Jahrgang 2020
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Das Max Ernst Museum Brühl des LVR zeigt noch bis zum 28. Februar 2021 eine Ausstellung zu Max Beckmann (1884–1950) unter dem Titel „Day and Dream. Eine Reise von Berlin nach New York“. „Allen Widrigkeiten zum Trotz haben wir diese Ausstellung realisieren können”, freut sich Museumsdirektor und Kurator. Dr. Achim Sommer. „Das Bedürfnis der Menschen nach Kunst und die Möglichkeit, Kunst wieder aufsaugen zu können, ist groß.”

Rund 140 Arbeiten mit Schwerpunkt auf dem grafischen Werk des in Leipzig geborenen und in New York gestorbenen Künstlers beleuchten wichtige Stationen, Personen und Themenkomplexe aus seinem Leben. „Max Beckmann war der große deutsche Maler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts”, würdigte Dr. Achim Sommer den Künstler. Max Beckmanns bewegte Biografie steht im Zeichen von zwei Weltkriegen, Flucht vor den Nationalsozialisten, Exil und nicht zuletzt großer Reiselust: Von Berlin, Frankfurt am Main und Amsterdam zog es ihn schließlich nach New York. Der häufige Wechsel seiner Lebensstationen wurde prägend für sein Werk.

In der Ausstellung wird der Bogen von frühen Arbeiten auf Papier über fünf große Mappenwerke, darunter die titelgebende Suite Day and Dream, Einzelblätter und Gemälde bis zu einer seiner seltenen Bronzeplastiken gespannt. Die Präsentation ermöglicht Einblicke in 50 Schaffensjahre, wobei der Fokus auf Beckmanns druckgrafischem und zeichnerischem Werk aus den Jahren 1911 bis 1924 liegt. Erstmals in größerer Auswahl ausgestellt sind Handprobedrucke, die der Künstler seiner ersten Frau Minna Tube zwischen 1913 und 1923 schenkte und mit persönlichen Widmungen versah.

Dr. Achim Sommer erläuterte diese Werkauswahl: „In vielfältiger Gestalt erscheint im Oeuvre Max Beckmanns seine erste Frau Minna Beckmann-Tube. Ihr gilt auch die Widmung zahlreicher Bilder. Wir zeigen gut 40 Blätter, zumeist Handprobedrucke, die Beckmann selbst auf seiner kleinen Druckerpresse abgezogen hat und mit ganz persönlichen Worten seiner ‚Mink‘ zueignete.“

In einem aktuellen Videostatement gegenüber dem Museum äußert sich auch Mayen Beckmann, Enkelin von Max Beckmann, über ihre Großmutter Minna Tube, zu der sie ein inniges Verhältnis hatte: „Sie erzählte uns von Max und von sich selber, davon, wie das alles in Berlin gewesen ist. Es war immer Thema; der Mann blieb immer im Zentrum ihrer Vorstellungen. Die Bilder hingen überall: Die großen religiösen Bilder hinter dem Canapé – und eigentlich lehnte man sich an die Kreuztragung. Es war nicht so wie heute, dass man mit solchen Dingen distanziert umgeht: Es war einfach Teil des Alltags.“

Der Gastkurator Ralph Jentsch (Berlin) kuratierte bereits 2011 eine Ausstellung im Max Ernst Museum über die Aktualität des künstlerischen Werks von George Grosz (1893–1959). Für die Beckmann-Schau verwies er im Hinblick auf die Titelgebung „Day und Dream“ auf Tagebucheintragungen von Max Beckmann. Beckmann hole sich in den Träumen seine Kraft, den Tag zu bewältigen. Der Tag wiederum sei durch seine Kunst und das Kriegsgeschehen, das um ihn herum passiere, geprägt – so wie es zum Beispiel der Eintrag vom 6. März 1943 widerspiegelt: „Den festen Entschluss – trotz gehen oder nicht gehen – dieses Leben zu Ende zu leben. – Ich wollte ja nur Zuschauer sein in diesem Traum …“

Vera Bornkessel, Ko-Kuratorin im Max Ernst Museum Brühl des LVR, ergänzt zum Thema der „Lebensreise“: „Beckmann beschreibt sich selbst als Odysseus. Er bleibt bis zu seinem Lebensende ein Suchender, der sich auf der Entdeckungsfahrt zu neuen Orten und Erlebnissen künstlerisch nicht binden will. Das Reisen in seinen verschiedenen Aspekten ist ein Leitmotiv für Beckmanns künstlerisches Schaffen.“

Neben dem graphischen Werk werden im Max Ernst Museum auch sechs Gemälde aus dem Werk Beckmanns gezeigt. Von Max Ernst ist ein Satz aus seiner Ausstellungskritik zu Beckmann überliefert, als er schrieb: „Er kann malen – sogar gut." Eine persönliche Bekanntschaft oder einen künstlerischen Austausch pflegten die beiden großen deutschen Künstler ansonsten allerdings nicht. Jeder ging seines Weges.

 

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