Bernhard Münch berichtet aus dem Archiv von Jakob Sonntag (1902-1991)
Vor 555 Jahren
Brühl wird Hauptstadt
Seiner Hof- und Kanzleiordnung verdankt Kurfürst Ruprecht von der Pfalz, dass er in Brühl bis heute unvergessen ist. Brühl hingegen verdankt ihm, dass es in seiner langen und bewegten Geschichte eine Zeit lang Hauptstadt sein durfte. Denn mit Datum des 24. Mai 1469 ernannte der Kölner Kirchenfürst Brühl zu seiner Hauptstadt. Ruprecht, der Kurköln von 1463-1480 regierte, legte mit dieser neuen Verwaltungsvorschrift fest, dass alle vier Prinzipalräte (diese leiteten die Verwaltung des Landes) fortan in Brühl residierten. Und diese Räte logierten in der Tat mitten in Brühl und nicht im kurfürstlichen Bauwerk. Ruprecht ordnete folgendes an: „es soll unsere canzeley zom Bruele im stettlin ußwendich des sloßz syn und zogericht werden und unser canceller stetz uff die cantzelly syn.“Von 1469 bis 1597, als Herzog Ferdinand von Bayern den Regierungssitz nach Bonn verlegte, war Brühl somit Mittelpunkt des Kölner Erzstiftes.
Vor 530 Jahren
Klosterschenkung
Organisatorisch von Bedeutung war der 21. Mai 1494 für das Brühler Franziskanerkloster. An eben diesem Tag wurden alle mit dem Kloster verbundenen Besitztümer, natürlich auch Kirche und die Klostergebäude selbst, formell diesem als Träger übereignet. Die Schenkung wurde entgegengenommen vom amtierenden Provinzialminister der Bruderschaft, dem Guardian Kyrchberg aus Koblenz.
Vor 345 Jahren
Besitztümer kehren zurück
„Mit dem jetzigen Herrn Pastor um einige im St. Bonifacii Kloster gefleuchtete Kirchensachen herauszuholen nach Cöllen gewesen, der ehrwürdigen Mutter daselbst einen Rtl. (Reichstaler) gegeben.“ Dieser Eintrag findet sich in einer Kirchenrechnungen vom 27. Mai 1679. In unsicherer Zeit hatte man einige Wertsachen der Pfarrei sicherheitshalber in das Kölner Kloster ausgelagert und nun wieder zurückgeholt.
Vor 185 Jahren
Pensionierung
Lehrer waren in früheren Zeiten durchaus arme Schlucker, um so mehr nach ihrer aktiven Dienstzeit. Dies belegen Zahlen aus dem Jahr 1839: damals trat der Lehrer Karl Estes zum Ende des Wonnemonats Mai „wegen Altersschwäche“ in den Ruhestand. Nach über 44 Jahren im Amt gestand man ihm eine Pension von 40 Talern sowie lebenslanges Wohnrecht in seiner Kierberger Schule zu. Auch für seinen Nachfolger im Amt sind Zahlen überliefert: der neue Lehrer sollte mit 120 Talern entlohnt werden.
Vor 50 Jahren
Falkenlust wiedereröffnet
Das heute als UNESCO Welterbestätte über die Grenzen Brühls hinaus bekannte und beliebte Jagdschlösschen Falkenlust konnte im Mai 1974 nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten zur Besichtigung freigegeben werden. Lange Jahre war der von Clemens August zwischen 1738 und 1743 erbaute Prunkbau unter Leitung von Regierungsbaudirektor Heinz Firmenich wieder in Stand gesetzt und nach alten Plänen restauriert worden.
Vor 170 Jahren
Schulgründung
Die Brühler Taubstummenschule wurde am 27. Mai 1854 ins Leben gerufen. Dem damaligen Leiter des Brühler Lehrerseminars, Direktor Pauli, wurde an diesem Tage aufgetragen, seiner Anstalt bis zum 1. Oktober desselben Jahres eine katholische Taubstummenschule anzugliedern. Die Vorgaben waren klar: mindestens 30 Schüler sollten unterrichtet werden können und auch geeignete Unterkünfte musste Direktor Pauli ausfindig machen. Hier wurde angeboten, dass Brühler Familien die auswärtigen Kinder gegen einen jährlichen Pflegesatz von 50 Reichstalern aufnehmen sollten.