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"Ein Konzert ist ein wahres Erlebnis und eine kleine virtuelle Welt"

Bereits zum fünften Mal findet in diesem Jahr vom 5. bis 10. April das internationale Konzert- und Meisterkursfestival "KONTUREN" statt, das seit dem Jahr 2003 die Brühler Kulturszene bereichert. Initiator des Festivals ist der gebürtige Brühler Ralph Manno.


 
Der weltweit gefeierte Klarinettist hat erneut seine glänzenden Kontakte spielen lassen, um ein Programm der Extraklasse auf die Bühne des Dorothea Tanning Saals im Max Ernst Museum zu bringen. Am Donnerstag, den 5. April, kommen um 20 Uhr "Klassik Highlights" zur Aufführung, am Samstag, den 7. April, wird um 19.30 Uhr "Russisches Ballett" geboten. Und am Sonntag, den 8. April, gibt es ab 19.30 Uhr ein "Piano-Debut". Ausführliche Informationen zu den Konzertinhalten gibt es auch im Internet unter www.konturen-bruehl.de. Im exklusiven Gespräch mit dem Brühler Bilderbogen erzählt der 42-Jährige voller Enthusiasmus, warum er die Schlossstadt für den idealen Veranstaltungsort für das Festival hält.
 

BBB: Worauf können sich die Konzertbesucher freuen?
Ralph Manno:
Wir bieten Spitzenkultur, aber nicht die populären Namen, sondern in der Fachwelt bekannte Künstler, die für Qualität bürgen. Wir bieten nicht die drei Tenöre, dafür aber international ausgewiesene Spitzenleute. Ich werde vor den Konzerten kurz in die Werke einführen. Sie können sich auf ein Kammermusik-Programm mit Temperament und Spontaneität freuen. Wir setzen auf Qualität und gehen in der Hinsicht auch keine Kompromisse ein. Wir sind etwas moderner ausgerichtet als die Schlosskonzerte und haben auch neuere Werke im Programm. Ich hoffe, dass sich viele junge Leute die Konzerte besuchen. Das Programm ist nicht zu elitär. Es wird keiner überfordert.
 
BBB: Nach welchen Kriterien wurden die Künstler ausgesucht?
Manno: Die Künstler sind mir auf Festivals aufgefallen. Das sind keine graubärtigen Gurus, die die musikalische Weisheit mit Löffeln gegessen haben. Wir müssen uns um die Jugend kümmern. Die Konturen haben in der Fachwelt einen sehr guten Ruf. Viele Künstler wollen mitwirken, wir bekommen viele Zuschriften.
 
BBB: Wie sind Sie auf den Titel "Konturen" gekommen?
Manno: Der Titel Konturen passt zur Kunst. Eine gute Kontur ist wichtig auf der Bühne. Wir wollen den Inhalt klar vermitteln und übertragen, was man erlebt hat. Wir müssen Erlebnisse weitergeben und uns professionell damit beschäftigen.
 
BBB: Die Konturen sind ja sowohl ein Konzert- und als auch Meisterkursfestival. Wie groß ist das Interesse an solchen Meisterkursen?
Manno: Die Meisterkurse sind ein Selbstläufer. Wir haben dreimal mehr Anfragen als Plätze. In der Zeit wird in der Kunst- und Musikschule wieder der Ausnahmezustand herrschen und ein kosmopolitisches Flair durch die Gänge wehen. Die hochbegabten Studenten kommen aus der ganzen Welt. Wir wollen jeden Studenten täglich unterrichten, auch im Einzelunterricht. Es werden vier Kurse angeboten für mindestens 30 Teilnehmer. Wir veranstalten auch Open Lectures, bei denen die Brühler gerne vorbeischauen können.
 
BBB: Die Konzerte finden im Dorothea Tanning Saal des Max Erns Museums statt. Wie zufrieden sind Sie mit dem Veranstaltungssaal auch in Hinblick auf die Akustik?
Manno: Das Museum ist eine tolle Sache für Brühl. Die Räumlichkeiten müssen ausgenutzt werden. Es ist ideal für ein Festival mit Konzerten. Bis jetzt ist es ja ein reines Musikfestival, aber es gibt auch Ideen für gattungsübergreifende Kunst, wenn etwa ein Maler live zur Musik ein Bild malt. Und was die Akustik betrifft. Die Akustik im Dorothea Tanning Saal ist für die Musiker anstrengend. In einer Kirche spielt es sich leichter. Aber sie ist klar verständlich, es verschwindet nichts. Das Publikum versteht die direkte Sprache. Es ist ein schöner Raum für Kammermusik von der Größe eher an der Obergrenze. Der WDR, der auch in diesem Jahr wieder dabei ist, hat hier sehr gute Mitschnitte gemacht.
 
BBB: Sie sagen, dass das Publikum die direkte Ansprache versteht. Das ist ja für die Kammermusik ein ganz wesentliches Element.
Manno: Genau. Keine Musik ist kommunikativer als die Kammermusik. Es ist die direkte Sprache der Musiker untereinander und mit dem Publikum. Und noch etwas: Ich habe viele CDs aufgenommen, halte aber eigentlich nicht so viel davon, bequem bei einem Glas Rotwein sich die Musik anzuhören. Eine CD ist eine Konserve und kein Ersatz für ein Livekonzert. Ein Konzert ist ein tatsächliches, ein wahres Erlebnis und keine virtuelle Welt. Ein Musiker spielt anders vor Publikum. Ein Konzert hat mehrere Dimensionen.
 
BBB: Welches Publikum möchten Sie mit den Konturen ansprechen?
Manno: Ich möchte ein gemischtes Publikum ansprechen, in dem alle sozialen Altersstrukturen vertreten sind. Es kostet ein bisschen mehr als ein Kinobesuch, aber es ist auch für einen 16-Jährigen noch finanzierbar.
 
BBB: Wie sehen Sie die Zukunft der Konturen?
Manno: Die Vorarbeiten für solch ein Festival laufen seit rund eineinhalb Jahren. Wir sind schon mitten in der Planung für das Jahr 2008. Wir engagieren bereits die Künstler und gehen Verbindlichkeiten ein. Aber es ist immer ein Risiko. So ein Festival lässt sich in Brühl nicht über die Eintrittspreise finanzieren. Wir haben Spitzenleute hier, die auch ihr Geld kosten. Da muss die Gesellschaft mithelfen. Die Etats müssen abgesichert sein. Wir bräuchten einen Hauptsponsor, der 30 Prozent des Etats absichert.
 
BBB: Allerorten wird aber gerade auch im Kulturbereich der Rotstift angesetzt.
Manno: Aber die Kultur muss angemessen gefördert werden. Die Balance muss stimmen. Kultur muss genauso gefördert werden wie Sportvereine oder der Karneval. Aber heute geht es doch nur noch um Materialismus, auch in der Politik. Ich sagen Ihnen aber: Man kann nicht genug investieren. Solche kulturellen Ereignisse haben einen sozialen Aspekt. Man trifft sich, Kontakte entstehen. Die Gesellschaft hat den Auftrag, mehr zu investieren. Die politische Führung der Gesellschaft sollte sich nicht nur nach der populären Meinung richten. Bildung ist teuer und wirft nicht direkt etwas ab. Aber langfristig zahlt es sich aus. Wer Kunst versucht auszurechnen, erkennt nicht ihren Wert.
 
BBB: Sie sagen, die Balance muss stimmen. Sind dann aber nicht oft die Eintrittspreise zu hoch?
Manno: Das sehe ich anders. Es ist ja so: Nicht das Konzert wird bezahlt, sondern die vielen Arbeitsstunden, die dahinter stecken, die der Künstler jahrelang investiert hat. Außerdem sind unsere Eintrittspreise äußerst moderat: Eine Einzelkarte kostet gerade einmal 17 Euro, ermäßigt sogar nur 8,50 Euro. Festivalkarten gibt es ab 34 Euro. Das sollte sich nun wirklich fast jeder leisten können.
 
BBB: Parallel zu den Konzerten im Max Ernst Museum wird es auch ein Konzert in der KuMS geben.
Manno: Richtig. Es gibt ein Abschlusskonzert der Studenten in der Kunst- und Musikschule. Die Idee der Proben ist die: Kultur braucht Nährboden. Fernab der Großprojekte der Metropolen müssen wir das Bedürfnis fördern, Kultur in der Nähe zu bieten. Brühl hat dafür eine wunderbare Struktur. Es sollte sich die Chance nicht entgehen lassen und weiter auf die bürgerlichen Werte setzen. So kann man sich international einen Namen machen.
 
BBB: Sie haben ja einst selbst die Brühler KuMS besucht. Welches Verhältnis haben Sie heute zu ihr?
Manno: Ein Grund dafür, dass wir die Konturen in Brühl veranstalten, ist die Tatsache, dass Bernhard Schoch uns das Haus öffnet. Dann herrscht dort der Ausnahmezustand. Die Konturen sind etwas Besonderes. In Brühl passt alles gut zusammen. Die Infrastruktur mit dem Museum, der KuMS und der Person Bernhard Schoch. Ganz abgesehen davon. Obwohl ich mit meiner Familie in Köln wohne, besuchen meine beiden Kinder die Mal- und Musikschule. Die KuMS ist eine Vorzeigeschule. In der ganzen Region schielt man nach Brühl.
 
BBB: Ihnen gefällt es ganz offensichtlich immer noch sehr gut in Ihrer Geburtsstadt.
Manno: Ja, sicher. Brühl ist eine schöne, sehr ausgewogene Stadt mit guten bürgerlichen Werten. Bildung und Kultur wird hier noch hoch geschrieben. Brühl hat gutes Potenzial und viel zu bieten. Die KuMS, die Theatergruppen, die Schlosskonzerte, die Konturen. Übrigens möchte ich auch noch einmal daran erinnern, wie wichtig das Engagement einzelner Menschen ist. Menschen, die andere mitreißen und weit mehr tun, als es vielleicht ihr Job verlangt. Ich wurde zum Beispiel vor vielen Jahren inspiriert von Leuten wie dem Musiklehrer Lee Chegwidden, bei dem ich in der Bigband des Max Ernst Gymnasiums gespielt habe. Durch sein unkonventionelles Engagement wurden damals viele inspiriert. Er hat etwas bewegt. Daraus resultiert auch die Arbeit der Musikschule, in der noch heute viele Menschen arbeiten, die von Chegwidden für die Musik begeistert wurden.
 
Zur Person Ralph Manno
 
Ralph Manno wurde 1964 in Brühl geboren. Er besuchte das Max-Ernst-Gymnasium, trieb Sport (Turnen und Leichtathletik) und lernte an der Musikschule bei Frau Zavelberg ("Die Frau hat viel bewegt.") Blockflöte. Dann war er in der Pubertät unglücklich verliebt und stürzte sich in die Musik. "Ich habe Saxophon und Klarinette gespielt und wurde dann von zwei Menschen gefördert, die mich sehr beeindruckt haben. Der eine war Michael Riessler, der mich überzeugte. Ein toller Musiker, der viele Ideen und viel Fantasie hat. Ich habe mich dann für die Klarinette entschieden, weil die ein größeres Spektrum bietet. Der andere war Albert Elbert, der mich eines Tages in sein Auto packte und zur Kölner Musikhochschule fuhr, wo er mich einem Professor vorstellte." Er wurde angenommen und hatte mit dem Abitur auch sein Studium schon fast abgeschlossen.
 
Anschließend arbeitete er als Solist und Orchesterklarinettist bei renommierten Philharmonikern. Mit gerade einmal 29 Jahren wurde Ralph Manno dann Professor in Köln, wo er Meisterklassen für Klarinette leitet. Heute gehört er zu den gefragtesten Künstlern mit Engagements in München, Berlin und Köln. Er ist seit 18 Jahren verheiratet und Vater von zwei Kindern
 

 

 

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