(ag) Am 8. April flatterte uns eine Presseerklärung ins Haus. Darin hieß es kurz und knapp: Die Stiftung Max Ernst hat mit sofortiger Wirkung das Arbeitsverhältnis mit der Museumsdirektorin, Dr. Bettina Mette, beendet. Die notwendigen Voraussetzungen für eine effektive und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Stiftungsgremien bestehen nicht.”
Diese Mitteilung führte nun in den anschließenden Wochen bundesweit zu wilden Spekulationen. Schließlich hatte die Stiftung Max Ernst gerade einmal zwei Wochen zuvor zur Überraschung der Öffentlichkeit bekanntgegeben, dass der Termin für die Eröffnung des Max Ernst Museums kurzerhand vom 2. April auf den 3. September dieses Jahres verschoben wird. Mutmaßungen, es gäbe Mängel am Bau, vor allem Feuchtigkeitsschäden, wurden seitens der Stadt Brühl als Stiftungspartner brüsk zurückgewiesen. Vielmehr seien in Aussicht gestellte Leihgaben, die erst nach einer New Yorker Max-Ernst-Ausstellung ihren Weg nach Brühl finden würden, der eigentliche (aber kaum nachvollziehbare) Grund für die Verschiebung der Eröffnung.
Es fällt nun schwer, daran zu glauben, dass die Verschiebung des Eröffnungstermins und die beinahe zeitgleiche Kündigung der Museumsdirektorin nichts miteinander zu tun haben. Es darf also munter weiter gerätselt werden. Bezeichnend ist in diesen Fällen die Informationspolitik” der Stiftung Max Ernst. Statt souverän, überzeugend und rechtzeitig die Presse und Öffentlichkeit zu informieren, wurde seit geraumer Zeit ein Eiertanz” mit den Medien vollführt, der zwangsläufig den Nährboden für Gerüchte bereitet hat.
Nun leben wir in einem sehr arbeitnehmerfreundlichen Land, in dem nach jeder Kündigung zunächst der Gekündigte bedauert wird. Im Hinblick auf einen bevorstehenden Arbeitsgerichtstermin schweigen sich beide Parteien nun selbstredend aus.
Somit bleiben einem vor allem die eigenen Eindrücke als lokaler Pressevertreter. Im Gespräch für unsere Märzausgabe 2004 lernten wir Dr. Bettina Mette kennen. In dieser Zeit klang sie noch euphorisch und voller Tatendrang. Gerade die Bereiche Vermarktung des Museums und Öffentlichkeitsarbeit sah sie damals als Schwerpunkte ihrer zukünftigen Arbeit. Ob nun im Interesse der Stiftung oder aufgrund eigener Entscheidung, den Kontakt zu den lokalen Medien nahm die Kunsthistorikerin in der folgenden Zeit nur noch sehr selten auf. Ihre wenigen öffentlichen Auftritte erschienen dann eher angestrengt und verunsichert. Offenkundig wurde das schwierige Verhältnis zu ihren damaligen städtischen Mitarbeitern spätestens in ihrer Rede am 12. September 2004 dem Tag der offenen Tür”, in der sie sich ausschließlich und explizit bei ihren Praktikantinnen bedankte, ohne ihre städtischen Mitarbeiter zu erwähnen. Ganz abgesehen davon, dass sie dafür gesorgt hatte, dass das eingespielte Team des Max Ernst Kabinetts auf neue Posten weggelobt wurde.
Hatten sich also alle mit der Museumsarbeit in Verbindung stehenden Brühler gegen Dr. Bettina Mette verschworen? Wurde ihre Arbeit boykottiert, oder verlangte die Stiftung übermenschlichen Arbeitseinsatz? Wohl kaum. Völlig absurd erscheint auch die Mutmaßung, die Museumsdirektorin hätte in Manier einer Märtyrerin gegen die Zerstörung der Kunst durch die feuchten Wände gekämpft.
Wer sagt eigentlich, Dr. Bettina Mette sei unbequem in ihrer Arbeit gewesen? Unter Journalisten war man sich einig, dass sie sich zuletzt gegenüber der Presse sehr dünnhäutig” verhalten hatte. Und was die Öffentlichkeitsarbeit für das Museum betrifft, schien die Direktorin eine U-Boot-Taktik” zu fahren. Sie tauchte ab und gab sich wortkarg. Weder wurde die Redaktion des Brühler Bilderbogen über den Internetauftritt des Max Ernst Museums informiert, noch wurden aktuelle Informationen zum Stand der Dinge hinsichtlich der Eröffnung weitergeleitet. Auch unsere telefonischen Nachrichten auf ihre Mailbox blieben unbeantwortet. Professionelle PR sieht sicher ganz anders aus.
Nun bleibt den Stiftungspartnern wenigstens die Zeit, aus dem Schaden klug zu werden”. Denn keiner kann schließlich wollen, dass die Realisierung des Max Ernst Museums auch zukünftig als Kleinstadt-Posse herhalten muss.