„Großes Konzert der Brühler Chorvereinigung zur Weihnachtszeit”
Am dritten Adventssonntag, den 16. Dezember, präsentiert die Brühler Chorvereinigung um 16 Uhr in der festlichen Atmosphäre der Schlosskirche Maria von den Engeln vor der Kulisse des barocken Hochaltars ihr „Konzert zur Weihnachstzeit”.
Dieses Konzert hat eine große Tradition und findet nun bereits zum 42. Mal in Folge statt. 1977 hatte der damalige Oberpfarrer Philipp Lehnen erstmals die Schlosskirche für die Chorvereinigung geöffnet. Wir haben uns mit Pia Regh, der 1. Vorsitzenden des Chors, mit dem Chorleiter Siegfried Bernhöft und der 2. Vorsitzenden Sabine Hittmeyer-Witzke unterhalten.
„Durch das Schöne stets das Gute” lautet das Motto der Brühler Chorvereinigung, die 1846 gegründet wurde und sich selbst als „Brühls ältester weltlicher Gesangsverein” bezeichnet. Beim Konzert zur Weihnachtszeit erklingen Kompositionen und Lobgesänge aus verschiedenen Jahrhunderten. Werke von Bach, Cherubini, Mozart, Praetorius, Beethoven, Tschaikowsky und anderen kommen zur Aufführung. Das Konzert versteht sich selbst nicht als Weihnachtskonzert, die bekannten Weihnachtslieder werden nicht zu hören sein. „Das Konzert läuft Stück für Stück auf seinen Höhepunkt zu, der Mozarts Laudate Dominum sein wird”, erzählt Siegfried Bernhöft.
Die Sängerinnen und Sänger des Chores und auch ihr Publikum genießen jedes Jahr aufs Neue die besondere Atmosphäre des Konzerts. „Die Leute nehmen das Konzert besinnlich auf”, erzählt Pia Regh. „Sie applaudieren erst am Ende des Konzerts oder nach Beiträgen von Solisten. Ansonsten hören sie gebannt zu. So wirkt das Konzert ganz anders, die Musik und der Gesang erzielen eine ganz andere Wirkung. Man lebt mit der Musik.” Zur besonderen Atmosphäre trägt auch die Beleuchtung der Schlosskirche bei, erst am Ende wird es wieder hell.
Interessant werden dürfte auch der „russische Block” des Konzerts. Einige Stücke Tschaikowskys stammen aus einer Lithurgie, die einst bei der Weihnachtsmesse für den Zaren aufgeführt wurde. „Die Tradition in Russland ist eine andere”, erklärt Siegfried Bernhöft. „Der Raum klingt mit. Es ist weniger süß und engelsgleich, dafür ist es rasanter. Die Musik ist dennoch sehr, sehr warm, nicht virtuos, sondern schlicht geblieben.”
Karten zum Preis von 15 und 12 Euro (ermäßigt) inkl. Ticketgebühr gibt es im brühl-info, in der Buchhandlung Karola Brockmann, bei den Chormitgliedern und an der Abendkasse. Bei dem Konzert geht es wieder sehr familiär zu. Als Solisten wirken neben Yoshiko Hashimoto/Klavier mit Yuriko Bernhöft/Sopran und Takashi Bernhöft/Violine erneut zwei längst erwachsene Kinder des Chorleiters mit. Die Brühler Chorvereinigung zeichnet sich ohnehin durch ihren großen Zusammenhalt aus, der über Jahrzehnte gewachsen ist. So leitet Siegfried Bernhöft den Chor seit inzwischen 25 Jahren. Und die älteste Sängerin ist bereits seit siebzig Jahren nach wie vor ein sehr aktives Mitglied.
Regelmäßige Besuche in Weißwasser
Die Brühler Chrovereinigung unternimmt auch zahlreiche gemeinsame Aktivitäten. In diesem Jahr besuchten die Sängerinnen und Sänger wieder einmal für mehrere Tage die Brühler Partnerstadt Weißwasser in der Oberlausitz. Dort kommt es seit 1992 nicht nur zu wunderbaren menschlichen Begegnungen, sondern auch zu gemeinsamen Auftritten bei Festivals oder Konzerten. Der Chor stellte das Programm „Rendezvous der Freunde 2.0” vor und trat gemeinsam mit den Freunden aus Weißwasser beim Open-Air-Festival in Schloss Wackerbarth auf. „Die Partnerschaft mit dem Chor in Weißwasser ist geglückt, sie wird gelebt und schläft nicht ein”, freut sich Sabine Hittmeyer-Witzke. Viele langjährige Freundschaften sind entstanden, in zwei Jahren kommt es in Brühl zum Gegenbesuch.
Rund 35 aktive Sängerinnen und Sänger zählt die Brühler Chorvereinigung derzeit. Jeden Montag probt der Chor von 19:30 bis 21:30 Uhr im Pingsdorfer Hof, Euskirchener Straße 58. Neue Sängerinnen und Sänger sind herzlich willkommen. Das Repertoire des Chores umfasst neben der klassischen Weltliteratur auch Unterhaltungsmusik aus Filmen und Musicals. „Singen erleichtert das Älterwerden. Singen macht locker und freundlich, und Singen aktiviert das Gehirn”, sagt Siegfried Bernhöft. Kurzum: „Singen ist gesund.”
Siegfried Bernhöft leitet den Chor seit 25 Jahren
Der Chorleiter feierte in diesem Jahr ein Jubiläum mit der Brühler Chorvereinigung. Seit 25 Jahren leitet er den Chor. Siegfried Bernhöft macht es auch mit inzwischen 76 Jahren immer noch großen Spaß. Er wurde 1942 in Posen geboren und studierte ab 1968 an der Kölner Musikhochschule Gesang, wo er 1971 sein Studium mit einer Arbeit über Mozart abschloss. Nach internationalen Konzert- und Tournee-Engagements und Anstellungen u.a. an der Oper Trier arbeitet er seit 1974 in freier Tätigkeit als Gesangs-, Klavier- und Musikpädagoge.
Seit 1983 leitet er zahlreiche Chöre, für die er auch eine Reihe von Liedern und Chorstücken geschrieben hat. 1993 übernahm er die musikalische Leitung der Brühler Chorvereinigung, die er anfangs „ganz passabel” fand und im Laufe seiner Tätigkeit an anspruchsvolle Literatur heranführte. Er arbeitet gerne an Details der Gesangs- und Atemtechnik, um die Chöre besser zu machen. „Der Chor klingt dann anders”, sagt er. „Die Leichtigkeit wird transportiert.”
Seit einiger Zeit widmet er sich vermehrt der Komposition. Neben Texten von Christian Morgenstern, die er auch mit der Chorvereinigung zur Aufführung brachte, vertonte er Gedichte von Villon, Rimbaud und Mallarmé. Es entstanden Lieder nach expressionistischen Texten von Holz, von Hoddis, Zech und Max Ernst, welche im Rahmen eines Benefizkonzertes zugunsten des Max-Ernst-Museums in Brühl aufgeführt wurden.
Siegfried Bernhöft will seine Sänger mit neuen, für sie noch ungewohnten Klängen vertraut machen und ihnen gleichzeitig die schönsten Dichtungen der europäischen Lyrik näher bringen. So entstanden auch Lieder und Balladen von Texten nach Michelangelo Buonarotti und Johann Wolfgang von Goethe. Im September 2007 feierte er sein 25. Dirigentenjubiläum. Zu diesem Anlass führten drei seiner Chöre in einer Matinee verschiedene seiner Werke auf. Nach dem Konzert am 16. Dezember ist die Brühler Chorvereinigung in diesem Jahr auch noch im Programm „Vorfreude” des Marienhospitals vertreten. Am 19. Dezember singt der Chor in der Kapelle des Marienhospitals. (tg)