Jahrgang 2020
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Nach dem Lockdown am 16. März mussten die meisten Brühler Einzelhandelsgeschäfte für mehrere Wochen schließen. Von heute auf morgen brachen Einnahmen weg, während die Fixkosten blieben. In diesen harten Zeiten waren Durchhaltevermögen, finanzielle Weitsicht, Kreativität und eine gehörige Portion Optimismus gefragt.
Bei vielen Einzelhändlern zahlte es sich in der Krise aus, dass sie sich in guten Zeiten mit großem persönlichen Einsatz um ihre treuen Stammkunden gekümmert haben. Denn den guten Service ihres Stammgeschäftes wissen die Kunden zu schätzen. Erst recht in schwierigen Tagen wie diesen. So konnten viele Brühler Einzelhändler die Situation etwas besser überstehen. Aber klar ist auch. Fast alle haben ein dickes Minus zu verzeichnen, das auszugleichen noch einige Zeit brauchen wird.




Claudia Wesseler vom Geschäft „Hingucker”:

Die ersten Wochen nach dem Neustart liefen gut. Wenn es so weitergeht, macht mir das Hoffnung, dass die weggebrochenen Umsätze durch den Lockdown etwas aufgefangen werden können. Man merkt aber auch, dass einige Leute weniger Geld haben und sich auch nur weniger leisten können. Wir müssen jetzt die langfristige Entwicklung abwarten. Es war positiv zu sehen, dass einem die Stammkunden treu geblieben sind. Sie haben sich gemeldet und gefragt, wie sie mich unterstützen könnten. Das hat mich sehr gerührt. Da hat sich die enge Kundenbindung bewährt. Das ist der Vorteil von kleineren Geschäften. Wir waren in der Zeit des Lockdowns nicht untätig und haben versucht, über die Stammkunden Geschäfte zu generieren. Für sie haben wir Pakete geschnürt und ausgeliefert oder Gutscheine verkauft. Das hat mich aufgebaut. Gute Beratung und Service lohnen sich.




Helmut Wichterich vom „Küchenwicht”:

Gut. Wir durften ja am 20. April wiedereröffnen. In den ersten Tagen war ich von der Resonanz positiv überrascht. Mit Einführung der Maskenpflicht hat es dann aber wieder deutlich nachgelassen. Pfannen, Töpfe und Messer liefen sehr gut. Die Leute haben in der Zeit, in der sie gezwungenermaßen zuhause bleiben mussten, gemerkt, dass sie mal wieder etwas Neues für die Küche kaufen sollten. Ich war in dieser Zeit auch jeden Tag im Laden und auch angenehm überrascht von der guten Unterstützung der Brühler Wirtschaftsförderung, die kreative Ideen hatte. Wir haben auch viel Zuspruch von der Brühler Bevölkerung erhalten, die uns auch durch den Kauf von Gutscheinen unterstützt hat. Aber den Umsatzrückgang durch die Schließung habe ich noch nicht aufgeholt. Das wird noch dauern.




Marco Bonn vom „Brühler Whiskyhaus”:

Wir haben keinen Neustart gebraucht. Wir haben durchgehend gearbeitet und Ware ausgeliefert. Den Umsatzausfall im Geschäft haben wir durch unseren Online-Handel wieder aufgeholt. Wir haben sogar zwei neue Mitarbeiter eingestellt. Viele unserer Kunden können uns tagsüber eh nicht in unserem Geschäft besuchen. Sie bestellen dann in ihrer Freizeit spätabends oder frühmorgens online. Ich glaube, dass sich das Konzept des klassischen Einzelhandels, der sich nur um die Kunden vor Ort kümmert, nicht mehr lange halten wird. Deshalb haben wir schon lange unseren Online-Shop und unseren Internetauftritt, in dem wir wie in einer Sitcom per Video auch etwas von unserer Persönlichkeit zeigen und persönliche Bindungen aufbauen. Wir haben in Brühl viel Kaufkraft, die man mit hochwertigen Produkten auch hier binden kann.




Filloreta Ibrahimi von „Chic Dessous”:

Super. Schon während der Zeit des Lockdowns haben uns viele Kunden täglich angerufen und gefragt, wie es uns geht und wie sie uns helfen können. Das tat einem gut. Wir haben die Zeit auch genutzt und unser Geschäft renoviert. Wir waren an drei Tagen in der Woche im Laden und haben uns um die eingegangenen Bestellungen gekümmert und die Ware auch persönlich ausgeliefert oder Gutscheine in den Briefkasten geworfen. Der Neustart ist gut angelaufen, nur der Umsatz bei Bademode fehlt noch. Aber auch der läuft jetzt wieder an. Er–staunlicherweise konnten wir auch viele Neukunden gewinnen, die in der Zeit des Lockdowns Brühl besucht haben und durch die Stadt gegangen sind. Ihnen ist unser Geschäft aufgefallen. Es hat sich gelohnt, dass wir viel in unsere Schaufensterdekorationen inverstieren und wir schöne Blumen vor der Tür haben.




Sandra Selis von Kastenholz Hausgeräte und Küchenstudio:

Unsere Service-Qualitäten als Fachgeschäft, mit kostenloser Anlieferung bis in die Küche und nicht Bordsteinkante sowie Geräteteanschluss und Entsorgung des defekten Altgeräts haben uns in der Krise sehr geholfen. Somit konnten wir auch neue und zufriedene Kunden aus der Region gewinnen und die Umsatzeinbrüche während des Lockdowns etwas abmildern. Bei uns geht es jetzt mit voller Kraft weiter. Unsere Bedingungen im Geschäft sind optimal: Viel Platz für sichere Beratung, bester Service vor Ort und gute Preise. Warum also woanders hin? Der Brühler Einzelhandel hat mehr zu bieten als viele wissen.



Eine Umfrage von
Tobias Gonscherowski (Text)
und Bernhard Münch (Fotos)

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