Jahrgang 2006
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Liebe Leser,
 
der April steht in Brühl ganz im Zeichen der Verleihung bedeutender Auszeichnungen. In der Rathausgalerie wurde die Bonner Künstlerin Jutta Reucher für ihre eingereichten Linolschnitte mit dem oseph-und-Anna-Fassbender-Preis geehrt. Kurz zuvor wurde in einer eierlichen Zeremonie in der Galerie am Schloss am 115. Geburtstag von Max Ernst der diesjährige Gewinner des nach ihm benannten Stipendiums ausgezeichnet. Patrick Niemann erhielt das mit 3.500 Euro dotierte Max Ernst Stipendium, die beiden Nächstplatzierten weitere Geldpreise. Alle Kunstliebhaber können die Werke der Künstler sowohl in der Galerie am Schloss als auch in der Rathausgalerie noch einige Tage begutachten.
 
In der Aula des Max Ernst Gymnasiums fand darüber hinaus eine Feierstunde statt. Anlass war das 25-jährige Jubiläum der Umbennung des ehemaligen Städtischen Gymnasium” in Max Ernst Gymnasium, eine damals übrigens nicht unumstrittene Entscheidung. Wie man in Brühl mit Max Ernst und seiner Kunst früher umgegangen ist, gehört zu den bekanntermaßen nicht ganz so erfreulichen Kapiteln der Stadtgeschichte, die dann aber immerhin doch noch ein versöhnliches Ende nahm.
 
Ob sich Max Ernst heute beim Betreten des Foyers der nach ihm benannten Schule über den Anblick des Nachdrucks seines dort hängenden berühmten Selbstporträts aus dem Jahr 1920 gefreut hätte, darüber lässt sich nur spekulieren. Vielleicht hätte es ihm gefallen. Vielleicht hätte er auch den Mut und die Dreistigkeit bewundert, dass sein Werk von den Lehrern der Fachschaft Kunst im Handstreich mit einem unübersehbaren blauen Streifen im linken Bildviertel versehen und seine Wirkung völlig verändert wurde. Vielleicht hätte ihn diese Entstellung und Verfälschung aber auch geärgert. Kenner seiner Kunst sprechen fassungslos von einer Verunstaltung des Porträts und davon, dass die Größe Max Ernsts geschmälert wurde. Sie reagieren mit Kopfschütteln, Empörung und Ablehnung. Welche Meinung man nun auch immer vertritt, für Gesprächsstoff ist gesorgt. Und dass auch heute noch, dreißig Jahre nach dem Tod von Max Ernst, über sein Werk so leidenschaftlich diskutiert wird, das hätte ihn ganz sicher gefreut.
 
Wir wünschen Ihnen viel Freude mit dieser Ausgabe des Brühler Bilderbogen und eine schöne Osterzeit.
 
Ihr Team vom Brühler Bilderbogen
 
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