„Willi Laschet – von den Anfängen zu den Kinoplakaten”
Dieter Schöddert zeigt zusammen mit dem Antiquariat Werner Clemens in seiner Galerie p77a, Pingsdorfer Straße 77a, vom 16. November bis 2. Dezember die Ausstellung „Willi Laschet – von den Anfängen zu den Kinoplakaten”.
Der Öffentlichkeit wird dabei erstmals eine Auswahl von Werken des Künstlers aus sieben Jahrzehnten präsentiert, die aus der Sammlung von Ursula und Günter Hentschke stammen, die der Antiquar Werner Clemens erworben hat.
Der gebürtige Trierer Willi Laschet hatte sich weit über die Grenzen des Rheinlandes einen exzellenten Ruf als Maler von Kinoplakaten erworben, aber erst spät damit begonnen, seine Werke auch zu erhalten. „Viele Jahre hat er alte Plakate immer wieder übermalt, um Material und Kosten zu sparen. Die sind leider für immer verloren gegangen”, berichtet Dieter Schöddert. „Irgendwann war es dann der bekannte Kölner Künstler H.A. Schult, der ihn davon überzeugte, diese außergewöhnlich schönen Werke zu erhalten.”
Laschet wurde am 22. November 1920 in Trier geboren. Er besuchte das humanistische Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Trier. Obwohl sein Vater ihn für eine Priesterlaufbahn vorsah, zog es Laschet zur Kunst. Nach dem Abitur studierte er an der Trierer Meisterschule des Deutschen Handwerks das Fach Kunst mit den Schwerpunkten Malerei und Grafik, bis er 1941 eingezogen wurde.
Beim Afrikaeinsatz geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft; zunächst in den USA, später in Großbritannien. In englischer Kriegsgefangenschaft wurde sein künstlerisches Talent bemerkt, was dazu führte, dass er alte walisische Kapellen restaurieren durfte. Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1947 erhielt er erste Aufträge, zunächst als Porträtmaler, kurze Zeit später als Kinoplakatmaler für das „Scala-Theater“ in Bitburg. Dort entstanden auch seine bis heute gültigen Logos für das weltbekannte Bitburger Pils. Schnell gelang es Willi Laschet, weitere entscheidende Kontakte zu knüpfen, die ihm in kürzester Zeit Aufträge von Essen bis Koblenz für 25 Kinos einbrachten.
1967 zog die Familie nach Hürth. Der Wegfall um die Sorge für das tägliche Einkommen gaben Laschet mehr Raum für freie und experimentelle Malerei und auch Bildhauerei. „Er hat jeden Tag gearbeitet und war unglaublich produktiv”, sagt Werner Clemens. Überdies dozierte Willi Laschet bis zu seinem 86. Lebensjahr an der Volkshochschule Rhein-Erft.
„Außerdem hielt er Kontakt zu vielen Schulen des Erftkreises, in denen er mehrere Generationen von Schülern für großflächige Wandmalereien zu begeistern verstand, die er selbst im Laufe seines Lebens zur höchsten Meisterschaft geführt hat”, weiß Werner Clemens.
Willi Laschet erhielt zahlreiche Auszeichnungen. So bekam er für sein Lebenswerk den Kulturpreis seiner Heimatstadt Hürth (1995), den Kulturpreis des Rhein-Erft-Kreises (1996) und den Rheinlandtaler des Landschaftsverbandes Rheinland (1997). Er starb im Alter von fast 90 Jahren am 30. Juli 2010 in Hürth.
Bis ins hohe Alter sehr aktiv
Von den ungefähr 10.000 Kinoplakaten ist nur ein Teil seines Werkes erhalten geblieben. Rund 200 Plakate befinden sich im Fundus des Filmmuseums in Frankfurt. Dagegen sind zwanzig Plakate zu James Bond Filmen spurlos aus diesem Bestand verschwunden. Bis ins hohe Alter hat Willi Laschet Filmplakate gemalt und auch später Cover für DVDs erstellt. Dem Genre blieb er immer verbunden. Die Ausstellung in der Brühler Galerie p77a zeigt vier breite Original-Plakate (Der Glöckner von Notre Dame, Toy Story, Die Marx Brothers – Scissors, Nicht Schuldig – ca. 120 cm x 420 cm), und ein Großformat (Dangerous Minds, 420 cm x 320 cm).
„Bevor Willi Laschet ein großformatiges Motiv auf Leinwand übertrug, gestaltete er Overhead-Projektionsvorlagen, die ihm die Raumaufteilung für das spätere Großwerk liefern sollten”, erklärt Dieter Schöddert. Eine Reihe solcher grafischen Vorskizzen zeigt die Ausstellung verstreut neben den zu ihnen gehörigen Plakaten, etwa für die Filme Der Glöckner von Notre Dame (1996), Dangerous Minds (deutscher Titel: Wilde Gedanken, 1996) und Marx Brothers – Scissors (1998).
In der Ausstellung werden auch zahlreiche Arbeiten Laschets abseits des großen Kinos zu sehen sein. Darunter fallen sehr bemerkenswerte Kinder- und Jugendwerke, feine Zeichnungen, die während seiner Kriegsgefangenschaft entstanden sind, einige Kleinstzeichnungen oder eine Reihe von Wahlkampfplakaten aus den neunziger Jahren.
Auftrags-Großwerk 3K
Zudem präsentiert die Galerie p77a ein Auftrags-Großwerk mit dem Titel 3K (Kunst, Kirche, Karneval, 240 cm x 320 cm), plus eine mehrteilige Vorarbeit und eine kleine Vorskizze, die der letztgültigen Ausführung voran gingen. Spannend sind auch die kleinformatigen Porträts (von Millowitsch über Zeltinger, Bernhard Paul bis Antwerpes), die er eigenständig zu dem von der Galerie gezeigten Gesamtbild, zweimal horizontal durchlaufen von einem Porträt der Muse H.A. Schults, Elke Koska, angeordnet hat. Sie entstanden bei Laschets Besuchen in der Köln-Ehrenfelder Kneipe „OTTO'S”, in der er ein gerne gesehener Gast war.
In einer Auswahl später Experimente präsentiert die Galerie p77a auch einige überraschend offene Kunstwerke, die beiläufig entstanden zu sein scheinen, dennoch aber die unverkennbare Sicherheit in der Komposition aufweisen, die das gesamte Werk Laschets charakterisieren.
Spende für „Wünsch Dir was”
„Mixed-Media trifft auf eine noch spät in seinem Leben überbordende Lust, grafisch zu gestalten. Hier entstanden vielleicht Laschets bemerkenswerteste Bilder, die Arte Povera und Alltags-Fundlinge inkludieren und die bisweilen eine Farbigkeit und figurative Formgebung aufweisen, die wir sonst nur aus seinen Plakaten kennen und die an Keith Haring erinnern”, schreibt der Kunstkritiker Andreas Richartz, der bei der Vernissage auch in das Werk Laschets einführen wird. Zu diesen späten Arbeiten zählen auch einige Beispiele geometrisch-figurativer Schemen, die als Vorarbeiten für Wandmalereien gelten dürfen, die in Hürth realisiert wurden („Ahl Schull, VHS-Rhein-Erft“). Leider existieren sie nicht mehr.
Alle in der Ausstellung gezeigten Werke können käuflich erworben werden. Die losen Blätter des Jugendwerks werden zu günstigen Preisen angeboten. Von allen verkauften Jugendwerken gehen 50 Euro als Spende an den karitativen Verein „wünschdirwas e.V.”, der mit vielen ehrenamtlichen Helfern und vier Mitarbeiterinnen in Köln schwer erkrankten Kindern und Jugendlichen Herzenswünsche erfüllt. Ein unvergesslich schönes Erlebnis soll dazu beitragen, neuen Lebensmut, Zuversicht und neue Lebensenergie zu schenken und die Krankheit einfach einmal vergessen lassen.
Die Ausstellung ist freitags von 16 bis 20 Uhr sowie samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr zu sehen. Die Vernissage findet am 16. November um 19 Uhr statt, die Finissage ist am 2. Dezember um 15 Uhr.
Tobias Gonscherwoski