„Die Qualität der Arbeiten zählt”
(tg) In der Ausstellungsreihe „Interim“ zeigen auch in diesem Jahr wieder vier Künstler des Brühler Kunstvereins ihre Werke. Günther Frerker, Apollonia Harwarth, Hannelore Klugiewicz und Günter Wagner präsentieren in der Alten Schlosserei des Marienhospitals in Brühl vom 10. bis zum 24. Juli Malerei, Grafik und Fotografie.
Die Vorsitzende des Kunstvereins, Dr. Donatella Chiancone-Schneider, eröffnet die Ausstellung am Sonntag, den 10. Juli um 11 Uhr. Der Brühler Musiker Andi Reisner wird mit Klanglandschaften auf der E-Gitarre die Gäste unterhalten. Die Ausstellung ist mittwochs von 15 bis 17 Uhr und samstags und sonntags von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Die Finissage findet am Samstag, 23. Juli um 15 Uhr statt. Die Künstler sind bei der Eröffnung und bei der Finissage anwesend. Wir haben uns schon einmal vorab mit der Vorsitzenden des Kunstvereins unterhalten.
BBB: Einmal im Jahr schlägt im Brühler Kunstverein die Stunde der Mitglieder. Was zeigt „Interim“ in diesem Jahr?
Dr. Donatella Chiancone-Schneider: Wir bieten unseren Mitgliedern schon seit drei Jahren einmal im Jahr die Möglichkeit, im Rahmen der Mitgliederausstellung „Interim“ in einer Gruppe auszustellen. In diesem Jahr zeigen vier Mitglieder, Günther Freker, Apollonia Harwarth, Hannelore Klugiewicz und Günter Wagner, Arbeiten und eigenen Interpretationen rund um das Thema Natur. Günter Wagner hat sich z. B. der Insel Lanzarote gewidmet, Günther Frerker war in den Schweizer Alpen. Entstanden sind Werke der Malerei, der Grafik und der Fotografie. Unsere Mitglieder des Kunstvereins haben zwei Möglichkeiten, um bei uns ihre Kunst zu zeigen. Entweder sie bewerben sich wie jeder andere auch um eine eigene Ausstellung. Oder sie versuchen bei einer Mitgliederausstellung dabei zu sein. Dabei zeigen normalerweise vier Künstler ihre Werke. Eine Jury entscheidet, wenn mehr als vier Bewerbungen eingehen, wer ausstellen darf. Das war aber in diesem Jahr nicht der Fall.
BBB: Sie wurden vor drei Monaten zur neuen Vorsitzenden des Kunstvereins gewählt. Was haben Sie sich für Ihre „Amtszeit“ vorgenommen?
Chiancone-Schneider: Wir wollen auch über die Grenzen Brühls hinaus bekannt werden, möglichst bundesweit. Wir suchen auch nach internationalen Partnerschaften. Ich habe mir viel für meine zunächst einmal zweijährige Amtszeit vorgenommen. Mir macht das großen Spaß, auch wenn es für eine ehrenamtliche Tätigkeit sehr aufwendig ist. Ich möchte die Linie meiner Vorgängerin Doris Krampf fortsetzen und auf Kontinuität in der Tradition des Kunstvereins setzen.
BBB: Wie sieht das Programm des Kunstvereins aus?
Chiancone-Schneider: Wir zeigen vier jurierte Ausstellungen im Jahr, die Wechselausstellungen. Drei davon sind nur bei uns zu sehen. Die vierte organisieren wir im Rahmen des Kunstachse zusammen mit Hagen. Außerdem gibt es eine Mitgliederausstellung und manchmal auch eine Sonderausstellung wie in diesem Jahr anlässlich seines 80. Geburtstages die Arbeiten von Rudolf A. Scholl aus den siebziger Jahren. Während der Ausstellungen gibt es auch Führungen, ein Gespräch mit dem Künstler und eine Finissage, manchmal auch Workshops. Hinzu gesellen sich noch die beiden Griffelkunstaktionen, die wir dank des Engagements von Renate Schäfer-Jökel und Ingrid Hörstrup durchführen. Darüber hinaus organisert der Brühler Kunstverein auch externe Führungen, Exkursionen oder Lesungen. Oder wir beteiligen uns am Tag der offenen Tür des Marienhospitals oder an der Initiative „Kultur gut stärken“, die versucht, die Menschen dafür zu sensibilisieren, sich gegen Kürzungen im Kulturetat einzusetzen. Das Angebot des Brühler Kunstvereins ist also sehr vielfältig.
BBB: Nach welchen Kriterien entscheidet der Kunstverein, welche Künstler gezeigt werden?
Chiancone-Schneider: Wir bekommen jedes Jahr sehr viele Bewerbungen, so etwa 60 bis 70 aus ganz Deutschland. Die Künstler kennen uns. Da sind oft sehr gute Sachen dabei. Wir stellen in allen Bereichen aus: Objektkunst, Malerei, Bildhauerei, Installationen, Foto- und Videokunst. In erster Linie zählt für uns die Qualität der Arbeiten. Ich persönlich gucke mir bei den Bewerbern immer nur die Arbeiten an, nicht die Lebensläufe. Die meisten guten Künstler wurden von den Akademien immer abgelehnt und haben sich trotzdem durchgesetzt. Wir entscheiden dann in einer Jury, welche Arbeiten bei uns ausgestellt werden.
BBB: Was ist noch geplant?
Chiancone-Schneider: Wir haben jetzt seit über zehn Jahren in der Alten Schlosserei unsere Bleibe gefunden und sind sehr zufrieden mit den Räumlichkeiten. Wir überlegen auch, ob wir noch eine kleine Jubiläumsfeier veranstalten. Im nächsten Jahr werden wir uns übrigens mit Sicherheit etwas Besonderes einfallen lassen. Dann feiert der Kunstverein sein 40-jähriges Bestehen. Es wir eine Jubiläumsausstellung und eine neue Publikation geben.
Dr. Donatella Chianchone-Schneider ist 37 Jahre alt und stammt aus Venedig. An der dortigen Universität schloss sie 1999 ihr Studium der Kunst- und Filmgeschichte erfolgreich mit dem Magister ab. Im Jahr 2005 promovierte sie. Seit 1998 lebt sie in Deutschland, zwei Jahre später heiratete sie ihren Mann Ludger Schneider. Seit März diesen Jahres ist sie die Vorsitzende des Brühler Kunstvereins, der momentan rund 90 Mitglieder zählt. Als Kunsthistorikerin ist sie eine gefragte Rednerin, ferner verfasst sie Texte für zahlreiche Publikationen. Die Italienerin ist Kuratorin mit Schwerpunkt auf moderner und zeitgenössischer Kunst.