„Eine Art King Art(hur) mit Happening-Charakter”
Familienkonzerte der Kunst- und Musikschule der Stadt Brühl haben bereits eine längere Tradition. Zum 4. Mal findet im Dorothea Tanning Saal des Max Ernst Museums ein Konzert für Kinder ab 5 Jahren und die ganze Familie statt. Am 13. März wird um 18 Uhr „Eine Art König Art(hur)“ aufgeführt, ein „Fest für Auge und Ohr vor bunter Kulisse”. Wir haben uns mit der Mitinitiatorin der Veranstaltung, Susanne Jaggy, zum persönlichen Gespräch getroffen.
Susanne Jaggy ist seit über 16 Jahren Dozentin an der Kunst- und Musikschule (KuMS) und seit zehn Jahren Fachbereichsleiterin Blockflöte. Zusammen mit der Leiterin des Kunstbereichs, Sylvianna Scholtyssek, hat sie das neue Familienkonzert konzipiert. „Meine Motivation ist, auch schon kleine Kinder in einem spielerischen Rahmen ein bisschen mit klassischer Musik vertraut zu machen“, sagt Susanne Jaggy. „So entwickeln sie neue Hörgewohnheiten.“
Erstmals arbeiten in diesem Jahr bei einem Familienkonzert die beiden Bereiche der KuMS, Kunst und Musik, Hand in Hand. Der Musikbereich ist mit Gesang, Blockflöte, Streicher und Blechbläser vertreten, die Schülerinnen und Schüler der Kunstkurse haben unter Anleitung der Dozentinnen Sylvianna Scholtyssek, Sabine Stettner und Ulrike Hagenkort die künstlerische Gestaltung der Bühne und der Kulissen übernommen.
Seit Wochen wird also in vielen Räumen der KuMS geprobt, gemalt und gebastelt. Mit großer Begeisterung sind die Schüler und Dozenten gleichermaßen bei der Sache. Sie wollen wieder ein Konzert auf die Bühne bringen, das auch die großen und kleinen Besucher miteinbezieht, die übrigens aufgerufen sind, zum Konzert selbst in ein Ritter- oder Prinzessinkostüm zu schlüpfen. Und das Thema fesselt und inspiriert alle.
Mitmachaktionen für das Publikum
Es geht um die Geschichte von König Artus und seiner berühmten Tafelrunde. Eine musikalische Ritter-Revue wird es geben, frei nach der Oper „King Arthur“ von Henry Purcell. „Da der Stoff dieser Oper sicher zu schwierig für die Schüler ist, haben wir sie selbstverständlich entsprechend bearbeitet“, erzählt Susanne Jaggy. „Es gibt einen kindgerechten Text, der von unserem beliebten Moderatoren Joachim Jezweski vorgetragen wird. Es gibt Textpassagen, Musikabschnitte und auch Mitmachaktionen für das Publikum. Wir wollen die Zuschauer beteiligen und ein miteinander von den Akteuren oben auf der Bühne und dem Publikum unten im Saal erreichen. Das Ganze hat auch einen Happening-Charakter, weil wir sicher spontan hier und da improvisieren werden.“
Der kreative Prozess im Vorfeld der Aufführung macht großen Spaß. Alles in allem dürften über 30 Schüler und Dozenten an dem Projekt beteiligt sein. „Die Vernetzung innerhalb des Hauses ist ganz toll“, freut sich Susanne Jaggy. „Es läuft nicht wie sonst bei einem klassischen Kon-zertschema ab. Es findet ein regelmäßiger Austausch mit allen Beteiligten statt.“
Noch proben die einzelnen Ensembles getrennt von einander: der Bereich Blockflöte unter ihrer Leitung zusammen mit den 14 und 15 Jahre alten Schülerinnen Katharina Fischer, Teresa Olbrich und Judith Hanrath, die Streicher Elena Sonntag und Lara Bäuml unter Leitung der Dozentinnen Christine Jacobs und Ulrike Zavelberg sowie die Blechbläser Simon Schmitz und Chantal Magiera unter Leitung von Karel Jockusch und Jochen Schmitz. Für den Gesang zeichnen Dorothea Kares (Sopran) und Marijke Hendriks (Alt) verantwortlich.
In den Kunstkursen malen die 7 bis 10-jährigen Kinder am Bühnenbild und den Kulissen. Sie werden auch bei der Aufführung sehr aktiv teilnehmen, Statistenrollen übernehmen und selbst eine sehr lebendige Kulisse abgeben. Als Bäume mit Augen, als Ritter oder Prinzessinnen. „Hier purzeln Ritter, schöne Frauen, Zauberer und Geister nur so durcheinander“, verspricht die Programmankündigung. „Es war leicht die Jungs zu motivieren, Ritter zu spielen. Das ist ein sehr attraktives Thema für kleinere Kinder“, findet Susanne Jaggy.
Von der Originaloper von Henry Purcell wird nicht so viel zu hören sein. Nur ein Bruchteil der im 17. Jahrhundert geschriebenen Oper wird gespielt. „Wunderschöne kleine Musikstücke in unterschiedlicher Besetzung und tolle Gesangseinlagen“, kündigt Susanne Jaggy an.
Pendelei von Aachen nach Brühl
Seit 1993 unterrichtet die 43 Jahre alte Dozentin an der KuMS. An vier Tagen in der Woche pendelt die in Aachen wohnende und mit einem Musiker des Aachener Sinfonieorchesters verheiratete Fachbereichsleiterin Blockflöte in die Schlossstadt. Susanne Jaggy stammt ursprünglich aus dem schwäbischen Balingen, fühlt sich inzwischen aber im Rheinland sehr wohl. Mit sechs Jahren bekam sie ihren ersten Blockflötenunterricht. Nach dem Abitur 1985 studierte sie bis 1990 Instrumentalpädagogik mit Hauptfach Blockflöte und den Nebenfächern Klavier und Cembalo an der Hochschule für Musik, Abteilung Aachen. Anschließend folgte ein Künstlerisches Aufbaustudium im niederländischen Utrecht, der wie sie sagt „Hochburg für alte Musik“.
Bei der KuMS begann Susanne Jaggy im August 1993 als Dozentin für Blockflöte und Kammermusik, sieben Jahre später übernahm sie den Fachbereich für Blockflöte, Musikalische Früherziehung und Musiktherapie. Sie gibt Einzel- und Gruppenunterricht, Erwachsenenworkshops. Ihre Schülerinnen, Schüler und Ensembles haben häufig am Wettbewerb „Jugend musiziert“ teilgenommen. Darüber hinaus leitet Susanne Jaggy in der Grundschule in Pingsdorf eine Blockflöten-AG mit 25 Kindern.
Konzerte kommen bei Familien gut an
Die Familienkonzerte der KuMS sind inzwischen eine lieb gewordene Tradition. „Überall ist Wunderland“ mit Werken von Morgenstern und Ringelnatz war das erste Projekt, „Musik und Kulinarisches basierend auf dem „Butterbrot“ von Mozart ein weiteres. „Die Idee ist auf meinem Mist gewachsen“, sagt Susanne Jaggy. „Ich versuche dann, weitere Mitspieler zu finden. Die Konzerte kommen bei den Familien gut an.“
Auch der Dorothea Tanning Saal im Max Ernst Museum hat sich für die Reihe bewährt. „Er ist gut geeignet für unsere Konzerte. Man kann dort schöne Kulissen aufbauen, und auch die Lichtsysteme sind bestens“, meint Susanne Jaggy, die dem Konzert aufgeregt entgegen fiebert.
Eintrittskarten für das Konzert am 13. März sind im Sekretariat der Kunst- und Musikschule der Stadt Brühl oder an der Abendkasse erhältlich. Sie kosten 8 bzw. 5 Euro.
Weitere Informationen gibt es telefonisch unter 02232/508010 oder im Internet unter: www.kums-bruehl.de
Tobias Gonscherowski