Jahrgang 2024
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„Auch Kamelle richtig werfen, will gelernt sein“


    
Dirk Lantzerath geht immer vorneweg. Muss er auch, denn er ist der Zugleiter des Närrischen Elias, der jedes Jahr am Karnevalssonntag durch die Straßen der Brühler Innenstadt zieht. Ausgestattet mit Handy und Funkgerät, versorgt mit allen Genehmigungen und trotz aller Anspannung mit einem Lächeln im Gesicht trägt Dirk Lantzerath die Verantwortung dafür, dass der Karnevalszug reibungslos abläuft. Wir haben ihn zum persönlichen Gespräch getroffen.

Dirk Lantzerath ist ein Jecke durch und durch. Geboren 1980 in Brühl ist er seit der Kindheit mit dem Karnevalsvirus infiziert. „Als Teenager war ich Kamellejung bei den Löstigen Kierbergern und baute an den Festwagen mit. Später half ich gerne als Wagenengel“, sagt der 43-Jährige.

Als dann die KG Löstige Kierberger zu ihrem 33-jährigen Bestehen im Jahr 2008 ein Dreigestirn beim Festausschuss Brühler Karneval (FBK) anmeldete, war Dirk Lantzerath mit von der Partie. Als Jungfrau Dirklinde feierte er neben Prinz Peter Brodüffel und Bauer Manfred Wieland eine ausgelassene Session. „Wir hatten eine tolle Zeit und halten immer noch Kontakt.“
Daran denkt er noch heute gerne zurück. Bei den Kierbergern und Zuckerknöllche ist er heute noch Mitglied, hinzugekommen ist noch die KG West. Darüber hinaus engagiert sich Dirk Lantzerath auch seit 14 Jahren im FBK. Erst in der technischen Abteilung in den Bereichen Wageninstandsetzung und Bühnenaufbau und seit 2017 als Zugleiter des Närrischen Elias. Das passt gut, denn als gelernter Elektroinstallateur bringt er viel technisches Verständnis mit.

„2016 habe ich bereits gemeinsam mit dem langjährigen Zugleiter Helmut Derichs den Brühler Zug geleitet. Es war eine schöne Übergabe, die bestens funktioniert hat“, erinnert sich Dirk Lantzerath. Als Zugleiter muss er weit mehr Aufgaben übernehmen, als lediglich den Karnevalszug am Sonntag durchzuführen. Schon im Vorfeld fallen ganz unterschiedliche Arbeiten an.
    
Neue Spielmannszüge gesucht
„Zu meinem Job gehört die Planung, Organisation und Durchführung des Zuges“, berichtet Dirk Lantzerath. Drei Wochen nach Aschermittwoch beginnen die Planungen für den nächstjährigen Karnevalszug. Schon frühzeitig versucht der Zugleiter auch überregional, neue Musikgruppen zu verpflichten. Denn in Brühl gibt es aktuell nur noch die drei Spielmannszüge der Treuen Husaren, der Fidelen Bröhler * Falkenjäger und der Löstigen Kierberger.

In den letzten Jahren liefen beim Brühler Karnevalszug auch Musikgruppen u.a. aus Norddeutschland (Laatzen, Nordhorn) sowie aus Holland mit. „Die bringen alle eine gute Stimmung mit“, freut sich Dirk Lantzerath. Für dieses Jahr haben sich rund 2.000 Zugteilnehmer angemeldet und damit deutlich mehr als im Vorjahr. Vor Corona lagen die Zahlen noch höher und bei rund 2.300 Teilnehmern.

Es gibt 21 Motivwagen, Proviantwagen und fünf Kutschen, die allerdings nicht mehr von Pferden gezogen werden. „Die Auflagen für die Teilnahme von Pferden an Karnevalszügen wurden immer strenger“, erklärt der Zugleiter.

Nach den Sommerferien werden dann die Anmeldeformulare verschickt. Anmeldeschluss war am 31.12.23. Im Oktober meldet Dirk Lantzerath den Zug beim Brühler Ordnungsamt an. Danach nimmt der TÜV die Karnevalswagen ab. Anschließend werden Einladungen zur Sicherheitunterweisung an die Gruppenleiter versendet, die zwingend nötig sind. Auch die richtige Wurftechnik für Kamelle wird vermittelt, damit niemand zu Schaden kommt. „Kamelle richtig werfen, will gelernt sein“, lacht der Zugleiter.
    
Kontrollgang der Zugstrecke
Wenn der große Tag – also der Karnevalssonntag – dann gekommen ist, steht für Dirk Lantzerath viel Arbeit auf dem Programm. Um 6 Uhr springt er aus den Federn. Danach geht er die Zugstrecke ab, um sich zu vergewissern, dass keine neuen Hindernisse aufgetaucht sind, die einen reibungslosen Ablauf des Zuges gefährden könnten. Weiter geht‘s zur Wagenbauhalle, wo die Festwagen geparkt sind. Es erfolgt deren Überführung zur Sammelstelle für die Zugaufstellung, auf der Bonnstraße und In der Maar. Pünktlich um 12:30 Uhr setzt sich der Zug dann in Bewegung. Rund zweieinhalb bis drei Stunden braucht er um die Strecke Bonnstraße, Giesler Galerie, Rathaus, Markt, Wetterstein, Finanzamt, St. Ursula, Franziskus-schule, Synagoge, An der Bleiche, Mühlenstraße, Marienhospital und zurück zur Giesler Galerie zurückzulegen. Nach einer kurzen Manöverkritik und einem Kölsch kann sich dann auch der Zugleiter ins jecke Treiben stürzen.

Die Reihenfolge der Zugteilnehmer wurde vorher festgelegt und kann sich noch spontan ändern. Sicher ist aber, dass der Wagen des Dreigestirns den letzten Wagen des Zuges bildet. Im Normalfall hat Dirk Lantzerath auf der Strecke zwei, drei Streckenposten platziert, die ihn während des Zuges mit Infos versorgen.
    
Die Sicherheit geht immer vor
„Das Amt des Zugleiters macht mir viel Spaß“, sagt Dirk Lantzerath. „Es ist immer wieder toll, in die vielen glücklichen Augen so vieler Menschen von Kindern bis zu Senioren zu blicken.“ Zum Glück gab es noch keine Unfälle während des Zuges in seiner nun auch bald siebenjährigen Amtszeit.

„Die Sicherheit geht immer vor“, weiß der Junggeselle. So war die Situation im Jahr 2020 schon etwas heikel, als ein Unwetterfront am Karnevalssonntag aufzog. In Köln wurden die Züge abgesagt. Der Närrische Elias in Brühl fand dagegen statt. Bis 16 Uhr hatte der Bürgermeister grünes Licht gegeben. „Wir sind dann flotter durch Bühl gelaufen und waren rechtzeitig vor den stürmischen Windböen fertig.“

Manchmal braucht es eben neben etwas Mut auch noch etwas Glück. Das hatte Dirk Lantzerath vor einigen Jahren auch, als er bei einem Preisausschreiben gewann und einen Tag lang die Original Tanzgruppe Kölsch Hänneschen begleiten und die Auftritte miterleben durfte. „Das war ein Erlebnis“, sagt er. Genauso wie die Durchführung des Närrischen Elias Jahr für Jahr eine lieb gewordene Herausforderung ist.

Tobias Gonscherowski

 

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