Meine Damen und Herren,
die meisten von Ihnen kennen Herrn Dr. Prokop und seine Biografie besser und aus längerer Begeleitung seines Lebensweges, deswegen brauche ich hier nur minimale biografische Informationen, die mit seinen ambitionierten Bildgestaltungen zusammenhängen.
Daß jemand noch in seinem Ruhestand nach mindestens 100 Weltreisen in alle Länder der Erde auf den inneren Weg in der Beschäftigung mit Kunst und Gestaltung zu diesen "Einsichten"/Innenwelt-Sichten - dem Titel entsprechend - kommt, ist sicher nicht so häufig, vor allem nicht in dieser Intensität. Nicht von ungefähr hat ihm sein Lehrer Arnold Witte die künstlerische Arbeit unter dem Motto Entspannung durch Konzentration vermittelt, ein nicht nur altersgerechtes, sondern universell empfehlenswertes Lebensprinzip.
In den 15 Jahren seines Engagements für eine persönliche Bildsprachlichkeit sind ca. 250 Arbeiten mit allen nur denkbaren Farb- und zeichnerischen Darstellungsmitteln entstanden, in den letzten 2 Jahren alleine mehr als 50. Das ist eine erstaunliche Ausbeute. Sie sehen hiervon einen kleinen repräsentativen Ausschnitt von 50 Arbeiten an den Wänden aus dem gesamten Zeitraum, die es sich mit Herz und Verstandt zu erkunden lohnt. Einige weitere hintereinanderstehende Arbeiten kann man aufblätternd zusätzlich besichtigen.
Damit Sie eine kleine Orientierungshilfe neben den angegebenen Titeln auf der ausliegenden Liste haben, hier ein paar Hinweise. Man kann heute die Bilder nicht so leicht alle mit passendem Betrachterabstand aufnehmen bei dem Besucherandrang:
Insgesamt dominiert in den Arbeiten von Dr. Prokop ein expressiv-koloristisches Interesse, das nicht zufällig ist bei seiner Verehrung von van Gogh, mit dem er sich noch 2003/4 praktisch auseinandergesetzt hat. Das gesamte Oeuvre von Dr. Prokop kann man in vielleicht 5 aufeinander folgende Gruppen strukturieren, wobei dann immer wieder gewonnene Gestaltungsmethoden später fortgeführt und intensiviert werden.
Durchgängig ist sein Interesse an Landschaften, topografischen und vorgestellten aus der Entstehung des Kosmos und der Erde. Das ist durch seine berufliche Geologentätigkeit angeregt. Figuratives ist periphär und mehr assoziativ hier und da beteiligt. Das Landschaftliche ist ein so weites Feld, was er alles gesehen und erlebt hat, daß es ihn geradezu aufgrund dieser Ausgangslage gedrängt hat, möglichst viel an Gesehenem noch einmal ins Gedächtnis zu rufen, zu bearbeiten, seiner engeren Familie und auch uns mitzuteilen.
Arbeitskreis 1.
Zunächst war in den ersten Jahren seines kunstambitionierten Schaffens von 1995-1997 das Erlernen von Techniken und Malverfahren die Vorausetzung für die vielen Innenbilder, die er mit sich herumträgt. Dabei bedeuteten ihm die Auseinandersetzung mit großen Künstlern der Moderne wie v.Gogh, Manet, Cezanne, Kandinsky oder Leger genau so viel wie eine vielseitige Arbeitsmethodik. Die vermittelte ihm Arnold Witte u.a. mit der sog. Chaos-Technik. Bei ihr bildet der amorphe Ausgangspunkt, wie vom Wort her zu verstehen, eine anregende Farb-Formenvielfalt, zu Umdeutungen und zu Assoziationen den Hauptimpuls zum Gestalten. Damit war für ihn auch ein Zugang über die Abstraktion möglich, den er bis heute weiter verfolgt. Bei der Chaostechnik werden Arbeitsweisen genutzt, wie sie Max Ernst in seinen Coudragen (Bindfadenarbeiten) und in seinen Decalcomanien (Farbabdrucken von Glasplatten) angewendet hat, ohne daß sich Arnold Witte oder Dr. Prokop mit diesem Künstler auseinandergesetzt hätten. Es sind offensichtlich originäre Methoden des Umgangs mit dem Zufall, die hier ausgenutzt werden. Beispiele dieser Coudrage-Methode - das Ausnutzen von farbgetränkten Fadenensembles - wo das grafische Element eine große Rolle spielt, haben sie mit den blumenstraußartigen, aber auch figurativen Motiven. ins davon heißt z. B. "Die eitle Dame" mit Hut. Später kommen dann bei den Themenserien Evolution, Genesis und Phantasien noch die Abklatschmethode dazu, die zu derartig farbbestimmten Motiven führen, wie sie beispielsweise noch in diesem Jahr mit Phantasie 6, WV Nr. 243 vorliegt.
Im zweiten Schritt seiner Aneignungsmethoden sind dann geometrische Formen, wie noch im Clown 2005 und weiterhin naturbezogene, realistische Landschafts-Themen in seinem Interessensbereich gewesen, dazu gehört z.B. Sommerwiese mit wildem Mohn, 1998, eine prächtige Farbphantasie mit dem Farberleben eines van Goghs .
In der dritten Phase um die Jahrtausendwende sind dann schon künstlerisch ambitionierte freie Arbeiten auffällig, dazu gehört zB. Dahinter die Ungewissheit, die El Nino-Nachempfindungen mit sehr expressiver Farbenwucht und viele weitere abstrakte Arbeiten.
All diese Erfahrungen werden dann in der 4. und 5. Phase zu einer Fülle von Bildern in Serien ausgenutzt. Der Zugang ist über die Serienstichworte "Evolution", Genesis und Phantasien in breiter Präsentation hier möglich.
Immer müssen Sie sich vor Augen halten den Forscher und Entdeckerblick eines Geologen an den abenteuerlichsten Orten der Welt, der die Metallvorkommen z.B. schon an äußeren Färbungen von Laub, Erdschichtungen und Oberflächenfarben der Fundorte erkennt und dann erst recht in der Farben und Formenvielfalt der metallischen Gesteine ein Universum von Bildern erlebt, das er uns vermittelt und weitergibt. Manchmal werden sogar Metallpartikel wie Goldnuggets oder Titankügelchen ins Bild eingefügt. Die Farbintensität vieler herausgehobener Bildstellen lassen einen sogar an Edelsteine, Kristalle und nicht nur an Metalle denken.
Nicht spontan und herausgegriffen ist auch die Auwahl und Thematik seines Bildes "Quadratur des Kreises" auf dem Einladungsdruck. Es ist sicher nicht zu weit hergeholt, wenn man an diesem Bildbeispiel und seiner exemplarischen Auswahl das weise Durchschauen der Widersprüchlichkeit des Menschen festmacht, der in sich zwar derart gegensätzliche Eigenschaften besitzt, sie aber in einer harmonischen Einheit zu integrieren versteht.
Lassen Sie sich mitnehmen von diesen Farbwelten und beeindruckenden visuellen Erlebnissen und Seherfahrungen von Dr. Prokop in dieser Fülle von Ausdrucksmöglichkeiten. Ich wünsche Ihnen bei Ihren Entdeckungen viel Freude und danke in aller Namen Herrn Dr. Prokop, der sich für uns engagiert hat, nicht nur mit seiner künstlerischen Gestaltungsarbeit, sondern auch mit der Mühe, Sie uns hier in dem erlebnisstarken Ambiente von Toni's zugänglich zu machen. Hoffentlich überträgt sich von den Leitsternen von Dr. Prokop, seiner Toleranz und seinem unerschütterlichen Optimismus einiges auf all seine Bildbetrachter, zuallererst auf Sie als neugieriges und wißbegieriges Publikum.
Ekkehard Drefke
www.drefke.de
Unser Autor Ekkehard Drefke:
Der Autor der Einführungsrede, Ekkehard Drefke, ist in der Region als bekannter Künstler immer wieder mit Bildern zu Lebenssituationen (letztlich mit seinen "Zeitstücken"), auf der Basis von abstrakter Kunst mit fotografischen Gestaltungselementen arbeitend, in der Öffentlichkeit aufgetreten. Sein neuestes Thema Augen-Blicke“ wird am 8.3.07 im Bürgerhaus Hürth vorgestellt (www.drefke.de) .
Als Vermittler von Kunst hat er nach seiner Berufszeit als Kunsterzieher Mappenkurse angeboten, tritt immer wieder als Eröffnungsredner auf und bereitet gerade eine Gruppenausstellung in der Brühler Schloßgalerie zum 10-12.8.07 mit dem Thema Paradies-handgemacht“ vor (www.paradies-handgemacht.de).
Es ist ihm ein Anliegen bei seiner Vermittlertätigkeit , die künstlerische Gestaltung immer im Zusammenhang mit der Künstlerpersönlichkeit und vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Kunstszene zu veranschaulichen.