Saison 2005/2006
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Fans singen FC zum Sieg

Das Spiel war lange abgepfiffen, Poldi seine ganz persönliche Ehrenrunde allein durchs Stadion gelaufen und die meisten Medienvertreter waren abgezogen, da öffnete sich in den Katakomben des RheinEnergieStadions unvermittelt eine Tür und ein halbnackter Denis Epstein tauchte auf. In den Händen seine Fußballschuhe und einen Plastikbecher mit einem Gebräu aus Cola und Bier. Er kam gerade von der Dopingprobe, die bei ihm offensichtlich etwas länger gedauert und Spuren hinterlassen hatte. Epstein mimte den Betrunkenen, der torkelnden Schritts versucht, die Tür zur FC-Kabine zu finden. Die Freude über den versöhnlichen Saisonabschluss eines ansonsten verkorksten Spieljahres ließ sich der 19-jährige gebürtige Zollstocker nicht nehmen. Für ihn persönlich war es ein gutes erstes Profijahr.
 

Lukas Podolski nach seiner Ehrenrunde mit etlichen FC-Schals.

Eigentor von Sinkiewicz besiegelt Abstieg

Wenn ein einzelnes Spiel als Spiegelbild für eine ganzen Saison dienen kann, dann dieses. Der 1. FC Köln bot eine couragierte Leistung gegen den personell arg gebeutelten Tabellen-Zweiten aus Hamburg. Es war ein Spiel auf ein Tor, ein Spiel, in dem der FC aber auch über fast die gesamte Dauer einem Treffer hinterher lief. Schon in der 3. Minute hatte FC-Innenverteidiger Lukas Sinkiewicz eine scharfe Hereingabe an seinem Torwart Alexander Bade unhaltbar ins eigene Netz abgefälscht.
 
Die Mannschaft zeigte eine bemerkenswert gute Reaktion und zog ein Powerplay auf, das den HSV von einer Verlegenheit in die nächste trieb. Doch das Wichtigste vergaßen die Geißböcke dabei. 19:3 Ecken, 25:5 Torschüsse und eine kaum in Prozenten wiederzugebende Feldüberlegenheit nützen nichts, wenn der Ball nicht ins Tor will. Dann erwischt auch noch der gegnerische Torwart Kirschstein einen Glanztag, der Schiedsrichter Kircher beim Übersehen zweier klarer Handspiele des Hamburger Abwehrspielers Boulahrouz einen rabenschwarzen Tag und am Ende steht das Nichts in Form einer 0:1-Niederlage. Nichts wurde es mit dem Sieg und der Fortsetzung der Aufholjagd. Stattdessen war der Abstieg an diesem sommerlich warmen Dienstagabend so gut wie besiegelt und 24 Stunden später dann ja auch tatsächlich perfekt.
 

Alles reklamieren half nichts. Schiri Kircher verweigerte dem einen klaren Elfmeter.
 

Prinz Poldi lässt FC weiter hoffen

Sehr spät, wahrscheinlich zu spät, kommen die Kicker des 1. FC Köln in dieser Bundesliga-Saison doch noch in Fahrt. Zum fünften Mal in Folge blieben die Geißböcke bei zwei Siegen und drei Unentschieden jetzt schon ungeschlagen. Mit einem überzeugenden 3:1-Sieg im Kellerduell gegen die harmlosen Duisburger wahrte der FC die Chance auf den Klassenerhalt, die dennoch leider nicht größer geworden ist.


Markus Feulner gehörte wieder zu den Aktivposten. 
  

Es darf wieder gerechnet werden

Wie dicht Glück und Pech im Fußball beieinander liegen wurde beim auf dem Papier deutlichen 3:0-Sieg des 1. FC Köln gegen den VfL Wolfsburg wieder einmal sichtbar. In dem über weite Strecken grottenschlechten Kick hatten die Wolfsburger Mitte der zweiten Spielhälfte zwei Riesenchancen zur Führung. Doch der allein auf den Kasten von Alexander Bade stürmende Mike Hanke verstolperte den Ball stümperhaft (63. Minute), und kurz darauf (68. Minute) knallte Marian Hristov die Kugel aus kurzer Distanz an den Pfosten des Kölner Tores. Wäre Wolfsburg der erste Treffer gelungen, der FC hätte sich vermutlich nicht mehr davon erholt.


Nach dem 3:0-Sieg kann Poldi wieder lachen.

Nach dem Platzverweis ging nichts mehr
 
Die Tabelle lügt nicht. Der 1. FC Köln steht nach dem 27. Spieltag zurecht auf dem letzten Tabellenplatz. 4 Siege, 7 Unentschieden und 16 Niederlagen haben die Geißböcke bislang eingefahren. Selbst gegen die biedere und extrem ersatzgeschwächte Frankfurter Eintracht, trotz einer prächtigen Stimmung im wieder fast ausverkauften Stadion und trotz einer schnellen 1:0-Führung nach gerade einmal zwei Minuten durch Christian Springer reichte es nicht zum ersten Heimsieg seit September 2005. Dem Ausgleich durch Rehmer nach einer Viertelstunde folgte der beinahe schon obligatorische Platzverweis für einen Kölner (Szabics noch vor dem Pausenpfiff). Und dann ging nichts mehr.
 

Wir geben noch nicht auf“, verspricht Lukas Podolski.
 

Latour: Das war das schlechteste Spiel seit ich hier verantwortlich bin“

Es war wieder nichts. Und wir brauchen uns auch nichts mehr vorzumachen: Die Chance, dass der seit 18 Spielen sieglose 1. FC Köln doch noch den Klassenerhalt schafft, ist nur noch minimal. Es fehlt einfach die nötige Qualität. Wenn der FC einen guten Tag erwischt und die Mannschaft ihr ganzes Können abruft, reicht es, um gegen Teams des gehobenen Mittelmaßes wie Stuttgart oder Dortmund einen Punkt zu holen. Spielt sie nicht am oberen Limit, hagelt es Klatschen. Gegen die Topmannschaften sowieso, aber auch gegen die unmittelbare Konkurrenz. Man denke nur an die Spiele gegen Kaiserslautern (2:3), Hannover (1:4), Nürnberg (1:2), Frankfurt (3:6), Bielefeld (2:3), Mainz (2:4) und so weiter und so fort.
 


Prächtige Stimmung vor dem Derby: Der Rahmen stimmte wie immer in Köln.
 
Das Schlimme an der Kölner Misere ist, dass der Punktestand das Leistungsvermögen korrekt widerspiegelt. Da gab es abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen (wie das Bayern-Spiel) keine besondere Pechsträhne oder eklatante Benachteiligungen. Die Mannschaft bekam, was sie verdiente in Toren und Punkten. Und so hat sich jetzt wieder der 1. FC Köln im Lastenaufzug eingefunden, der Knopf zur Abfahrt ins Kellergeschoss 2. Liga ist bereits gedrückt. Die Türen beginnen sich zu schließen. Gibt es noch einen, der seinen Fuß vor die Lichtschranke hält und die Türen noch einmal öffnet?
 
Jetzt also dieses deprimierende 0:3 im rheinischen Derby gegen Bayer Leverkusen. Nichts ging zusammen, das Spiel glich einem Offenbarungseid der Geißböcke. Wir sind nicht ins Spiel gekommen, waren nicht zwingend und konnten keine spielerischen Akzente setzen“, erkannte Außenverteidiger Christian Lell.
 

Christian Lell: Wir sind nicht ins Spiel gekommen.“
 
Sein bedauernswerte Trainer Hanspeter Latour war ebenfalls konsterniert. Leverkusen war klar besser“, bilanzierte er. Wir kamen überhaupt nicht an unser Leistungsvermögen heran. Wir hatten keine Chance, Leverkusen unter Druck zu setzen. Das war das schlechteste Spiel seit ich hier verantwortlich bin. Da gibt es nichts zu beschönigen. Ich hatte bisher den Eindruck, dass es von Spiel zu Spiel besser wurde. Das war ein bitterer Rückschlag. Aber es geht weiter, wir geben nicht auf.“ Noch haben sie einen Fünkchen Hoffnung. Wenn denn irgendwie vielleicht einmal ein Sieg herausspringen würde. Wir brauchen keine Rechenspiele mehr anstellen, wir brauchen jetzt Siege“, brachte es Torwart Alexander Bade auf den Punkt. Am besten schon am kommenden Wochenende bei der selbst seit zwölf Pflichtspielen erfolglosen Berliner Hertha. Danach kommt Nürnberg. Gibt’s in diesen beiden Spielen nicht mindestens vier Punkte, war’s das wohl endgültig.
 

 
Tobias Gonscherowski
 

Die Lage ist nicht hoffnungslos“

Heute wollen wir einmal den Spieß umdrehen und alle niederschmetternden Tatsachen rund um den 1. FC Köln ignorieren. Sehen wir es positiv. Viel mehr bleibt allen Verantwortlichen und Anhängern des Traditionsvereins auch nicht mehr übrig. Klammern wir uns also an den oft bemühten Strohhalm. Freuen wir uns über die folgende statistische Feindaten:
 
Der 1. FC Köln hat wie schon am letzten Spieltag den Rückstand zum rettenden Ufer um einen Punkt verringert. Aus 5 Punkten Distanz wurden inzwischen nur noch 3 Zähler. Wenn man so will, kann der FC den Klassenerhalt wieder aus eigener Kraft“ schaffen, schließlich gastieren die momentan auf Platz 15 rangierenden Nürnberger (wie auch Duisburg, Bielefeld, Wolfsburg oder Frankfurt) noch im RheinEnergie Stadion. Die Mannschaft des rührigen schweizer Bergdoktor“ ist seit drei Spielen ungeschlagen. In den letzten beiden Heimspielen blieben die Geißböcke ohne Gegentor.
 
Und Sie werden lachen. All diese erfreulichen Fakten wurden nach dem 0:0 des 1. FC Köln gegen Borussia Dortmund tatsächlich bemüht. Die erste Halbzeit war die beste, seit ich den FC trainiere“, jubelte Trainer Hanspeter Latour. Die Tabellenkonstellation ist ungünstig für uns. Aber die Lage ist nach dieser Leistung nicht hoffnungslos. Der Dreier wird bald kommen. Wir machen kleine Schritte in die richtige Richtung.“ Immerhin bemerkte er auch: Ich weiß, ich sehe die Lage durch eine extreme FC-Brille. Wir haben jetzt dreimal nicht verloren, sind mutig aufgetreten, haben dagegen gehalten und hatten in der ersten und zweiten Hälfte unsere Torchancen. Sogar noch kurz vor Schluss beim Podolski-Schuss. Wir sind jetzt nach dieser Woche das Verlierer-Image ein bisschen los. Jetzt muss der Riesenaufwand, den wir betreiben, auch einmal mit einem Sieg belohnt werden.“ Auch der letzte Platz in der Tabelle macht Latour keine Angst. Wir haben nicht wie ein Tabellenletzter gespielt. Mich interessiert auch nicht, was in der Hinrunde war. Seit ich die Mannschaft übernommen habe, haben wir ein schlechtes Spiel in Mainz abgeliefert und dreimal hintereinander gepunktet. In meiner Tabelle stehen wir z.B. vor dem VfB Stuttgart“, meint er mit durchaus ernster Mine in Anspielung auf das Rückrunden-Klassement. Wenn ich nicht vom Klassenerhalt überzeugt wäre, hätte ich die Aufgabe nicht übernommen. Ich stand ja nicht auf der Straße, sondern hatte in Zürich einen guten Job bei einem guten Verein, der im internationalen Geschäft spielt.“
 



 
Wir schaffen den Klassenerhalt.“ Marco Streller und Hanspeter Latour sind guter Dinge.

 
Wenn man den Trainer so reden hört, möchte man ihm fast glauben. Seine Spieler tun es zumindest. Marco Streller sagt: Er ist ein sehr positiver Trainer. Mit ihm steigen wir sicher nicht ab.“ Dann wollen wir heute auch nicht weiter nachkarten und die unsägliche Minusserie breit treten. Also, der FC ist ab sofort nicht mehr seit 16 Spielen sieglos, sondern seit nunmehr drei Partien ungeschlagen. Da müssen sich die kommenden Gegner aus der unmittelbaren Nachbarschaft (Mönchengladbach und Leverkusen) warm anziehen. Wäre doch gelacht ...
 
Tobias Gonscherowski
 

Der Punkt kann Gold wert sein“
 
Wenn am Ende der Saison 2005/06 für den 1. FC Köln der vierte Abstieg aus der Fußball-Bundesliga seit 1998 stehen sollte, können sich die Verantwortlichen im Club zumindest nicht nachsagen lassen, sie hätten nicht alles versucht. In der Winterpause wurde mit Michael Meier ein neuer Manager verpflichtet, mit Hanspeter Latour ein neuer Trainer inthronisiert und mit Marco Streller, Boris Zivkovic und Ricardo Cabanas wurden drei neue Spieler geholt.
 
Genutzt hat das alles ergebnismäßig noch immer nicht. Dem 2:4-Chaos in Mainz zum Rückrundenauftakt folgte ein immerhin ordentliches 0:0 gegen den VfB Stuttgart. Doch was bleibt, ist die anhaltende Sieglosigkeit der Kölner. Seit dem 5. Spieltag im September warten die Geißböcke in 14 Spielen auf ein Erfolgserlebnis.
 

Alpay Özalan war bester Kölner Spieler
und wurde von Trainer Latour
mit einem Extralob bedacht.

 
Dem Punktgewinn gegen die auswärts bislang ungeschlagenen Schwaben gewann der vom Kölner Boulevard hoffnungsfroh Bergdoktor“ titulierte Trainer seine positive Seiten ab. Nach den vier Gegentoren in Mainz mussten wir Maßnahmen ergreifen. Die Mannschaft bekommt jetzt langsam ein Gesicht. Wir haben die kritische Schlussphase überstanden und zu null gespielt. Das wird der Mannschaft Mut und Selbstvertauen für das Spiel in Kaiserslautern geben“, bilanzierte Latour.
 
Bester Mann auf Seiten der Kölner war Alpay Özalan, der vor allem in der 1. Hälfte nach etlichen gewonnenen Zweikämpfen immer wieder Szenenapplaus bekam und von den Fans euphorisch als kölsche Jung“ gefeiert wurde. Auch Latour lobte: Mit ihm war ich sehr zufrieden. Er hat sofort Signale ausgesendet und sich voll reingehängt.“ Tatsächlich kann man den Kölner nur wenig vorwerfen. Einsatz, Spielfreude und der Zusammenhalt stimmten, lediglich der Abschluss ließ zu wünschen übrig. Die wenigen Chancen wurden leichtfertig vergeben. Gefahr resultierte fast nur aus Weitschüssen.
 
Die größte Kölner Torgelegenheit ließ Neuzugang Marco Streller ungenutzt, als er nach einem Querschläger des Stuttgarter Delpierre frei vor VfB-Schlussmann Hildebrand auftauchte. Ich habe sofort draufgehalten, um Timo zu überraschen. Er kennt mich zu gut und weiß, wohin ich schieße. Deshalb habe ich direkt geschossen und leider nicht getroffen“, haderte der kantige Schweizer nach dem Spiel. Aber wir haben defensiv gut gestanden. Die Mannschaft lebt. Der Punkt gegen Stuttgart kann Gold wert sein, wenn wir in Kaiserslautern gewinnen.“

Trainer Hanspeter Latour während der Pressekonferenz
 
Sollte am Ende ausgerechnet beim Angstgegner Kaiserslautern die Kölner Misere enden? Dann könnte es ja doch noch klappen mit dem Klassenerhalt. Und die Verantwortlichen hätten alles richtig gemacht. Alles?
 
Tobias Gonscherowski
 

 

 

"Unsere Rumpftruppe hat am oberen Limit gespielt"

Nach der deutlich zu hoch ausgefallenen 1:4-Heimniederlage gegen Werder Bremen rangiert der FC wieder auf einem Abstiegsplatz. Trainer Uwe Rapolder war nach dem Spiel das Lachen gründlich vergangen. So langsam ist die Situation des 1. FC Köln auch nicht mehr lustig. Neben der sportlichen Misere mit jetzt elf sieglosen Spielen (bei drei Unentschieden) in Folge gesellt sich auch ein Personalproblem ungewöhnlichen Ausmaßes.
 
Den Kölner fehlten mit Cullmann, Schlicke, Weiser, Feulner, Springer, Streit, Helmes, Madsen und Podolski gleich neun Stammspieler wegen Verletzungen und Sperren. Immerhin gab Imre Szabics gegen die Norddeutschen endlich sein langersehntes Heimdebüt im FC-Trikot. Dann schoss der Stürmer die Geißböcke nach 24 Minuten in Führung. Und verletzte sich dabei, nach einer halben Stunde war Feierabend für den Ungar. Das weitere Unheil nahm seinen Lauf. Nach guter Leistung vor der Halbzeit, baute das letzte Aufgebot des FC ab, geriet in Rückstand und wurde in der Schlussphase regelrecht abgeschossen.
 
"Wir haben spielerische Fortschritte gemacht und 60 Minuten guten Fußball gezeigt", bilanzierte Rapolder die Partie. "Unsere Rumpftruppe hat gegen eine Spitzenmannschaft wie Werder Bremen am oberen Limit gespielt. Doch die Tore am Ende und das nackte Resultat haben das alles leider überschattet." Der Trainer weiß, dass der Druck zunehmen wird und das kommende Spiel in Bielefeld eine Schlüsselbegegnung wird. "Wir brauchen jetzt unbedingt einen Sieg. Irgendwann müssen wir auch wieder einmal Fortune haben. Was in den letzten Wochen bei uns abgeht, habe ich in dieser Form noch nie erlebt."
 

Imre Szabics musste erstmals Interviews geben.
 
Doch alleine fehlendes Glück ließ Rapolder nicht gelten. "Wir müssen Ursachenforschung betreiben, woran es liegt. Die Situation ähnelt der des Abstiegs von Marcel Koller vor zwei Jahren. Davor ist es dem FC auch schon passiert." Der Coach vermutet "psychologische Gründe", weiß aber noch nicht, wo er den Hebel ansetzen soll.
 
Werder-Manager Klaus Allofs sieht die Lage des 1. FC Köln noch nicht so dramatisch. "Bei den Kölnern haben viele wichtige Spieler gefehlt. Dieses Spiel war nicht so wichtig für sie, weil unsere Mannschaft eine ganz andere Qualität hat als die der Kölner. Dass sie am Ende so hoch verloren haben, spielt eigentlich auch keine Rolle. Das passiert, wenn man hinten liegt und auf totales Risiko setzen muss. Der FC muss die Punkte gegen seine Mitkonkurrenten holen. Und das kann er."
 
Einziger Lichtblick an diesem Abend aus Kölner Sicht war dann letztlich die engagierte Vorstellung von Imre Szabics bei seinem Kurzeinsatz. Er traf gegen den mittlerweile gewohnt indisponierten Werder-Keeper Andreas Reinke und rackerte vorbildlich. "Ich habe mich sehr gefreut, dass ich endlich vor eigenem Publikum spielen konnte und dann auch noch ein Tor erzielt habe", zog der 24-jährige ein zufriedenes Fazit über seinen persönlichen Auftritt. Ein schwacher Trost angesichts der prekären Gesamtsituation.
 
Tobias Gonscherowski
 

 

Vier Minuten fehlten zum Sieg

Beim 1. FC Köln wussten sie nach dem 2:2 gegen den Champions League-Teilnehmer Schalke 04 nicht so richtig, wie sie das Unentschieden einordnen sollten. Einerseits boten die Geißböcke eine unterirdisch schlechte 1. Hälfte. "Dafür möchte ich mich bei den Zuschauern entschuldigen", so Trainer Uwe Rapolder. Andereseits hätten die Kölner nach einer kaum für möglich gehaltenen Leistungssteigerung am Ende das Spiel auch gewinnen können. Vielleicht sogar müssen, denn als eine Viertelstunde vor Schluss drei Kölner alleine auf den Schalke Reservetorhüter Christofer Heimeroth zuliefen, hätte ein simpler Querpass von Youssef Mokhtari auf den frei stehenden Matthias Scherz mit ziemlicher Sicherheit das 3:1 und damit den Sieg bedeutet. Es wäre der erste Dreier seit September gewesen. So aber bleibt der FC seit acht Begegnungen sieglos.

Doch der Aufwärtstrend der beiden letzten Spiele gegen Bayern München (1:2) und den VfL Wolfsburg (1:1) wurde fortgesetzt. Nicht zuletzt dank der Abteilung "Jugend forsch", in Person des erst 19-jährigen Denis Epstein. Der hatte bei seinem dritten Kurzeinsatz in der Bundesliga bereits seinen zweiten Treffer erzielt. "Ich habe beim Schuss nicht lange überlegt und ihn direkt reingemacht", beschrieb er sein Tor kurz und trocken. "Wir sind jetzt seit zwei Spielen ungeschlagen, darauf können wir aufbauen. Wir haben gegen den Tabellen-Vierten einen Punkt geholt, damit können wir eigentlich zufrieden sein. Leider hatten wir heute nicht das Glück, das wir noch in Wolfsburg hatten."


Denis Epstein

Ansprüche an einen Stammplatz will der bescheidene Zollstocker nicht anmelden. "Ich denke nur Schritt für Schritt. Ich bin erst 19 Jahre alt und habe jetzt schon drei Bundesliga-Spiele gemacht. Ich werde mich weiter im Training reinhauen und hoffe auf weitere Einsätze", sagt Denis Epstein, dessen Vater Dieter viele Jahre lang Trainer und Co-Trainer beim Stadtrvialen Fortuna Köln war. Dort begann auch der Junior, dann wechselte er über den Rhein nach Leverkusen, ehe er beim 1. FC Köln landete. Ein "überwältigendes Gefühl" sei sein erster Treffer vor eigenem Publikum gewesen, so Denis Epstein. "Leider war mein Vater nicht im Stadion, aber der hatte selbst ein Spiel."

Was bleibt noch hängen von diesem 2:2? Die starke Leistung von Torhüter Stefan Wessels, der mehere 100-prozentige Möglichkeiten vereitelte, dafür beim Schalker Führungstreffer durch Kuranyi schlecht aussah. Der erste Einsatz von Roland Benschneider in der Startelf in dieser Saison, die er mit seinem wichtigen Ausgleichstor kurz nach der Pause krönte. Eine engagierte, aber etwas glücklose Partie von Lukas Podolski und die bereits angesprochene Eigensinnigkeit von Youssef Mokhtari. Und die Schalker? Die hätten zur Pause 3:0 führen müssen. Lincoln vergab zwei Riesenchancen. Doch am Ende rettete Ebbe Sands Tor in der 86. Spielminute einen letztlich verdienten Punktgewinn der Remiskönige der Liga. Bei nunmehr 12 Punkten Rückstand auf Bayern München dennoch zu wenig für königsblau.

Tobias Gonscherowsk


 

Fehlentscheidungen kosten FC einen Punkt

Trotz der 6. Pleite in Folge ist die Weltuntergangsstimmung rund um das Geißbockheim vorerst verflogen. Denn anders als bei den Desastern gegen Nürnberg (1:2), Hannover (1:4) und Frankfurt (3:6) bot der FC bei der unglücklichen 1:2-Heimniederlage gegen den Rekordmeister Bayern München – das Kölner Tor erzielte Matthias Scherz – eine äußerst ansprechende Leistung. Dass es am Ende nicht zu einem verdienten Punktgewinn reichte, lag auch am bemerkenswert schlechten Schiedsrichter Lutz Wagner.
 
Der Unparteiiche lag bei einigen Schlüsselszenen gründlich daneben. So sprach er den Bayern einen Eckball zu, obwohl Michael Ballack den Ball selbst ins Toraus befördert hatte. Daraus resultierte Bayerns Siegtreffer durch eben diesen Ballack in der 74. Minute. Und kurz vor dem Schlusspfiff beging Lucio ein klares Handspiel im Bayern-Strafraum, das Wagner nicht mir dem fälligen Elfemterpfiff ahndete.
 
So blieb den Kölnern, sich über die vielleicht beste Saisonleistung zu freuen. Der schwer unter Beschuss geratene FC-Trainer Uwe Rapolder sprach von einer sehr guten kämpferischen Leistung“, vom disziplinierten Auftreten“ und davon, dass die Mannschaft in der Not zusammengerückt“ sei. Wenn wir mal wieder zwei Spiele gewinnen und 6 Punkte holen, sind wir ganz schnell wieder da unten raus“, meinte Rapolder optimistisch. Und er legte nach, lederte los gegen die bösen Journalisten, die ihm zuletzt so übel zugesetzt hatten und kritisierte auch wieder einmal seinen Jungstar Lukas Podolski.
 
Die letzte Woche hat mich sehr nachdenklich gemacht“, sagte Rapolder. Ich bin 50 Jahre alt und habe einen großen Freundeskreis. Und ich bin kein Experimentierfeld für 25-jährige Journalisten, die mir erklären wollen, wie ich eine Mannschaft zu führen habe. Die Mannschaft hat heute die Antwort gegeben. Ich kann auch die leidige Diskussionen um die Position von Lukas Podolski nicht mehr hören. Egal, ob er nun hängende Spitze spielt oder was auch immer. Ich erwarte keine Wunderdinge von ihm. Aber ich werde ihn doch noch kritisieren dürfen, obwohl er in Köln Kultstatus besitzt und mir das immer negativ ausgelegt wird. Seine Statistik weist heute null Torschüsse auf. Damit können wir nicht zufrieden sein.“ Recht hat er.
 

Poldi und Schweini mussten viele Interviews geben.
 
Und dann wären da noch Poldi und Schweini. Die beiden Spaßvögel blieben im Spiel weitgehend blass (Ausnahme Schweinsteigers Freistoß, der zum 1:1-Ausgleich durch Lucio führte), hatten aber danach bei diversen TV-Interviews ihren Spaß. Schweini lobte die Kölner als gute Mannschaft“ und fühlte sich an die Partei vor 18 Monaten erinnert, in der er bei identischem Spielverlauf das 2:1-Siegtor erzielt hatte. Diesmal wurde er vorzeitig ausgewechselt und verpasste so den Trikottausch mit Poldi, der sich stattdessen das Textil von Weltmeister Lucio sicherte und nach dem Spiel versprach: Ich spiele die Saison auf alle Fälle für den FC zuende. Dann wird man weitersehen.“ Über das Spiel war Poldi sehr unzufrieden, weil wir verloren und wieder keine Punkte geholt haben“. Die muss der FC jetzt in Wolfsburg holen, will er nicht erstmals in dieser Spielzeit auf einem Abstiegsplatz landen.
 
Tobias Gonscherowski
 

Die Sommerpause ist vorbei und mit ihr die fußballlose Zeit. Jetzt rollt der Ball wieder in der Bundesliga. Mittendrin ist wieder einmal der 1. FC Köln, der zum dritten Mal in den letzten fünf Jahren die Rückkehr schaffte. Mit einem neuen Trainer, einer umgekrempelten Mannschaft und ihrem Publikumsliebling Lukas Podolski gehen die Domstädter in die neue Spielzeit. Die Vereinsspitze gibt den Klassenerhalt als Saisonziel aus. Wir hörten uns in der Brühler Innenstadt um und wollten von den Leuten wissen, was sie vom Traditionsclub erwarten.



 
Bernd Kranz:
 
Ich erinnere mich an den letzten Mai als in der 2. Liga drei Mannschaften mit dem Namen Rot-Weiß abgestiegen sind. Ich glaube, dass im nächsten Jahr drei Vereine mit einem 1. FC im Vereinsnamen aus der Bundesliga absteigen werden. Also Kaiserslautern, Nürnberg und Köln. Aber im Ernst: Ich hoffe, dass der FC diesmal die Klasse hält, aber mehr als Platz 13 ist trotz Podolski und anderer Leistungsträger nicht drin. Die rheinische Frohnatur wird sie vor einer besseren Platzierung bewahren.



 
Andreas Bahrenberg:
 
Ich hoffe, der FC steigt nicht direkt wieder ab. Aber der Enthusiasmus rund um den Verein ist groß, ich glaube, dass müsste reichen.
 
Sohn Markus:
 
Der FC wird 13. und steigt nicht ab. Meine Lieblingsspieler sind Lukas Sinkiewicz und Lukas Podolski.



 
Ralf Reinhardt mit Tanja Jansen und Jill:
 
Dass sie nicht absteigen. Die haben jetzt einen neuen Trainer, sind voll motiviert, das neue Stadion. Die WM steht vor der Tür, die gute Stimmung wird auf die Mannschaft überschwappen. Das macht ein paar Prozentpunkte aus. Sie werden in Zukunft keine Fahrstuhlmannschaft mehr sein.



 
Nils Knieper:
 
Dass sie auch ein paar Spiele gewinnen. Ich hoffe auf den 8. Platz, aber sie können auch Erster werden. Mein Lieblingsspieler beim FC ist Lukas Podolski.



 
Alexandra Tromsdorf:
 
Ich erwarte, dass sie wieder absteigen, hoffe aber auf den Klassenerhalt. Die Gesetzmäßigkeiten der letzten Jahre mit dem ständigen Auf und Ab sprechen für sich. Ganz wichtig ist, dass Podolski bleibt und nicht doch noch zu den Bayern geht. Dann schaffen sie vielleicht einen Mittelfeldplatz. Das würde den Verein dann auch für andere Spieler lukrativer machen.



 
Benjamin Kretzschmar:
 
Ich hoffe und erwarte, dass der 1. FC Köln in der Bundesliga bleibt. Lukas Podolski muss so viele Tore schießen wie in der 2. Liga. Ich hoffe, der neue Trainer Rapolder schafft es. Die Stimmung im Stadion ist sowieso immer gut.



 
Nunzio Bertolami:
 
Ich erwarte einen Mittelfeldplatz um Position 10 oder 11 herum. Alles andere ist unrealistisch. Die haben gute Leute, einen guten Trainer, eine gute Abwehr und eine sehr gute Stimmung. Podolski ist der Berühmteste, ob er auch der Beste ist, ist relativ. Ich glaube, es wird eine gute Saison für den FC. Sie steigen nicht ab.



 
Udo Malz:
 
Ich hoffe auf einen guten Platz im Mittelfeld zwischen Platz 10 und 14. Der neue Trainer macht einen guten Eindruck und hat ja in Bielefeld gute Arbeit geleistet. Sein Vorgänger Stevens war meines Erachtens nie richtig hier. Podolski und die Torhüter sind gut, ansonsten kann man niemanden hervorheben. Aber das ist nicht schlimm, man braucht keine Stars.



 
Mathilde Hillmann mit Enkelin Carolina:
 
Ich interessiere mich nicht für Fußball. Die sollen sich doch alle einen Ball nehmen, damit spielen und glücklich sein. Es müssen nicht 22 Leute hinter einem Ball herlaufen, das gibt nur Zankerei. Podolski? Den kenne ich nicht. Vom FC kenne ich nur noch den Overath von früher.



 
Markus Busar mit Tochter Giulia:
 
Wenigstens den Klassenerhalt, ich hoffe auf Platz 10 bis 12. Vielleicht schafft der FC die eine oder andere positive Überraschung. Aber es wird schwer. Mit dem neuen Umfeld, angefangen beim Präsidenten, dem neuen Trainer und dem Stadion, könnte es reichen. Die Mannschaft müsste aber noch verstärkt werden. Es fehlt ein Spielmacher und ein richtiger Abwehrchef.



 
Ilonka Hirtz:
 
Ich bin ja eher Fan von Fortuna Köln. Natürlich bleibt der FC in der 1. Liga. Sie können froh sein, dass sie Podolski behalten. Der ist eingefleischter Kölner, der muss nicht groß reden, der muss die Tore schießen.


Eine Umfrage von Tobias Gonscherowski (Text) und Bernhard Münch (Fotos).

 

Ein Scherz für Poldi" hatte Bild" am Tag vor dem Spiel frohlockt. Und der FC-Veteran sorgte dann in der Tat als ständiger Unruheherd mit dafür, dass Lukas Podolski im Traditionsderby gegen Borussia Mönchengladbach nach zuletzt schwächeren Leistungen sichtbar aufblühen und zum besten Mann auf dem Platz avancieren konnte. Ganz große Klasse war alleine Podolskis früher Führungstreffer. Technisch höchst anspruchsvoll (Gladbach-Trainer Köppel: Es gibt nicht viele Spieler, die das können.") verwandelte der Nationalstürmer eine Flanke von Christian Lell volley zum 1:0.
 

Wolfgang Niedecken ließ sich das Derby nicht entgehen.
 
Danach spielten die Geißböcke den Rivalen vom Niederrhein eine Hälfte lang an die Wand und hätten weitaus höher führen müssen als mit 2:0 (Torschütze Björn Schlicke). Nach dem Seitenwechsel änderte sich das Bild sehr zum Ärger von FC-Coach Uwe Rapolder. Die Domstädter stellten ihr Offensivspiel ein und verwalteten den Vorsprung, der nach dem Gladbacher Anschlusstreffer sogar noch in Gefahr geriet, mühsam über die Zeit.
 
Die Leistung in der zweiten Halbzeit hat mich enttäuscht", grantelte ein sichtlich geschaffter Rapolder nach dem Spiel. Einigen war wohl nicht bewusst, was ein 2:2 bedeutet hätte. Dann hätten wir hier schön etwas am Dampfen gehabt." Dann hätten die Statistikfreunde das vierte sieglose Spiel am Stück (inklusive Pokal) vorrechnen können. Dann wären die grandiosen ersten 45 Minuten schnell in Vergessenheit geraten. Und dann wäre der 1. FC Köln nicht als Nummer 1 am Rhein zum nächsten Derby nach Leverkusen gereist, sondern nur als Nummer 2 hinter dem ungeliebten Erzrivalen.
 
So aber grüßen die Kölner als Tabellen-Fünfter. Der Auftakt ist rundum gelungen und Optimismus macht sich breit. Das Ganze gepaart auch mit einem höheren Anspruchsdenken. Denn Uwe Rapolder will seinem Team seine Handschrift verpassen und nicht reinen Ergebnisfußball spielen lassen, selbst auf die Gefahr hin, dabei Lehrgeld zu zahlen. Mit den nötigen Punkten auf dem Konto fällt dies sicherlich leichter.
 

Seine Autogramme sind heiß begehrt: Lukas Podolski
 
Meine Mannschaft muss wissen, dass ich mehr erwarte", macht Rapolder Druck. Den bekam Christian Rahn zu spüren. Überhaupt nicht zufrieden mit dessen Leistung hatte Rapolder ihn aus dem Spiel genommen und sich direkt nach der Auswechslung für alle gut sichtbar ein gestenreiches Wortduell geliefert. Gravierende taktische Fehler" bescheinigte der Trainer dem Ex-Nationalspieler anschließend vor versammelter Presse. Gegen die erschreckend schwache Borussia fiel dies jedoch nicht ins Gewicht.
 
Tobias Gonscherowski
 

 

FC vor Wochen der Wahrheit

Wieder gut gespielt und wieder knapp gegen eine Spitzenmannschaft verloren. Vier Tage nach der unglücklichen 1:2-Niederlage im rheinischen Derby in Leverkusen blieb dem 1. FC Köln auch gegen den UEFA-Pokal-Teilnehmer Hertha BSC nur das Nachsehen. Trotz einer engagierten Leistung unterlagen die Schützlinge von Uwe Rapolder den abgezockteren Berlinern mit 0:1 im erstmals in dieser Saison mit 48.000 Zuschauern nicht ganz ausverkauften RheinEnergieStadion.
 

Stefan Wessels war der überragende Mann auf dem Platz.
 
Nach einem furiosen Beginn und einem offenen Schlagabtausch mit guten Chancen für beide Teams (Madsen und Podolski für den FC) übernahm die Hertha das Spielgeschehen und kam iherseits zu guten Tormöglichkeiten, die jedoch immer wieder vom überragenden Kölner Keeper Stefan Wessels vereitelt wurden. Nach dem Seitenwechsel sorgte dann Herthas Abwehrriese Alexander Madlung in der 52. Minute per Abstauber für das Tor des Tages und Berlins ersten Sieg in Köln seit 1974.
 
Trotz der vierten Niederlage in den letzten fünf Begegnungen sollte in Köln keine Panik aufkommen. Über weite Strecken der Partie erwiesen sich die Geißböcke als gleichwertiger Gegner. Punktemäßig sind wir noch immer im Soll", betonte auch Uwe Rapolder. Der FC-Trainer weiß aber auch, dass der Druck auf den Aufsteiger bei weiteren ausbleibenden Erfolgserlebnissen zunehmen wird. So war das Hertha-Spiel rasch abgehakt. Die Konzentration gilt den anstehenden Partien in Nürnberg, gegen Hannover und in Frankfurt. In diesen Spielen gegen die direkten Konkurrenten müssen wir unbedingt punkten", fordert Rapolder.
 
Überraschend hatte Rapolder gegen Hertha doch Andrew Sinkala aufgeboten, den er in Leverkusen nach etlichen haarsträubenden Fehlern und Querschlägern noch vor der Halbzeit aus der Mannschaft genommen hatte. In Normalform ist er dank seiner Beweglichkeit in defensiven Eins-gegen-Eins-Situationen unverzichtbar", begründete der Coach sein Festhalten am Sambier, der sich zwar verbessert, aber noch lange nicht in Topform zeigte.
 
Eine Grundvoraussetzung für bessere Resultate wird eine Stabiliserung der Abwehr sein. Und neben Sinkala ist auch bei Christian Rahn, Björn Schlicke und auch Lukas Sinkiewicz noch Luft nach oben. Ausgerechnet dem Jungnationalspieler unterlief ein Stellungsfehler, der zum Tor des Tages führte. Das muss in Nürnberg viel besser werden.
 
Tobias Gonscherowski
 

 

Sportlicher Tiefpunkt und Ärger um Podolski

Die offizielle Pressekonferenz nach dem Sonntagsspiel des 1. FC Köln gegen Hannover 96 war schon fast vorbei, da stellte ein Journalist dem Trainer der Niedersachsen die letzte Frage: "Herr Lienen, wie fühlen Sie sich persönlich nach diesem 4:1-Sieg in Köln?" Lienen reagierte wie er schon zu seinen Kölner Zeiten reagiert hatte. Er verzog das Gesicht und blickte sich fast hilfesuchend zum FC-Pressesprecher Rolf Dittrich um. "Versuchen Sie es an meinem Gesicht abzulesen", rang er sich dann sichtlich genervt ab.
 

Coach Uwe Rapolder war nach der Pleite bedient.
 
Sein Kölner Kollege Uwe Rapolder hätte in diesem Moment solche "Probleme" gerne gehabt. Statt nach drei Pleiten seiner Mannschaft in Folge und immer schlechter werdender Leistungen wieder zurück in die Erfolgsspur der ersten Spieltage zu finden, hatte der FC seinen sportlichen Tiefpunkt erreicht. Vorgeführt von einer Elf, die selbst zuvor in vier sieglosen Partien nur einen Punkt zusammengekratzt hatte.
 
Es stimmte fast nichts an diesem Herbstabend im ausverkauften RheinEnergieStadion. Einer zumindest noch ausgeglichenen ersten Hälfte folgte die Demütigung im zweiten Durchgang. Selbst die überraschende 1:0-Führung durch Albert Streit kurz nach dem Seitenwechsel brachte keine Sicherheit. Im Gegenteil. Sie weckte die 96er aus ihrer Lethargie und zwang die defensiv eingestellte Elf zu größerem Offensivdrang. Dass daraus dann binnen acht Minuten drei Tore und ein beruhigender Vorsprung resultierte und wenig später ein fast schon locker herausgespielter 4:1-Sieg, offenbart die Kölner Misere. Der FC ist nur noch ein willkommener Aufbaugegner für kriselnde Bundesligisten.
 
Als wäre die sportliche Darbietung nicht schon schlimm genug, musste sich Uwe Rapolder auch noch bohrende Fragen nach Lukas Podolski gefallen lassen. Den hatte der Coach wegen seiner unter der Woche aufgetretenen Verletzungsprobleme in den ersten 45 Minuten auf der Bank Platz nehmen lassen. Doch in den Katakomben polterte Poldi nach der Pleite los. "Ich war 100-prozentig fit. Ich habe das komplette Abschlusstraining am Samstag absolviert und mich auf das Spiel vorbereitet und gefreut. Doch dann kommt der Trainer eine Stunde vor dem Spiel zu mir und sagt, dass ich nicht spiele. Natürlich war ich deshalb wütend."
 

Fasst sich an den Kopf: Lukas Podolski.
 
Rapolder dagegen konterte, dass er Podolski schon am Vorabend vor dem Spiel in seine Pläne eingeweiht hätte. "Mit seinen Äußerungen lehnt er sich weit aus dem Fenster. Er tut sich keinen Gefallen damit." Es scheint als hätten der Trainer und sein Star wieder einmal Gesprächsbedarf. Als ob der FC angesichts der anhaltenden Erfolglosigkeit, angesichts des unglaublichen Verletzungspechs und angesichts der völlig frustrierten Fangemeinde nicht schon genug Sorgen hätte...
 
Tobias Gonscherowski
 

 

 

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