An jedem zweiten Donnerstag im Monat präsentiert die von Thorsten Drees geführte Gaststätte Krayer in Brühl-Schwadorf die „Beat Open”. Die Reihe geht in ihr achtes Jahr und gehört zu den beliebtesten ihrer Art im Raum Köln-Bonn-Aachen. Im Januar 2010 setzte Manfred „Many” Kern seine Idee erstmals um, zwei Jahre später übernahmen Ennelin Reich und Georg Di Filippo die Organisation. Der Brühler Bilderbogen hat sich mit den Machern getroffen.
Seit über fünfzig Jahren macht der Gitarrist Many Kern Musik. Als Teenager fing er in den Brühler Bands „The Ceave”, „Gotah”, später dann bei „Second Trial” und vielen anderen Bands, ab 2009 stand er mit der Brühler Beatband „The Rolling Things” auf der Bühne. Am 23. Januar 2010 stellte die Band bei einer offenen Probe die Beat Open vor. „Das war der Auftakt einer neuen monatlich stattfindenden Blues-Session”, erzählt Many Kern. „Musikern aus der Umgebung – aktustisch oder elektrisch – sollte hier die Möglichkeit gegeben werden, Erfahrungen auszutauschen und zu vertiefen oder ein Musizieren miteinander in lockerer Atmosphäre zu erleben. Damit sich der Abend für Musiker und Zuhörer gleichermaßen interessant gestaltet, waren die Sessions-Sets auf ca. 30 Minuten begrenzt.”
Dieses Konzept bewährte sich und wird bis heute beibehalten. „Wir haben mit den Rolling Things die Session begleitet und unterstützt”, sagt Many Kern. Nicht nur das, auch eine Verstärkeranlage, ein Drum-Set sowie eine Bass- und Gitarrenanlage stellten die Brühler Musiker zur Verfügung. Die Resonanz war großartig, auch der Wirt Thorsten Drees unterstützte die Beat Open sehr, denn der Eintritt ist immer frei. „Ohne das Engagement von Thorsten und Monika Drees wären die Beat Open nicht möglich”, lobt Many Kern. „Sie haben auch schon öfter ein Auge zugedrückt, die Gema-Gebühren übernommen und sich immer dafür eingesetzt, dass die Tradition fortgesetzt wird. Thorsten ist auch Musiker, er spielt Gitarre bei den in Brühl bekannten ,De Bömmelöms’. Gemeinsam haben wir immer alle Herausforderungen gemeistert.” Selbstverständlich ist das nicht, viele andere Veranstaltungsorte wie den legendären Monheimer Hof in Köln gibt es nicht mehr. Auch Krayer ist längst Kult. Vor ein paar Jahren wurden in der Gaststätte auch Teile einer Folge der Erfolgsserie „Stromberg” gedreht.
„Wir wollen das schöne Ei weiter ausbrüten”
Etablierte Musiker spielen in Schwadorf auf, junge Talente debütieren, für Abwechslung ist immer gesorgt. Selbst Gäste aus Amerika wie Tate Simms oder Tom Wittrock gaben bei den Beat Open bereits ihre Visitenkarte ab. „Als Dankeschön haben sie und alle anderen Bands von mir ein Video von ihrem Set bekommen”, berichtet Many Kern. Der 65-Jährige verfügt über viele Kontakte in die Musikszene und ist bestens vernetzt. Er freut sich darüber, dass bei den Sessions Bands wie „Groovin' Stuff” oder „Jack is back” gespielt haben, die heute etabliert sind.
Das Besondere an den Beat Open ist, dass ihr Konzept offen ist, dass Bands genauso aufspielen können wie Solisten. „Der Rahmen ist offen. Manchmal tun sich auch spontan Leute zusammen und musizieren gemeinsam”, freut sich Many Kern. „Wir unterstützen das immer. Wir sind ja alle Musiker und können helfen.”
Nach zwei Jahren musste Many Kern dann aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten. Im November 2011 übernahmen Ennelin Reich und Georg Di Filippo die Beat Open, die sich in der Musikszene einen guten Ruf erworben hatten. „Wir wollten das schöne Ei weiter ausbrüten”, lacht Ennelin Reich. Georg Di Filippo ist gebürtiger Kölner, halber Italiener, Toningenieur und Musiker durch und durch. „Ich lebe von der Musik”, sagt der 51-Jährige, der musikalisch sehr vielseitig ist. Der Bassist spielt professionell in verschiedenen Bands, die sich überwiegend auf Tanzmusik spezialisiert haben. Gerade erholt er sich ein bisschen von vielen Auftritten während der Karnevalszeit. Privat steht er gerne mit der Hobby Blues Band „Redhouse” auf der Bühne. Bei den Beat Open ist er für den Ton zuständig. Die Sessions schneidet er mit, interessierte Bands bekommen auch gerne eine Kopie.
Ennelin Reich stammt aus Frankfurt, ist in Spanien aufgewachsen und lebt in Köln. Sie hat in Wiesbaden Grafik-Design studiert, ist Künstlerin und ebenfalls leidenschaftliche Musikerin. Ihre Liebe zum Blues wurde 1975 durch die Mitgliedschaft im German Blues Circle in Frankfurt am Main geweckt und praktisch am Schlagzeug mit der ersten Bluesband „The Goodtimers” im hessischen Raum gelebt. Während des Studiums hat Ennelin Reich in Mainz im Quartier Lateng, einem Kulturcafé mit Ausstellungen, unter der Leitung von Rolf „Gockel“ Gekeler, den Keller geleitet und eine kleine Kleinkunstbühne sowie Blues-Sessions aufgebaut und organisiert.
Die Bands kommen aus ganz NRW
„Die Beat Open sind nicht nur für Blues eine Plattform, sondern auch für andere Töne”, sagt sie. Ennelin Reich kümmert sich um die Organisation und die Beleuchtung. Sie ist schon in der Welt herumgekommen und kommt auch vom Theater. Sie hat viele Jahre in Spanien gelebt und dort auch Sessions im eigenen Musikclub Jazz Hall. Die Hessin hat außerdem bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth als Technikerin gearbeitet. Bei den Beat Open übernimmt sie zusätzlich auch die Moderation. Zusammen mit Georg Di Filippo bildet sie ein prima Team.
Zu den Stammgästen der ersten Stunde zählt Jogy Geyer, der schräg gegenüber der Gaststätte Krayer wohnt. „Ich bin ein großer Fan der Beat Open und rühre immer fleißig die Werbetrommel, wenn es wieder so weit ist”, sagt der 55-Jährige. „Ich habe alle Veranstaltungen gesehen und bin hellauf begeistert. Ich möchte, dass es die Beat Open noch viele Jahre gibt.”
Das Programm für die nächsten Beat Open bis Juni steht bereits weitgehend. Am 8. März ist es dann wieder so weit, danach geht es am 12. April weiter. Die Bands kommen aus ganz Nordrhein-Westfalen, teilweise sogar aus dem Ausland. Die Veranstaltung im Saal der Gaststätte Krayer, Bonnstraße 440, beginnt um 20 Uhr und endet gegen 23:30 Uhr. Vier bis fünf Bands spielen Sets à 30 Minuten. „Der Donnerstagstermin hat sich in den acht Jahren bewährt”, sagt Georg Di Filippo. „So kommen wir anderen Veranstaltungen nicht in die Quere. Und samstags müssen viele Musiker auch ihr Geld verdienen. Der Samstag ist daher keine Alternative.” Das treue Stammpublikum fühlt sich ausgesprochen wohl und bestens unterhalten. Auch kulinarisch kommt niemand zu kurz. Dem Vernehmen nach soll es bei Krayer die besten Frikadellen weit und breit geben. Weitere Informationen und das genaue Programm gibt es unter www.beat-open.de
Tobias Gonscherowski