(tg) Reichlich Prominenz war nach Brühl gekommen, um der Eröffnung der neuen spektakulären Ausstellung im Max Ernst Museum beizuwohnen. Dr. Jürgen Rüttgers, Ministerpräsident des Landes NRW, war zugegen, Hans-Dietrich Genscher, Gerhard Baum, Hilmar Kopper und andere. Sie alle wollten dabei sein, als Neo Rauch erklärende Worte zu seinen Bildern sprach, die noch bis vor kurzem im Metropolitan Museum von New York, dem größten Museum der USA, zu sehen waren und nun exklusiv in Brühl zu bestaunen sind.
Der gefeierte Künstler sparte nicht mit lobenden Worten für die äußerst gelungene Präsentation seiner großformatigen Werke. In seiner Dankesrede bewies Neo Rauch zudem Humor. Seinen Vorredner Professor Werner Spies nannte er schmunzelnd „den Stellvertreter Max Ernsts auf Erden“ und bat ihn, dem Namensgeber des Museums Grüße auszurichten und ihm zu sagen, dass er, Rauch, sich in Max Ernsts Nähe sehr wohl fühle. Weniger wohl fühlte sich der Kunststar in der Nähe einiger Autogrammsammler, die ihn darum baten, Ausstellungskataloge zu signieren. Da blieb so mancher Wunsch unerfüllt. Der Meister hastete lieber durch die Ausstellungsräume.
Dort finden sich nun 13 von Neo Rauch eigens für diese Ausstellung geschaffene Werke, die – exklusiv für Brühl – durch sechs weitere Leihgaben ergänzt wurden. Neben den meist großformatigen Gemälden sind darüber hinaus acht Lithographien zu „Der Mittler“ von Botho Strauß zu sehen. Mit „Neo Rauch – para“ soll die Reichweite surrealistischer Konzepte bis in die Kunst der Gegenwart veranschaulicht werden, die insbesondere in Bezug auf die historische Position von Max Ernst spannungsreich zutrage treten kann.
Der Ausstellungstitel mit der Vorsilbe „para“ zielt darauf ab, beim Betrachten der Bilder eine Assoziationskette auszulösen. Begriffe wie „paradox“, „paranormal“ oder „Parabel“ sind dabei durchaus geeignet, die Parallelwelten von Neo Rauch zu umschreiben, die sich trotz ihres figurativ-erzählerischen Charakters dem rationalen Zugriff entziehen. Auf seinen Großformaten inszeniert der Künstler Raumfragmente zu urbanen Randzonen von magischer Stimmung. Es entstehen dramatisch leuchtende Bühnen für stumme Erzählungen, deren Protagonisten mit unermüdlicher Emsigkeit und Ernsthaftigkeit scheinbar ziellosen Unternehmungen nachgehen. Fliehende Wahrnehmungen, Erinnerungsfetzen, Vergangenheit und Gegenwart, Traum und Wirklichkeit erstarren zu surrealen Momentaufnahmen. Die Protagonisten auf den Bildbühnen Rauchs scheinen vergangenen Zeiten entsprungen zu sein. Oft sind sie in Erwartung einer Sache: die latente Gefahr, die nahende Naturkatastrophe, das Aufbrechen des lange Zeit Unterdrückten sind als rätselhafte Präsenz des Unbehagens deutlich zu spüren.
Neo Rauch, 1960 in Leipzig geboren, zählt zu den international gefeierten und gefragtesten Künstlern der gegenwärtigen Malerei. Er studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig zunächst bei Arno Rink (1981-1986), war dann bis 1990 Meisterschüler bei Bernhard Heisig und von 1993-1998 Assistent. Im Jahr 2005 wurde er als Nachfolger Rinks zum Professor berufen.