„Verbindung schaffen, Hindernisse überwinden”
Noch bis zum 31. Januar ist im KoKoBe, Franziskanerhof 18, die schöne Ausstellung „Mut zur Brücke” zu sehen. Von jeweils Montag bis Donnerstag werden zwischen 10 und 15 Uhr Bilder in Acryl auf Leinwand der Kunstschaffenden der inklusiven Kreativ-Werkstatt der Kunst- und Musikschule der Stadt Brühl (kurz KuMs) gezeigt.
Marco Thiemann ist Fachleiter der inklusiven Kreativ-Werkstatt. Der 44-Jährige arbeitet seit 2006 in der KuMs. Er studierte Sonderpädagogik auf Lehramt sowie Kunsterziehung. Danach machte sich der gebürtige Westfale als Kunst-, Musik-, Theaterpädagoge und Seminarleiter selbständig. Er ist leidenschaftlicher Musiker (Gitarre) und arbeitet in Brühl auch als Kunsttherapeut im Marienhospital. Zudem gibt er Gesangskurse unter dem Motto „Sing dich frei – heilsames Singen.” Im Gespräch mit dem Bilderbogen geht es aber um die Ausstellung der inklusiven Werkstatt.
BBB: Herr Thiemann, seit wann gibt es die inklusive Kreativ-Werkstatt?
Marco Thiemann: Vor nun inzwischen schon elf Jahren wurde die Idee zu diesem Projekt von Bernhard Schoch, dem damaligen Leiter der KuMs, und mir geboren. Es gab damals eine Ausschreibung des LVR, der so genannte „Leuchtturmprojekte” fördern wollte, die sich mit dem Thema Inklsuion beschäftigten. Wir haben uns mit der Idee der inklsuiven Kreativ-Werkstatt daran beteiligt und den Zuschlag bekommen. Später hat unser Projekt auch noch einen Preis beim Wettbewerb „Ideen Initiative Zukunft” der Deutschen UNESCO Kommission und dm gewonnen. Bereits seit elf Jahren geht das erfolgreiche Inklusionsprojekt im Rhein-Erft-Kreis neue Wege der Inklusion und gesellschaftlichen Teilhabe mit seinem Angebot, den jährlichen Ausstellungen und der Teilnahme an Kooperationsprojekten.
BBB: Was ist das Besondere der inklusiven Kreativ-Werkstatt?
Thiemann: Kunstschaffende mit und ohne Behinderung werden jeden Donnerstag –außer an Feiertagen – zwischen 17:15 Uhr und 19:15 Uhr im großen Zeichensaal der KuMs kreativ und schaffen faszinierende Kunstwerke und individuelle Stile. Auch Interessierte kommen einfach mal vorbei zum Kreativsein. Der Grundgedanke der inklusiven Kreativ-Werkstatt ist, dass sich die Teilnehmer mit und ohne Behinderung gerade durch ihre unterschiedlichen Sichtweisen gegenseitig inspirieren.
BBB: Was erwartet Besucher der Ausstellung „Mut zur Brücke”?
Thiemann: Brücken sind ein schönes Symbol. Sie schaffen Verbindung und überwinden Hindernisse. Elf KünstlerInnen der inklusiven Kreativ-Werkstatt erarbeiteten 2019 ihre Vision einer „Brücke” und präsentieren nun ihre Arbeiten. Durch das gemeinsame kreative Schaffen gelingt den elf KünstlerInnen im Alter zwischen 29 und 68 Jahren – Christoph Beckers, Sascha Hoogwaerts, Natalie Jüsük, Sybille König, Marc Menke, Wolfgang Schnackerz, Bernd Schwientek, Ulrike Steinhilper, Heike Diefenthal, Laura Weyers, Almut Zimmermann und Peter Zwirnemann – gemeinsam, gesellschaftliche und soziale Brücken zu bauen.
BBB: Gibt es Unterschiede bei der künstlerischen Herangehensweise von behinderten und nichtbehinderten Menschen?
Thiemann: Ja. Es ist erfrischend zu sehen, wie unverkrampft und spontan die behinderten Künstler an ihr Werk gehen. Sie legen einfach los. Die drei nichtbehinderten Künstler der Gruppe sind ganz begeistert von diesem direkten Ausdruck und der Lebendigkeit. Das ist auch unser Leitgedanke. Diese Erfahrungen haben wir auch gemacht, als es ein Kooperationsprojekt mit der Europaschule gab und die SchülerInnen aus dem Kunst Leistungskurs zusammen mit den Künstlern der inklusiven Kreativ-Werkstatt zusammen an den gleichen Bildern gemalt haben. Das Thema Inklusion ist sehr aktuell.
BBB: Wie intensiv greifen Sie bei der Bildentstehung ein?
Thiemann: Ich halte mich im Hintergrund und unterstütze die KünstlerInnen nur ab und zu. Ich gebe Anregungen, welche Techniken zu empfehlen sind. Sie müssen ein Gefühl dafür bekommen, wann ein Bild fertig ist. Das Schöne an der inklusiven Kreativ-Werkstatt ist, dass es keinen Leistungsgedanken gibt. Die moderne Kunst impliziert alle Ausdrucksmöglichkeiten.