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(ag) Eines der heiß diskutierten Themen der Brühler Bevölkerung ist momentan die Großbaustelle der Giesler Galerie. Fast zu jeder Tageszeit stehen Menschen in kleinen Gruppen am Stern, Eingang der Uhlstraße und tauschen ihre Meinungen über den bald fertig gestellten Gebäudekomplex aus. Ob jung oder alt, der Tenor dieser Meinungen fällt überwiegend negativ aus: Zu groß“, hässlich“, zu klotzig“, und billig“.

Der Eingang zur
Der Eingang zur Giesler-Galerie ... .. .

Auf dieser Welle schwamm auch ein bekannter ehemaliger Brühler Einzelhändler, der in einem Leserbrief in der hiesigen Tageszeitung Bürgermeister Michael Kreuzberg für diese Bauwerk bitterlich anklagte. So weit, so gut.
 
Das Projekt Giesler-Galerie“ ist keine Diktatur-Geburt“, sondern durchlief alle demokratischen Gremien innerhalb der Kommunalpolitik und durch die gewählten Volksvertreter. Darüber hinaus war das Bauvorhaben auch ein Wahlkampfthema. Seitens der Parteien waren es nur die Grünen, die eindeutig und mit aller Schärfe dieses Projekt ablehnten. Zwar gab es auch eine Bürgerinitiative gegen den Bau, doch ansonsten hielt die Brühler Bevölkerung in der Mehrzahl still und freute sich tatsächlich auf den neuen Brühler Einkaufstempel. Und nicht nur sie. Auch der Brühler Einzelhandel, ob organisiert oder nicht, glaubte eher an die vollmundigen Versprechungen der politisch Verantwortlichen und des Investors. Kritikpunkte, wie Architekturstil, infrastrukturelle Gegebenheiten oder Umweltbelastungen konnten den Worthülsen, wie nötige Lebensmittelversorgung in der Innenstadt“, undAttraktivitätssteigerung des Brühler Einzelhandels“ in der breiten Öffentlichkeit kein Paroli bieten.

In Hinblick auf die Lebensmittelversorgung“ sei angemerkt, dass in der Brühler Innenstadt in den letzten Jahren kein Bürger verhungert ist und in Hinblick auf eine Attraktivitätssteigerung“ können bald die üblichen Discounter und Filialisten begrüßt werden, die ihre Hauptzielgruppe Familien mit geringem Einkommen“ definieren. Es ist wahrscheinlich, dass die Giesler-Galerie mehr Konsumenten in die Brühler Innenstadt zieht, ob deren Kaufkraft dann aber auch dem Brühler Einzelhandel zugute kommt, bleibt fraglich. Es ist eher zu vermuten, dass die Giesler-Galerie Umsätze aus dem vorhandenen Einzelhandel der Innenstadt ziehen wird. Verdrängungsmarkt statt Ergänzung. Und das vermittelt bereits der Anblick des Rohbaus. Zyniker können behaupten, dass sich der Eingang der Giesler-Galerie mit seinem Betonschlund wie ein Staubsaugerrohr in Richtung der Uhlstraße richtet. Die wenigen Fenster des Fertigbaus zur Straße suggerieren die Absicht: Du kommst hier zwar rein, aber wir lassen Dich nicht mehr raus“.

Das historische Sudhaus der Giesler Brauerei ... .. .Die unverzeihlichste Bausünde ist aber der völlig gescheiterte Versuch, ein historisches Gebäude wie das Sudhaus der Giesler-Brauerei, in einen Fertigbau von der Stange“ zu integrieren. Die alte Bausubstanz steckt nun obszön in einer Beton-Glas-Wüste und vermittelt den Eindruck, jemand hätte eine Pistolenkugel wahllos durch Beton schießen wollen. Ein Abriss des alten Gebäudekomplexes wäre für Architektur-Ästheten wohl die bessere Lösung gewesen.
 
Über die vorhandene Brühler Infrastruktur oder das Brühler Straßennetz und über die zukünftige Abgasbelastung in Zusammenhang mit der Giesler-Galerie zu diskutieren, scheint hier fehl am Platz. Jeder noch so phantasielose Brühler Bürger kann sich die Ergebnisse ausmalen.
 
Einen einzigen Vorteil hat dennoch die Architektur des Gebäudekomplexes. Da man aus Kostengründen ebenerdig plante und baute, ist der zukünftige Abriss auch kostengünstig. Spötter finden aber schon heute mögliche neue Verwendungszwecke, wie etwa den Umbau in eine Justizvollzugsanstalt oder in ein Eros-Center. Letzteres würde der Stadt Brühl mit seiner angespannten Haushaltslage zumindest mehr Steuereinnahmen garantieren.

Ob von der erträumten Zukunft mehr übrigbleiben wird?
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