1. FC Köln
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BBB-1. FC Köln

Wie schon seit mehreren Jahren Tradition, so hat der Brühler Bilderbogen auch 2005 wieder eine Umfrage zum Anlass genommen, Meinungen und Prognosen zum Abschneiden des 1. FC Köln einzufangen.

Die große Resonanz in diesem Jahr hat uns veranlasst, dem Bundesligaclub eine eigene Rubrik auf der BBB-Homepage zu widmen. Unter dem Stichwort "1. FC Köln" finden Sie ab sofort nicht nur Spielberichte der aktuellen Heimspiele, sondern in regelmäßigen Abständen auch Interviews und Fotolines der FC-Stars.

Betreut wird diese neue Rubrik von Tobias Gonscherowski. Der BBB wünscht allen FC-Fans eine aufregende und erfolgreiche Saison und viel Spaß mit der Lektüre der "News und Berichte rund um den 1. FC Köln".

 

 

Nach dem Platzverweis ging nichts mehr
 
Die Tabelle lügt nicht. Der 1. FC Köln steht nach dem 27. Spieltag zurecht auf dem letzten Tabellenplatz. 4 Siege, 7 Unentschieden und 16 Niederlagen haben die Geißböcke bislang eingefahren. Selbst gegen die biedere und extrem ersatzgeschwächte Frankfurter Eintracht, trotz einer prächtigen Stimmung im wieder fast ausverkauften Stadion und trotz einer schnellen 1:0-Führung nach gerade einmal zwei Minuten durch Christian Springer reichte es nicht zum ersten Heimsieg seit September 2005. Dem Ausgleich durch Rehmer nach einer Viertelstunde folgte der beinahe schon obligatorische Platzverweis für einen Kölner (Szabics noch vor dem Pausenpfiff). Und dann ging nichts mehr.
 

Wir geben noch nicht auf“, verspricht Lukas Podolski.
 

 

Latour: Das war das schlechteste Spiel seit ich hier verantwortlich bin“

Es war wieder nichts. Und wir brauchen uns auch nichts mehr vorzumachen: Die Chance, dass der seit 18 Spielen sieglose 1. FC Köln doch noch den Klassenerhalt schafft, ist nur noch minimal. Es fehlt einfach die nötige Qualität. Wenn der FC einen guten Tag erwischt und die Mannschaft ihr ganzes Können abruft, reicht es, um gegen Teams des gehobenen Mittelmaßes wie Stuttgart oder Dortmund einen Punkt zu holen. Spielt sie nicht am oberen Limit, hagelt es Klatschen. Gegen die Topmannschaften sowieso, aber auch gegen die unmittelbare Konkurrenz. Man denke nur an die Spiele gegen Kaiserslautern (2:3), Hannover (1:4), Nürnberg (1:2), Frankfurt (3:6), Bielefeld (2:3), Mainz (2:4) und so weiter und so fort.
 


Prächtige Stimmung vor dem Derby: Der Rahmen stimmte wie immer in Köln.
 
Das Schlimme an der Kölner Misere ist, dass der Punktestand das Leistungsvermögen korrekt widerspiegelt. Da gab es abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen (wie das Bayern-Spiel) keine besondere Pechsträhne oder eklatante Benachteiligungen. Die Mannschaft bekam, was sie verdiente in Toren und Punkten. Und so hat sich jetzt wieder der 1. FC Köln im Lastenaufzug eingefunden, der Knopf zur Abfahrt ins Kellergeschoss 2. Liga ist bereits gedrückt. Die Türen beginnen sich zu schließen. Gibt es noch einen, der seinen Fuß vor die Lichtschranke hält und die Türen noch einmal öffnet?
 
Jetzt also dieses deprimierende 0:3 im rheinischen Derby gegen Bayer Leverkusen. Nichts ging zusammen, das Spiel glich einem Offenbarungseid der Geißböcke. Wir sind nicht ins Spiel gekommen, waren nicht zwingend und konnten keine spielerischen Akzente setzen“, erkannte Außenverteidiger Christian Lell.
 

Christian Lell: Wir sind nicht ins Spiel gekommen.“
 
Sein bedauernswerte Trainer Hanspeter Latour war ebenfalls konsterniert. Leverkusen war klar besser“, bilanzierte er. Wir kamen überhaupt nicht an unser Leistungsvermögen heran. Wir hatten keine Chance, Leverkusen unter Druck zu setzen. Das war das schlechteste Spiel seit ich hier verantwortlich bin. Da gibt es nichts zu beschönigen. Ich hatte bisher den Eindruck, dass es von Spiel zu Spiel besser wurde. Das war ein bitterer Rückschlag. Aber es geht weiter, wir geben nicht auf.“ Noch haben sie einen Fünkchen Hoffnung. Wenn denn irgendwie vielleicht einmal ein Sieg herausspringen würde. Wir brauchen keine Rechenspiele mehr anstellen, wir brauchen jetzt Siege“, brachte es Torwart Alexander Bade auf den Punkt. Am besten schon am kommenden Wochenende bei der selbst seit zwölf Pflichtspielen erfolglosen Berliner Hertha. Danach kommt Nürnberg. Gibt’s in diesen beiden Spielen nicht mindestens vier Punkte, war’s das wohl endgültig.
 

 
Tobias Gonscherowski
 

 

Die Lage ist nicht hoffnungslos“

Heute wollen wir einmal den Spieß umdrehen und alle niederschmetternden Tatsachen rund um den 1. FC Köln ignorieren. Sehen wir es positiv. Viel mehr bleibt allen Verantwortlichen und Anhängern des Traditionsvereins auch nicht mehr übrig. Klammern wir uns also an den oft bemühten Strohhalm. Freuen wir uns über die folgende statistische Feindaten:
 
Der 1. FC Köln hat wie schon am letzten Spieltag den Rückstand zum rettenden Ufer um einen Punkt verringert. Aus 5 Punkten Distanz wurden inzwischen nur noch 3 Zähler. Wenn man so will, kann der FC den Klassenerhalt wieder aus eigener Kraft“ schaffen, schließlich gastieren die momentan auf Platz 15 rangierenden Nürnberger (wie auch Duisburg, Bielefeld, Wolfsburg oder Frankfurt) noch im RheinEnergie Stadion. Die Mannschaft des rührigen schweizer Bergdoktor“ ist seit drei Spielen ungeschlagen. In den letzten beiden Heimspielen blieben die Geißböcke ohne Gegentor.
 
Und Sie werden lachen. All diese erfreulichen Fakten wurden nach dem 0:0 des 1. FC Köln gegen Borussia Dortmund tatsächlich bemüht. Die erste Halbzeit war die beste, seit ich den FC trainiere“, jubelte Trainer Hanspeter Latour. Die Tabellenkonstellation ist ungünstig für uns. Aber die Lage ist nach dieser Leistung nicht hoffnungslos. Der Dreier wird bald kommen. Wir machen kleine Schritte in die richtige Richtung.“ Immerhin bemerkte er auch: Ich weiß, ich sehe die Lage durch eine extreme FC-Brille. Wir haben jetzt dreimal nicht verloren, sind mutig aufgetreten, haben dagegen gehalten und hatten in der ersten und zweiten Hälfte unsere Torchancen. Sogar noch kurz vor Schluss beim Podolski-Schuss. Wir sind jetzt nach dieser Woche das Verlierer-Image ein bisschen los. Jetzt muss der Riesenaufwand, den wir betreiben, auch einmal mit einem Sieg belohnt werden.“ Auch der letzte Platz in der Tabelle macht Latour keine Angst. Wir haben nicht wie ein Tabellenletzter gespielt. Mich interessiert auch nicht, was in der Hinrunde war. Seit ich die Mannschaft übernommen habe, haben wir ein schlechtes Spiel in Mainz abgeliefert und dreimal hintereinander gepunktet. In meiner Tabelle stehen wir z.B. vor dem VfB Stuttgart“, meint er mit durchaus ernster Mine in Anspielung auf das Rückrunden-Klassement. Wenn ich nicht vom Klassenerhalt überzeugt wäre, hätte ich die Aufgabe nicht übernommen. Ich stand ja nicht auf der Straße, sondern hatte in Zürich einen guten Job bei einem guten Verein, der im internationalen Geschäft spielt.“
 



 
Wir schaffen den Klassenerhalt.“ Marco Streller und Hanspeter Latour sind guter Dinge.

 
Wenn man den Trainer so reden hört, möchte man ihm fast glauben. Seine Spieler tun es zumindest. Marco Streller sagt: Er ist ein sehr positiver Trainer. Mit ihm steigen wir sicher nicht ab.“ Dann wollen wir heute auch nicht weiter nachkarten und die unsägliche Minusserie breit treten. Also, der FC ist ab sofort nicht mehr seit 16 Spielen sieglos, sondern seit nunmehr drei Partien ungeschlagen. Da müssen sich die kommenden Gegner aus der unmittelbaren Nachbarschaft (Mönchengladbach und Leverkusen) warm anziehen. Wäre doch gelacht ...
 
Tobias Gonscherowski
 

 

Der Punkt kann Gold wert sein“
 
Wenn am Ende der Saison 2005/06 für den 1. FC Köln der vierte Abstieg aus der Fußball-Bundesliga seit 1998 stehen sollte, können sich die Verantwortlichen im Club zumindest nicht nachsagen lassen, sie hätten nicht alles versucht. In der Winterpause wurde mit Michael Meier ein neuer Manager verpflichtet, mit Hanspeter Latour ein neuer Trainer inthronisiert und mit Marco Streller, Boris Zivkovic und Ricardo Cabanas wurden drei neue Spieler geholt.
 
Genutzt hat das alles ergebnismäßig noch immer nicht. Dem 2:4-Chaos in Mainz zum Rückrundenauftakt folgte ein immerhin ordentliches 0:0 gegen den VfB Stuttgart. Doch was bleibt, ist die anhaltende Sieglosigkeit der Kölner. Seit dem 5. Spieltag im September warten die Geißböcke in 14 Spielen auf ein Erfolgserlebnis.
 

Alpay Özalan war bester Kölner Spieler
und wurde von Trainer Latour
mit einem Extralob bedacht.

 
Dem Punktgewinn gegen die auswärts bislang ungeschlagenen Schwaben gewann der vom Kölner Boulevard hoffnungsfroh Bergdoktor“ titulierte Trainer seine positive Seiten ab. Nach den vier Gegentoren in Mainz mussten wir Maßnahmen ergreifen. Die Mannschaft bekommt jetzt langsam ein Gesicht. Wir haben die kritische Schlussphase überstanden und zu null gespielt. Das wird der Mannschaft Mut und Selbstvertauen für das Spiel in Kaiserslautern geben“, bilanzierte Latour.
 
Bester Mann auf Seiten der Kölner war Alpay Özalan, der vor allem in der 1. Hälfte nach etlichen gewonnenen Zweikämpfen immer wieder Szenenapplaus bekam und von den Fans euphorisch als kölsche Jung“ gefeiert wurde. Auch Latour lobte: Mit ihm war ich sehr zufrieden. Er hat sofort Signale ausgesendet und sich voll reingehängt.“ Tatsächlich kann man den Kölner nur wenig vorwerfen. Einsatz, Spielfreude und der Zusammenhalt stimmten, lediglich der Abschluss ließ zu wünschen übrig. Die wenigen Chancen wurden leichtfertig vergeben. Gefahr resultierte fast nur aus Weitschüssen.
 
Die größte Kölner Torgelegenheit ließ Neuzugang Marco Streller ungenutzt, als er nach einem Querschläger des Stuttgarter Delpierre frei vor VfB-Schlussmann Hildebrand auftauchte. Ich habe sofort draufgehalten, um Timo zu überraschen. Er kennt mich zu gut und weiß, wohin ich schieße. Deshalb habe ich direkt geschossen und leider nicht getroffen“, haderte der kantige Schweizer nach dem Spiel. Aber wir haben defensiv gut gestanden. Die Mannschaft lebt. Der Punkt gegen Stuttgart kann Gold wert sein, wenn wir in Kaiserslautern gewinnen.“

Trainer Hanspeter Latour während der Pressekonferenz
 
Sollte am Ende ausgerechnet beim Angstgegner Kaiserslautern die Kölner Misere enden? Dann könnte es ja doch noch klappen mit dem Klassenerhalt. Und die Verantwortlichen hätten alles richtig gemacht. Alles?
 
Tobias Gonscherowski
 

 

 

 

"Unsere Rumpftruppe hat am oberen Limit gespielt"

Nach der deutlich zu hoch ausgefallenen 1:4-Heimniederlage gegen Werder Bremen rangiert der FC wieder auf einem Abstiegsplatz. Trainer Uwe Rapolder war nach dem Spiel das Lachen gründlich vergangen. So langsam ist die Situation des 1. FC Köln auch nicht mehr lustig. Neben der sportlichen Misere mit jetzt elf sieglosen Spielen (bei drei Unentschieden) in Folge gesellt sich auch ein Personalproblem ungewöhnlichen Ausmaßes.
 
Den Kölner fehlten mit Cullmann, Schlicke, Weiser, Feulner, Springer, Streit, Helmes, Madsen und Podolski gleich neun Stammspieler wegen Verletzungen und Sperren. Immerhin gab Imre Szabics gegen die Norddeutschen endlich sein langersehntes Heimdebüt im FC-Trikot. Dann schoss der Stürmer die Geißböcke nach 24 Minuten in Führung. Und verletzte sich dabei, nach einer halben Stunde war Feierabend für den Ungar. Das weitere Unheil nahm seinen Lauf. Nach guter Leistung vor der Halbzeit, baute das letzte Aufgebot des FC ab, geriet in Rückstand und wurde in der Schlussphase regelrecht abgeschossen.
 
"Wir haben spielerische Fortschritte gemacht und 60 Minuten guten Fußball gezeigt", bilanzierte Rapolder die Partie. "Unsere Rumpftruppe hat gegen eine Spitzenmannschaft wie Werder Bremen am oberen Limit gespielt. Doch die Tore am Ende und das nackte Resultat haben das alles leider überschattet." Der Trainer weiß, dass der Druck zunehmen wird und das kommende Spiel in Bielefeld eine Schlüsselbegegnung wird. "Wir brauchen jetzt unbedingt einen Sieg. Irgendwann müssen wir auch wieder einmal Fortune haben. Was in den letzten Wochen bei uns abgeht, habe ich in dieser Form noch nie erlebt."
 

Imre Szabics musste erstmals Interviews geben.
 
Doch alleine fehlendes Glück ließ Rapolder nicht gelten. "Wir müssen Ursachenforschung betreiben, woran es liegt. Die Situation ähnelt der des Abstiegs von Marcel Koller vor zwei Jahren. Davor ist es dem FC auch schon passiert." Der Coach vermutet "psychologische Gründe", weiß aber noch nicht, wo er den Hebel ansetzen soll.
 
Werder-Manager Klaus Allofs sieht die Lage des 1. FC Köln noch nicht so dramatisch. "Bei den Kölnern haben viele wichtige Spieler gefehlt. Dieses Spiel war nicht so wichtig für sie, weil unsere Mannschaft eine ganz andere Qualität hat als die der Kölner. Dass sie am Ende so hoch verloren haben, spielt eigentlich auch keine Rolle. Das passiert, wenn man hinten liegt und auf totales Risiko setzen muss. Der FC muss die Punkte gegen seine Mitkonkurrenten holen. Und das kann er."
 
Einziger Lichtblick an diesem Abend aus Kölner Sicht war dann letztlich die engagierte Vorstellung von Imre Szabics bei seinem Kurzeinsatz. Er traf gegen den mittlerweile gewohnt indisponierten Werder-Keeper Andreas Reinke und rackerte vorbildlich. "Ich habe mich sehr gefreut, dass ich endlich vor eigenem Publikum spielen konnte und dann auch noch ein Tor erzielt habe", zog der 24-jährige ein zufriedenes Fazit über seinen persönlichen Auftritt. Ein schwacher Trost angesichts der prekären Gesamtsituation.
 
Tobias Gonscherowski
 

 

Vier Minuten fehlten zum Sieg

Beim 1. FC Köln wussten sie nach dem 2:2 gegen den Champions League-Teilnehmer Schalke 04 nicht so richtig, wie sie das Unentschieden einordnen sollten. Einerseits boten die Geißböcke eine unterirdisch schlechte 1. Hälfte. "Dafür möchte ich mich bei den Zuschauern entschuldigen", so Trainer Uwe Rapolder. Andereseits hätten die Kölner nach einer kaum für möglich gehaltenen Leistungssteigerung am Ende das Spiel auch gewinnen können. Vielleicht sogar müssen, denn als eine Viertelstunde vor Schluss drei Kölner alleine auf den Schalke Reservetorhüter Christofer Heimeroth zuliefen, hätte ein simpler Querpass von Youssef Mokhtari auf den frei stehenden Matthias Scherz mit ziemlicher Sicherheit das 3:1 und damit den Sieg bedeutet. Es wäre der erste Dreier seit September gewesen. So aber bleibt der FC seit acht Begegnungen sieglos.

Doch der Aufwärtstrend der beiden letzten Spiele gegen Bayern München (1:2) und den VfL Wolfsburg (1:1) wurde fortgesetzt. Nicht zuletzt dank der Abteilung "Jugend forsch", in Person des erst 19-jährigen Denis Epstein. Der hatte bei seinem dritten Kurzeinsatz in der Bundesliga bereits seinen zweiten Treffer erzielt. "Ich habe beim Schuss nicht lange überlegt und ihn direkt reingemacht", beschrieb er sein Tor kurz und trocken. "Wir sind jetzt seit zwei Spielen ungeschlagen, darauf können wir aufbauen. Wir haben gegen den Tabellen-Vierten einen Punkt geholt, damit können wir eigentlich zufrieden sein. Leider hatten wir heute nicht das Glück, das wir noch in Wolfsburg hatten."


Denis Epstein

Ansprüche an einen Stammplatz will der bescheidene Zollstocker nicht anmelden. "Ich denke nur Schritt für Schritt. Ich bin erst 19 Jahre alt und habe jetzt schon drei Bundesliga-Spiele gemacht. Ich werde mich weiter im Training reinhauen und hoffe auf weitere Einsätze", sagt Denis Epstein, dessen Vater Dieter viele Jahre lang Trainer und Co-Trainer beim Stadtrvialen Fortuna Köln war. Dort begann auch der Junior, dann wechselte er über den Rhein nach Leverkusen, ehe er beim 1. FC Köln landete. Ein "überwältigendes Gefühl" sei sein erster Treffer vor eigenem Publikum gewesen, so Denis Epstein. "Leider war mein Vater nicht im Stadion, aber der hatte selbst ein Spiel."

Was bleibt noch hängen von diesem 2:2? Die starke Leistung von Torhüter Stefan Wessels, der mehere 100-prozentige Möglichkeiten vereitelte, dafür beim Schalker Führungstreffer durch Kuranyi schlecht aussah. Der erste Einsatz von Roland Benschneider in der Startelf in dieser Saison, die er mit seinem wichtigen Ausgleichstor kurz nach der Pause krönte. Eine engagierte, aber etwas glücklose Partie von Lukas Podolski und die bereits angesprochene Eigensinnigkeit von Youssef Mokhtari. Und die Schalker? Die hätten zur Pause 3:0 führen müssen. Lincoln vergab zwei Riesenchancen. Doch am Ende rettete Ebbe Sands Tor in der 86. Spielminute einen letztlich verdienten Punktgewinn der Remiskönige der Liga. Bei nunmehr 12 Punkten Rückstand auf Bayern München dennoch zu wenig für königsblau.

Tobias Gonscherowsk


 

 

 

Sportlicher Tiefpunkt und Ärger um Podolski

Die offizielle Pressekonferenz nach dem Sonntagsspiel des 1. FC Köln gegen Hannover 96 war schon fast vorbei, da stellte ein Journalist dem Trainer der Niedersachsen die letzte Frage: "Herr Lienen, wie fühlen Sie sich persönlich nach diesem 4:1-Sieg in Köln?" Lienen reagierte wie er schon zu seinen Kölner Zeiten reagiert hatte. Er verzog das Gesicht und blickte sich fast hilfesuchend zum FC-Pressesprecher Rolf Dittrich um. "Versuchen Sie es an meinem Gesicht abzulesen", rang er sich dann sichtlich genervt ab.
 

Coach Uwe Rapolder war nach der Pleite bedient.
 
Sein Kölner Kollege Uwe Rapolder hätte in diesem Moment solche "Probleme" gerne gehabt. Statt nach drei Pleiten seiner Mannschaft in Folge und immer schlechter werdender Leistungen wieder zurück in die Erfolgsspur der ersten Spieltage zu finden, hatte der FC seinen sportlichen Tiefpunkt erreicht. Vorgeführt von einer Elf, die selbst zuvor in vier sieglosen Partien nur einen Punkt zusammengekratzt hatte.
 
Es stimmte fast nichts an diesem Herbstabend im ausverkauften RheinEnergieStadion. Einer zumindest noch ausgeglichenen ersten Hälfte folgte die Demütigung im zweiten Durchgang. Selbst die überraschende 1:0-Führung durch Albert Streit kurz nach dem Seitenwechsel brachte keine Sicherheit. Im Gegenteil. Sie weckte die 96er aus ihrer Lethargie und zwang die defensiv eingestellte Elf zu größerem Offensivdrang. Dass daraus dann binnen acht Minuten drei Tore und ein beruhigender Vorsprung resultierte und wenig später ein fast schon locker herausgespielter 4:1-Sieg, offenbart die Kölner Misere. Der FC ist nur noch ein willkommener Aufbaugegner für kriselnde Bundesligisten.
 
Als wäre die sportliche Darbietung nicht schon schlimm genug, musste sich Uwe Rapolder auch noch bohrende Fragen nach Lukas Podolski gefallen lassen. Den hatte der Coach wegen seiner unter der Woche aufgetretenen Verletzungsprobleme in den ersten 45 Minuten auf der Bank Platz nehmen lassen. Doch in den Katakomben polterte Poldi nach der Pleite los. "Ich war 100-prozentig fit. Ich habe das komplette Abschlusstraining am Samstag absolviert und mich auf das Spiel vorbereitet und gefreut. Doch dann kommt der Trainer eine Stunde vor dem Spiel zu mir und sagt, dass ich nicht spiele. Natürlich war ich deshalb wütend."
 

Fasst sich an den Kopf: Lukas Podolski.
 
Rapolder dagegen konterte, dass er Podolski schon am Vorabend vor dem Spiel in seine Pläne eingeweiht hätte. "Mit seinen Äußerungen lehnt er sich weit aus dem Fenster. Er tut sich keinen Gefallen damit." Es scheint als hätten der Trainer und sein Star wieder einmal Gesprächsbedarf. Als ob der FC angesichts der anhaltenden Erfolglosigkeit, angesichts des unglaublichen Verletzungspechs und angesichts der völlig frustrierten Fangemeinde nicht schon genug Sorgen hätte...
 
Tobias Gonscherowski
 

 

 

 

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