Wer heute durch die Brühler Innenstadt bummelt, kann sich kaum vorstellen, wie Brühl in den mehr als 700 Jahren zur Stadt gewachsen ist. Keimzelle von Brühl war ein großer Gutshof, der aus Sicherheitsgründen abseits von großen Straßen in einem sumpfähnlichen Gelände gebaut worden war, der Burghof. Dieser befand sich an der heutigen Ecke Markt/ Schloßstraße.
Die damalige Zeit war von Kriegen und Plünderungen geprägt, und niemand siedelte sich freiwillig mit seinem Hab und Gut auf dem freien Feld an. Vielmehr suchte man abseits der befahrenen Straßen nach geeigneten Siedlungsplätzen, die sich in späteren Zeiten zu Dörfern und befestigten Städten entwickelten. Wenn man damals von Straßen sprach, waren damit in Wirklichkeit unbefestigte Karrenwege gemeint, auf denen mühselig Waren von Hof zu Hof und Dorf zu Dorf bis hin in die Stadt Köln bewegt wurden. Die Kölnstraße war damals so ein Karrenpfad, der nach Meschenich führte. Mit dem wirtschaftlichen Aufstieg des Burghofes wuchs auch die Zahl der Hofleute, die sich in unmittelbarer Umgebung ansiedelten und vor ihrer Tür Handel betrieben. So kam der heutige Markt zu seinem Namen.
Beginn der Industrialisierung
Die Bedeutung der Kölnstraße als eine der wichtigsten Brühler Hauptstraßen für Handel und Verkehr setzte schließlich mit Beginn der Industrialisierung ein. Brühl wurde beliebtes Ausflugsziel und Wochenendsitz der Kölner. Auch auf der Kölnstraße wurde fleißig gebaut, es florierte der Einzelhandel. Ab 1897 fuhr dann die Eisenbahn „Feuriger Elias“ mitten durch die Brühler Innenstadt. Mit dem Gleisausbau nach Köln setzte der „Feurige Elias“ dann auch seine Fahrt durch die Kölnstraße bis zum Barbarossaplatz fort. Den Segen des ersten Nahverkehrs teilten aber gerade auch die Anwohner der Kölnstraße nicht uneingeschränkt. Nicht umsonst wurde die Bahn „feurig“ genannt. Und wo Feuer ist, da ist auch Rauch. Heute unvorstellbar, waren damals die Anwohner einer Luftverschmutzung ausgesetzt, die ihresgleichen suchte. Nicht einmal Wäschetrocknen im Freien war möglich.
Die Kölnstraße in der Nachkriegszeit
Im zweiten Weltkrieg erlebte die Kölnstraße weniger Verluste an Menschen und Bausubstanz als etwa die Uhlstraße und die Bonnstraße. So sind heute sehr viele alte Häuser und Gebäude erhalten, die den besonderen Charme der Kölnstraße als Brühler Einkaufsstraße ausmachen. Hier ist Stadtgeschichte spür- und erlebbar, denn viele Häuser stehen unter Denkmalschutz. Brühler Traditionsunternehmen wie der Verlag Isabella Martini, das KaufhausWichterich, das Textilwarengeschäft Laufenberg-Richarz, das Modehaus Fischer, die Firma Peter Schmitter und das Textilhaus Kamphausen setzten in der Nachkriegszeit wieder als Publikumsmagneten Akzente. Vor 20 Jahren wurde die Kölnstraße schließlich teilweise zur Fußgängerzone umgewandelt. Noch heute sind vereinzelt Stimmen zu hören, dass dieser Entschluss nicht nur zu Vorteilen für den ansässigen Einzelhandel führte. Kunden aus dem Vorgebirge hatten es nun schwerer, die Kölnstraße zu erreichen. Heute stellt der Eingang Kölnstraße zur Innenstadt das „Brühler Nadelör“ in Bezug auf den innerstädtischen Verkehr dar. Schließlich wird der Belvedere-Parkplatz durch die Kölnstraße stadteinwärts und auswärts angefahren. Parkende Autos und übermütige Radfahrer sorgen hier unter anderem für erhebliche Gefahrenpotenziale auf der Straße und dem Bürgersteig. Im Zug der gesamten Stadtentwicklung wurden für die Kölnstraße seitens der städtischen Verantwortlichen bisher noch keine stimmigen Lösungskonzepte für den Verkehr gefunden. Aufgrund der Attraktivität und dem großen Engagement der vielen inhabergeführten Einzelhandelfachgeschäfte auf der Kölnstraße, die den Ruf Brühls als Einkaufstadt maßgeblich begründeten, sollten sich die Verantwortlichen in der Politik in naher Zukunft darüber Gedanken machen, wie die Potenziale der Kölnstraße besser zur Entfaltung kommen könnten.