Jahrgang 2019
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Die Theater-AG des Max-Ernst-Gymnasiums führt am 27., 28. und 29. Juni im Rahmen des Brühler Sommers jeweils um 19:30 Uhr in der Aula des Gymnasiums am Rodderweg ihr neues Theaterstück „Holmes 19_21“ auf. Das Bühnenstück von Cornelia Wagner orientiert sich an zwei von Holmes-Schöpfer Sir Arthur Conan Doyle 1891 veröffentlichten Fällen mit den Titeln „Ein Skandal in Böhmen“ und „Das Rätsel von Boscombe Valley“. Wir haben das Ensemble und die AG-Leiterin Yvonne Kreckel bei den Proben besucht.

Die ersten Arbeiten am neuen Stück begannen bereits im August 2018. Zuvor hatten die Mitglieder der Theater-AG das Stück ganz demokratisch unter drei Vorschlägen ausgesucht. Zur Wahl hatten auch noch „Einer flog über das Kuckucksnest” und „Dr. Jekyll und Mr. Hide” gestanden, zwei eher düstere Produktionen. Nachdem die AG im letzten Jahr die Vorlage „Clockwork Orange” gemeistert hatte, gaben die Oberstufenschüler diesmal dem unterhaltsameren Stoff Sherlock Holmes den Vorzug.
„Nach einem sehr ernsten Stück im letzten Jahr, haben wir uns nun für ein neues Genre entschieden: Diesmal wollen die Schülerinnen und Schüler das Publikum mit einem Kriminalstück unterhalten”, erklärt Yvonne Kreckel. „Die Wahl fiel auf Sherlock Holmes, da sein ambivalenter Charakter einen großen Reiz ausübt. Zudem ermöglicht es ein doppelter Handlungsstrang den Schauspielern in die unterschiedlichen Welten des Sherlock Holmes einzutauchen und die medial verbreiteten diversen Adaptionen zu vermischen sowie eigene Ideen einzubauen.”

Aus zwei Kurzgeschichten wurde ein Stück, das allerdings deutlich zweigeteilt ist. Die erste Vorlage spielt originalgetreu im 19. Jahrhundert, die zweite wurde für unsere Zeit adaptiert. So raucht der Meisterdetektiv vor der Pause ganz traditionell seine klassische Pfeife, in Teil zwei lässt er sich eine E-Zigarette schmecken. Viele Details, Requisiten und Textpassagen haben Yvonne Kreckel und ihr Team geändert und umgeschrieben und auch weitere interessante Änderungen vorgenommen. So wird Holmes' treuer Begleiter Dr. Watson mal von einem Mann und mal von einer Frau dargestellt.

Sherlock Holmes ist zeitlos
„Wir haben es fertiggebracht, dem recht starren Konzept von Geschlechterrollen entgegenzuwirken”, sagt Yvonne Kreckel. „Um die oberflächlichen altmodischen Stereotypen zu karikieren, entwickelten wir in der AG ein zweidimensionales Bühnenbild. Eine klare zeitliche Einordnung ist in dieser Interpretation nicht nötig – man wird sehen: Sherlock Holmes ist zeitlos!”

Über 30 Rollen galt es zu besetzen, die Hauptrollen Holmes und Watson wurden zweimal vergeben, weitere wichtige Charaktere im Stück sind Irene Adler, Miss Hudson und andere. Auch einige ehemalige Schüler des Gymnasiums mischen wieder mit. Sie mussten sich allerdings mit Komparsenrollen begnügen oder durften in der großen Gauklerszene Akrobaten und Artisten darstellen, die ihre Kunststücke vorführen.

Yvonne Kreckel freut sich über das Interesse, ihrer ehemaligen Schüler, von denen einige auch tatsächlich nach dem Abitur professionell beim Theater oder Film Fuß gefasst haben. Das verdeutlicht die engagierte Arbeit, die in der Theater-AG geleistet wird, die einst vor 40 Jahren von Freimut Eschner gegründet wurde. Der beliebte und inzwischen pensionierte Lehrer ist nach wie vor ein gerne gesehener Gast bei den Aufführungen, der frühere AG-Mitgründer Georg Durando ist immer noch aktiv dabei, packt überall mit an und hält die Proben und Aufführungen in Bildern u.a. für das Programmheft fest.

In der rund 50-köpfigen AG geht es nicht nur ums reine Theaterspielen, auch die Technik und Beleuchtung wird von Schülern übernommen. Genauso wird für jedes Stück das Bühnenbild unter der Leitung der Brühler Künstlerin Ulrike Hagenkort entworfen, bemalt und gebaut. Die heiße Phase der aktuellen Produktion hat im Frühjahr begonnen, als die Mitglieder der Theater-AG ein ausgedehntes mehrtägiges Probenwochenenden durchführten.

„Zwei Dinge sind mir bei der AG wichtig”, sagt Yvonne Kreckel, die früher davon träumte, selbst Schauspielerin zu werden. Aber ihre Eltern haben damals nicht mitgemacht, sie musste etwas „Ordentliches” lernen. „Auf der einen Seite, ist es mein eigenes Ding, meine Form, diesen Jugentraum, den ich hatte, irgendwie wahrzumachen. Ich stehe zwar nicht auf der Bühne, führe aber Regie und kreiere etwas. Es ist eine Selbstfindungssache. Außerdem ist es unglaublich erfüllend, wenn ich sehe, welchen Spaß die Schüler haben, sich entwickeln und verändern. Und wenn Eltern mit Tränen in den Augen zu mir kommen und sagen: Das kann ja gar nicht wahr sein, das ist doch nicht mein Kind. Das macht mich dann unfassbar glücklich.”



Zwei Fälle gleichzeitig
Im Mittelpunkt des neuen Stückes stehen Sherlock Holmes und Dr. Watson, die bei der Herausforderung zwei Fälle gleichzeitig bearbeiten zu dürfen, all ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Es gibt viel zu tun: Ein Sohn steht unter Verdacht, seinen Vater ermordet zu haben. Ein König bangt um seine Hochzeit. Eine Abenteurerin verschwindet. Sherlock wird verletzt und Watson will ans Meer. All diese Ereignisse lassen den Zuschauer gemeinsam mit den beiden Detektiven rätseln und deduzieren. Doch neben dem rätselhaften Mord, geheimnisvollen Masken, ominösen Liebschaften und kuriosen Gestalten, tauchen auch altbekannte Figuren und Rivalen auf.
„Holmes 19_21“ ist das fünfte Stück unter der Regie von Yvonne Kreckel. Die gebürtige Mönchengladbacherin begann 2007 als Referendarin am Max Ernst Gymnasium, inzwischen ist sie Studienrätin. Sie unterrichtet Englisch und Praktische Philosophie. In der Theater-AG des MEG engagiert sich Yvonne Kreckel seit vielen Jahren, 2014 übernahm sie die Leitung, nachdem sie zuvor eine Weiterbildung im Fach Literatur mit dem Schwerpunkt Theater und Film absolviert hatte. Nun führt sie zum fünften Mal Regie bei einem Stück.

„Der Anspruch als Theater in Brühl ist, zu schaffen, dass wir bei den Aufführungen nicht nur die Familienangehörigen der Jugendlichen begrüßen dürfen, sondern über die Grenzen der Schule hinaus bekannt werden”, hofft die Lehrerin. „Ich sehe in der AG auch ein pädagogische Aufgabe, da ich selber als Schülerin so in der 9. Klasse zu den Stilleren gehörte. Theater hat mir viel Selbstbewusstsein gegeben, sowohl für die Oberstufe als auch für das spätere Studium. Ich gebe den Schülern Tricks und Kniffe an die Hand. Und außerdem möchte ich den Schülern die Liebe zum Theater vermitteln und die Freude am Verkleiden und daran, sich in andere Rollen hineinzuversetzen und andere Positionen zu verstehen."

„Die Theater-AG ist wie eine Familie”
Einige Mitglieder haben die Theater-AG im Rahmen des Literaturkurses ausgewählt und nutzen so die Möglichkeit, ihre Leistungen benoten zu lassen. Maik Cibura aus der Jahrgangsstufe 12 gehört zu ihnen. Er spielt den Sherlock Holmes des 21. Jahrhunderts mit der Vorgabe, die Rolle „moderner, lockerer und hipper anzulegen”. Auf seine Darstellung des berühmten Detektivs aus London hat sich der 18-Jährige auch ganz cool vorbereitet. „Ich habe aktuelle Filme und ein paar Episoden einer alten Serie in schwarzweiß gesehen. Die Originalgeschichte habe ich noch gar nicht gelesen”, lacht der Schüler. Für ihn ist es das zweite Stück in der AG.

„Die Theater-AG ist wie eine Familie. Ich habe auch nach einem langen und anstrengenden Tag jedesmal einen Megabock zu den Proben am Montagabend zu gehen und zu performen. Es gibt ein tolles Gemeinschaftsgefühl und einen tollen Teamspirit, jeder freut sich, dich zu sehen”, sagt Maik Cibura. Zu den ungeschriebenen Gesetzen der AG gehört auch, dass jeder überall mithilft. „Wer gerade nicht auf der Bühne steht und nichts zu tun hat, unterstützt die anderen bei ihren Arbeiten”, erklärt er.

Neben ihm in der Rolle des Holmes sind auch Leo Bach (ebenfalls Holmes), Martin Ewen und Elisa Höber (als Watson) und Marie Gröb (als Irene Adler) in den wichtigsten Rollen zu sehen. Karten zum Preis von 3 Euro/Schüler und 5 Euro/Erwachsene gibt es an der Abendkasse, im Vorverkauf bei brühl-info oder per Reservierung im Schulsekretariat unter 02232-923130. (tg)


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