Kürzlich wurde die neue Ausstellung im Brühler Max Ernst Museum des LVR?eröffnet. Es präsentiert bis zum 28. August „Karin Kneffel – Im Augenblick”. Wir haben uns mit Clara Märtterer, der wissenschaftlichen Volontärin des Museum und Dr. Irmgard Schifferdecker, im Haus für die Kunstvermittlung zuständig, unterhalten.
BBB: Das Max Ernst Museum Brühl des LVR widmet der Künstlerin Karin Kneffel seine nächste Ausstellung. Der Titel lautet: „Karin Kneffel – Im Augenblick”. Wie kam es zum Titel?
Clara Märtterer: Der Titel der Ausstellung spielt auf die ungewöhnliche Seherfahrung an, auf die sich die BesucherInnen freuen können: Die fotorealistisch anmutende Malerei von Karin Kneffel lässt eine vertraute Atmosphäre entstehen, die jedoch im nächsten Moment durch verzerrte Spiegelflächen und perspektivische Brechungen den Blick irritiert. Sei es die gemalte Häuserfront, ein Ausstellungssaal oder ein privater Wohnraum – die vielschichtigen Szenerien in Kneffels Gemälden bestechen durch ihre Rätselhaftigkeit und eine eindrucksvolle ästhetische Überzeugungskraft. Der Titel „Im Augenblick“ spielt zugleich auf die zeitliche Dimension der Ausstellung an: Von 2004 bis heute erhalten die BesucherInnen prägnante Einblicke in das vielfältige Schaffen einer der profiliertesten Vertreterinnen der deutschen Gegenwartskunst.
BBB: Was zeichnet das Werk der Künstlerin aus? Wo sind eventuelle Berührungspunkte zur Kunst von Max Ernst?
Clara Märtterer: Karin Kneffel hat mit ihren Werken über die Jahre hinweg eine hochkomplexe Ideen- und Bildwelt geschaffen. Diese zeichnet sich durch eine immense bildnerische Vorstellungskraft und eine technisch meisterhafte Qualität aus. Die Neugier, mit der sich die Künstlerin ihren Motiven annähert, überträgt sich auch auf die BetrachterInnen. Mit rätselhaften und geistreichen Anspielungen regt sie zu genauem Hinsehen an und fasziniert gleichzeitig durch ihre unmittelbare Schönheit. Dabei lassen Lichtreflexionen und Überlagerungen der Raum- und Zeitebene nahezu surreale Momente entstehen. Wie bei Max Ernst ist der Weg zu diesen Bildfindungen auch durch Zufälle geprägt. Diese Offenheit für das Unbekannte, die Neugier, sich im künstlerischen Prozess von der Imagination leiten zu lassen, verbindet Kneffel mit dem Surrealisten Max Ernst.
BBB: Wie gewohnt wird es wieder im Rahmenprogramm einige Veranstaltungen rund um die neue Ausstellung geben. Welche sind geplant?
Dr. Irmgard Schifferdecker: Auch für die kommende Ausstellung haben wir ein tolles Rahmenprogramm konzipiert. Wir freuen uns, dass Karin Kneffel am 1. Juni mit dem bekannten Kunst- und Medienwissenschaftler Wolfgang Ullrich über ihr Werk sprechen wird. An diesem Abend kann man sie persönlich erleben.
Im Juli bieten wir zudem mit einem Open-Air Kino auf der Museumswiese mit einem Thriller von Alfred Hitchcock ein weiteres Highlight an: Im Werk von Karin Kneffel finden sich oftmals Filmzitate, die die Künstlerin für die Betrachter erst auf den zweiten Blick erkennbar in ihre Werke integriert, bevorzugt Hitchcock-Szenen. Zur Finissage findet am 27. August ein Konzert des Kölner Bläserquartetts „Talking Horns“ statt mit dem Titel „Transparente Sounds“.
Neben zahlreichen Workshop-Angeboten und speziellen Führungen zur Ausstellung bieten wir im Max Ernst Museum eine Selfie-Station vor großformatigen Spiegeln an, die mit roten malerischen Zeichen versehenen sind. Der speziell zur Ausstellung entwickelte Instagram-Filter „Surreal drops“ ermöglicht zudem irritierende Effekte bei eigenen Fotos, die aber auch an der Selfie-Station verblüffende Bilder erzeugen können.
BBB: Seit diesem Jahr bietet das Max Ernst Museum auch eine neue kreative Gestaltungs-App an. Welche Möglichkeiten eröffnen sich dem Nutzer? Was kann die App?
Dr. Schifferdecker: Wir freuen uns auf die neue Max Ernst AR App zur Sammlung. Sie eröffnet spielerisch neue Zugänge zu den künstlerischen Techniken von Max Ernst, man erfährt Spannendes über seine Plastiken, kann Rätselfragen hierzu beantworten, kreativ in die Fußstapfen des Künstlers treten, indem man eine eigene Skulptur gestaltet und am wichtigsten ist: sie macht Kindern wie Erwachsenen viel Spaß! Aufgabe ist es, mit dem Smartphone 12 versteckte Formen und Alltagsgegenstände in den Plastiken zu entdecken, einzusammeln und die einzelnen Formen nach eigenen Vorstellungen zusammenzufügen. Anschließend kann man seine Figur auf einem virtuellen dreidimensionalen Sockel mitten im Museum platzieren. So hat man den Eindruck, ein eigenes, in 3-D Optik erschaffen zu haben.
BBB: Wie sieht die Kooperation des Max Ernst Museums mit den UNESCO-Welterbestätten Schlösser Augustusburg und Falkenlust aus?
Dr. Schifferdecker: Bei Vorlage einer regulären Eintrittskarte aus dem Max Ernst Museum Brühl des LVR erhalten BesucherInnen eine Ermäßigung in den Schlössern Augustusburg oder Falkenlust, umgekehrt genauso. Dank dieser neuen Kooperation zu Kombitickets lässt sich der Besuch in beiden Institutionen nun auch spontan verbinden. Wir freuen uns sehr über dieses vereinfachte Ticketing und können schon jetzt einen Zuwachs an BesucherInnen verzeichnen.