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"Ich versuche, den Chor mit jeder Probenphase und jedem Konzert über seine Grenzen hinaus zu führen."

 

BBB: Aus welcher Motivation heraus haben Sie die Leitung des Chores übernommen?

Michael Ostrzyga: Das oratorische Repertoire liegt mir sehr am Herzen. Singen ist sehr beglückend und Chorarbeit eine sehr intensive, unvergleichliche zwischenmenschliche Erfahrung.

Der Chor hat eine recht lange Tradition und es war für mich reizvoll, dieser Tradition in künstlerisch lenkender Weise anzugehören. Ich spürte großes künstlerisches Potential, welches ich nun versuche zu entfalten - aufgrund des Leistungswillen des Chores auch mit sehr großem Erfolg. Was ich vorher nicht wissen und nur ahnen konnte, aber nun eine wichtige Rolle spielt: Die Sängerinnen und Sänger in diesem Chor sind besonders, ich fühle mich Ihnen inzwischen in einer besonders starken Weise verbunden. Das Engagement hinter den Kulissen ist sehr groß, aber noch ausschlaggebender ist es, dass sie Ihre Tätigkeit im Chor lieben und ganz unabhängig von der musikalischen Arbeit ganz besondere Menschen sind. Das Können und Engagement des Oratorienchor Brühl verdient eine große Öffentlichkeit.

Der Standort Brühl gefällt mir, weil er zwar nahe an Köln und Bonn liegt, aber eben doch weit genug von dem dort (zumindest in Köln) herrschenden kulturellen Überangebot, zu dem ich selbst ja auch einen kleinen Teil beitrage, u.a. durch meine Tätigkeit an der Universität. Ich habe eine große Sympathie für die Stadt Brühl - die Atmosphäre im Grünen mit dem Schloß gefällt mir. Es ist eine Freude, hier kulturelle Akzente zu setzen.

 

BBB: Welche musikalischen Ziele haben Sie sich mit dem Chor gesteckt?

Ostrzyga: Mein Ziel ist es, die Ausdruckspallette und den Klangfarbenreichtum des Chors vergrößern; die Stilsicherheit zu vergrößern, wenn es z.B. um die besondere Aufführungspraxis der Werke von Haydn, Mozart oder Bach und Schütz geht, um nur wenige zu nennen. In diesen stilistischen Differnzierungen, insbesondere der Phrasierung, kann der Chor noch viel Potential entfalten. Daneben geht es um allgemeine Fähigkeiten, die das Probentempo erhöhen, wie Auffassungsgabe, Lesefähigkeit usw.

Ich versuche, den Chor mit jeder Probenphase und jedem Konzert über seine Grenzen hinaus zu führen. Bisher hat dies auch geklappt. Der persönliche Ausdruck, das von jedem gespürte Anliegen, dieses oder jenes Stück unbedingt singen zu wollen, oder diese oder jene Aussage äußern zu wollen, ist wesentliches Ziel meiner Arbeit - mit jedem Ensemble. Jede Sängerin und jeder Sänger soll sich den unbedingten Gestaltungswillen und die Vision der Musik zu eigen machen. Dies setzt eine große Vertrautheit mit dem Notentext voraus.

Es gibt einen absoluten und einen relativen Anspruch. Relative Fortschritte werden im Grunde immer erzielt und jeder (weise) Chorleiter hat seine Freude daran und vermag diese auch zu zeigen. Bisher hat dieser Chor es allerdings von einer Probenphase zur nächsten geschafft, näher an meinen absoluten Anspruch heran zu kommen, und das ist natürlich künstlerisch sehr befriedigend und bestätigt mich in meiner eigenen Herangehensweise.

 

BBB: Welches Programm wird beim Konzert am 30.11.08 geboten?

Ostrzyga:

Saint-Saens: Oratorio de Noel für Soli, Chor, Harfe , Orgel

Saint-Saens: Quam Dilecta für Chor, Harfe, Orgel

verschiedene Gesänge für Soli oder Chor mit Orgel oder Harfen von G. Fauré. Messe Basse von G. Fauré für Solo-Sopran, Frauenchor und Orgel

 

BBB: Nach welchen Kriterien wurde das Konzertprogramm erstellt?

Ostrzyga: Zuerst stand Oratorio de Noel als Hauptwerk fest. Französische Romantik und die Besetzung (insbesondere die Harfe) wurde dann das Dach für das gesamte Programm. Alle Stücke sind sehr intim, nach innen gewandt. Mit dem Oratorio de Noel haben wir ein sehr bekanntes Werk, mit den anderen Stücken selten aufgeführte, besonders reizvolle Kleinode.

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