie spielt eine große Rolle in meiner Kunst. Ich zeichne gerne, ich arbeite gerne mit Erde, Pigmenten oder Fundstücken.” Als ihr Vorbild nennt sie Emil Schumacher. Vor zwei Jahren hat sie ihre Werke in einer gemeinsamen Ausstellung mit dem Brühler Bildhauer Kohen Shaik Amin in der Rathausgalerie präsentiert. „Unsere Arbeiten harmonieren gut miteinander”, findet sie.

In den kommenden Monaten stehen noch mindestens zwei wichtige Ereignisse an. Vom 29. Oktober bis 29. November ist in der Kreissparkasse die Ausstellung „10 Jahre inklusive Kreativ-Werkstatt Brühl” zu sehen. Und vom 2. bis 4. Dezember gibt es auch wieder in der KuMS, Liblarer Straße 12-14, die „Hausausstellung zum Advent”. Gespannt darf man dann auch auf die Preisverleihung des von der Rheinischen Fachhochschule Köln gestifteten Preises sein, die im Rahmen der Ausstellung stattfindet. In der KuMS geht es also immer weiter.      

Tobias Gonscherowski

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